Das Zebra feiert 35 Jahre „Queergestreift“

Seit Mitte der 80er Jahre zeigt das Konstanzer Zebra Kino Filme aus der „queeren“ Welt und verzeichnet somit dieses Jahr ein bemerkenswertes Jubiläum: das vielfältige Film- und Veranstaltungsfestival feiert dieses Jahr 35 Jahre Diversität und bunte Lebendigkeit! Organisiert und kuratiert wird das Festival von einem sich stetig wandelnden Team aus ehrenamtlichen Menschen der Szene. Das Programm ist inzwischen vollständig veröffentlicht und der Ticket-Vorverkauf hat begonnen.

Mit dem Queergestreift Filmfestival möchten die Zebra-MacherInnen Machtverhältnisse und Diskriminierungen, aber auch das Bunte, das Lebendige und bahnbrechend Kreative sichtbar machen. Dabei soll das Festival eine selbstbewusste Entgegnung sein, die alte und neue – kontinuierliche – Widerstände zeigt, Vielfalt feiert und gesellschaftliche Verhältnisse in Bewegung bringt.

Spiel- und Dokumentarfilme mit abwechslungsreichem Rahmenprogramm

Los geht es am 28. September mit dem queeren Poetry-Slam im Kula. Nach dem großen Erfolg von 2020 wird Moderator Sven Hensel wieder mit dabei sein und durch den Abend führen. Auch die anderen weitreisende Slammer*innen stehen bereits fest: Christian Ritter aus Berlin, Rumo Wehrli aus Winterthur und zu sehr guter Letzt ist da noch Carro Göbel aus Heidelberg.

Neben der traditionellen „QueerParty“ am 1. Oktober im Kula und dem zum zweiten Mal stattfindenden „QueerSlam“ geht es vor allem musikalisch zu: eine eigens erstellte Auswahl von Musikclips als Spiegel der queeren Kulturgeschichte sowie ausgewählte Musikdokus werden zusätzlich von einem queeren Konzertabend unter dem Motto „Raw Queer Energy“ im Contrast am 7. Oktober gekrönt. Zugesagt hat bereits Sorah, eine Berliner Ausnahmekünstlerin, die in der Hip-Hop-Szene durch ihre starken Texte mit dem Schwerpunkt vor allem auf Gewalt, Sexismus und strukturelle Ungleichheit sowie dunklen Beats hervorsticht. Mit oldschool Hip Hop Vibes und Grimes Einschlägen mischt sie Rap und Gesang auf englisch, französisch und deutsch. Aufgewachsen in Großbritannien und Frankreich sowie mit englischen und algerischen Wurzeln ausgestattet, hat sie eine einzigartige multikulturelle Betrachtung auf gesellschaftliche Themen.

Hier einige Filme im Einzelnen:

Mit Swan Song (ab 29. September) wird der neue Film von Todd Stephens gezeigt, in dem Udo Kier – basierend auf einem realen Charakter – einen ehemaligen Friseur und Travestiekünstler spielt, der aus seinem grauen Alltag im Altenheim herausgerissen wird, als er das Angebot bekommt, eine frühere Bekannte für deren Bestattung zu frisieren und zu schminken.

Der diesjährige Berlinale-Eröffnungsfilm Peter von Kant (ab 30. September) ist eine Fassbinder-Hommage von François Ozon, in der er die melodramatische Heldin aus „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ und ihren Schöpfer, den bedeutenden deutschen Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, auf beeindruckende Weise als Figur verschmelzen lässt.

Die 18-jährige, an ADHS leidende Joanna, trifft in So Damn Easy Going (ab 1. Oktober) auf die charmante Audrey, die ihre bereits chaotische Welt noch weiter aus dem Gleichgewicht bringt. Die hinreißende schwedische Tragikomödie gewann den QueerScope-Debütfilmpreis und wird nur wenige Tage nach seiner Deutschlandpremiere in Konstanz gezeigt werden.

The Shiny Shrimps Strike Back (1. Oktober) ist die Fortsetzung der Komödie Die glitzernden Garnelen, die bei der Festivalausgabe 2020 als Auftakt zur letzten Queerparty zu sehen war. Das schwule Wasserballteam der glitzernden Garnelen landet dieses Mal auf dem Weg zu einer Meisterschaft in Tokio aus Versehen in Russland. Auch in diesem Jahr feiert sich das Festival, alle Filmliebhaber*innen und die Szene, nach dem Film auf der großen Queerparty am 1. Oktober im Kulturladen.

Das afrofuturistische Musical Neptune Frost (6. Oktober) begleitet Matalusa auf seiner Flucht aus Burundi in ein aus recycelten Computerteilen bestehendes Dorf, in dem er auf die intersexuelle Hackerin Neptune trifft.

Harri Shanahans Dokumentation Rebel Dykes (7. Oktober) über die feministische Punk-Bewegung in den 80ern in London, ist einer der Höhepunkte des thematischen Schwerpunktes über die besondere Bedeutung von Musik für die queere Szene. Direkt im Anschluss an den Film findet im Contrast im Geiste der Doku ein Konzertabend unter dem Motto „Raw Queer Energy“ statt.

In der Love-Dramedy Der Sommer mit Anaïs (9. Oktober) kann sich die 30-jährige titelgebende Protagonistin nicht zwischen ihren Liebhaber*innen entscheiden. Als sie ein Pärchen kennenlernt, ergibt sich daraus eine komplizierte Dreiecksbeziehung. Diese Matinee-Vorstellung wird in Kooperation mit dem „Heimathafen Konstanz“ gezeigt: Vor dem Film, der um 12 Uhr beginnt, gibt es im Zebra Kino bereits um 11 Uhr ein leckeres Frühstück (auf Spendenbasis).

Hard facts: Das Festival findet vom 28. September bis 09. Oktober 2022 im Zebra Kino Konstanz statt | Queerslam: Mittwoch, 28. September 2022 im KULA um 20 Uhr | Queerparty: Samstag, 1. Oktober 2022 im KULA um 23 Uhr | Queerkonzert: Freitag, 7. Oktober 2022 im Contrast um 23 Uhr.

Das gesamte Programm und den Vorverkauf gibt es hier .

MM/ans; Bild: Universal Pictures France