Demo gegen rechte Gewalt: Roger Tscheulin allein zu Haus

Die Vorbereitungen für die Demonstration gegen rechte Gewalt am 16.3. in Konstanz laufen auf Hochtouren und immer mehr Parteien und Initiativen schließen sich dem Aufruf an. Wer bis zuletzt gehofft hatte, auch die CDU reihe sich in das große Bündnis ein, sieht sich nun getäuscht. Nichts Neues bei den Christdemokraten: Sie wähnen die Initiative von antidemokratischen Kräften durchsetzt.

Die Absage von Roger Tscheulin, Fraktionsvorsitzender der Konstanzer CDU (s. Foto), ist deutlich genug. Seine Partei, so der Hardliner aus Dettingen-Wallhausen, habe „sich schon immer mit aller Entschiedenheit gegen nationalsozialistisches Gedankengut und das Agieren rechtsradikaler Kräfte eingesetzt. Auch in Zukunft wird die CDU mit aller Konsequenz rechtsradikalen Tendenzen entgegentreten“. Zur Untermauerung dieser Aussage verweist Tscheulin auf die Ansprache von Angela Merkel bei der Trauerfeier für die Opfer der braunen Mordserie.

Warum seine Partei aber nicht den Aufruf für die Demo am 16.3. mittragen will, begründet der CDU-Mann so: „In der Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus wird die CDU auch weiterhin mit demokratischen und auf dem Boden der Verfassung stehenden Vereinigungen und Organisationen zusammenarbeiten. Weiterhin werden wir das Eintreten gegen Neonazis und deren Gedankengut nicht zu pauschaler Kritik an Ermittlungsorganen wie zum Beispiel der Staatsanwaltschaft Konstanz instrumentalisieren lassen. Wir sehen uns aus diesen Gründen nicht in der Lage, den von der VVN-BdA vorgelegten Text zu unterzeichnen.“

Damit lehnt sich Tscheulin sehr weit aus dem Fenster und unterstellt im Umkehrschluß all jenen, die den Aufruf zur Demonstration unterstützen – mit dabei auch FGL, SPD, FDP, Linke, Konstanzer Friedensinitiative, Contrast JugendKultur, IG Metall, Ver.di, Emanzipatorische Gruppe, Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“, Alevitischer Kulturverein, junges Theater Konstanz, Stolpersteine für Konstanz – sie würden sich von Antidemokraten für ihre Zwecke missbrauchen lassen. Eine gewagte Einschätzung, die sich der Konstanzer CDU-Chef besser verkniffen hätte und die von vielen Unterzeichnern des Aufrufes als dreist empfunden wird.

Mittlerweile regen sich aber auch in der CDU kritische Stimmen gegen die unqualifizierten Äußerungen ihres Fraktionsvorsitzenden. Roger Tscheulin, heißt es, habe sich und seiner Partei mit seinen Unterstellungen einen Bärendienst erwiesen.

Und weiterhin gilt: Demonstration gegen rechte Gewalt. Freitag, 16.März 2012. Beginn 16 Uhr am Landratsamt Konstanz. Kundgebung um 17 Uhr auf der Konstanzer Marktstätte.

Autor: H.Reile