Der Bagger rollt an
Mit reichlich Verspätung haben gestern die Sanierungsarbeiten am Konstanzer Rheinsteig begonnen. Eine der stadtauswärts führenden Fahrspuren ist teilweise schon gesperrt – weitere Absperrungen werden in den nächsten Tagen folgen. Dieser erste Bauabschnitt dauert bis zum November 2017. Bis dahin werden Kanalarbeiten am Webersteig bis in den Rheinsteig hinein durchgeführt. Später wird der Autoverkehr stadteinwärts einspurig über die am Rhein liegende Spur geführt – die Durchfahrt von der Unteren Laube ist dann nicht mehr möglich, auch die Einfahrt über die Klostergasse in die Niederburg ist dann verbaut, Radfahrer und Fußgänger werden während der Bauarbeiten gänzlich vom Rheinsteig ausgeschlossen.
@ Luana Thalmann
Das sehe ich doch ein wenig anders. Man sollte nicht allen Politikern immer und überall Ignoranz und Profitdenken unterstellen. Manchmal unterliegen Stadtpolitiker einfach falschen Einschätzungen oder sie hängen unpopulären Träumen nach. ( Beipiel: Das beste für eine Stadt ist wenn die Wirtschaft boomt ) Sie haben sich vielleicht auch einfach von den falschen Leuten oder nicht richtig beraten lassen. (Beispiel: Bodensee-Forum) Oder sie haben etwas als Nebensache abgetan, was für eine große Anzahl von Menschen aber eine Hauptsache war. (Beispiel: Fällung der Pappelallee am Seerhein) Oder es fehlt Ihnen einfach an einer zündenden Idee. (Beispiel: Lärmbelästigung am Rhein- und Seeufer)
Dann sollte man sie davon überzeugen, dass etwas falsch läuft oder selber Politikerin werden oder eine Initiative starten. (Beispiel BUND Initiative zur Wohnsituaton in Konstanz).
Oft fehlt einfach ein umsichtiger kluger Kopf an der Spitze der Stadt, der das Feingefühl dafür hat, in welche Richtung eine vernünftige Diskussion und Planung gehen muss.
Die Frage, welches Verkehrskonzept die Stadt mit viel Geld für umfassende und bleibende Baumaßnahmen auswählt, ist so eine Frage. Sie wurde im Gemeinderat und den Fraktionen diskutiert, aber der Öffentlichkeit erst vorgestellt, als alles schon festgelegt war.
Eine rechtzeitige Bürgerbeteiligung ersetzt keine politischen Entscheidungen, aber sie lässt den Entscheidungsträgern Zeit und die Möglichkeit, sich zu informieren und Fehler wie die oben genannten zu vermeiden.
Wer daran nicht glauben mag und dieses wertvolle Instrument zur demokratischen Entscheidugsfindung als „Feigenblatt“ betrachtet, kann es meiner Meinung nach gleich wieder abschaffen bevor es sich bewähren konnte. Damit lässt man aber dann auch alle Hoffnung in demokratische Prozesse fahren.
@ Christel Thorbecke
… weil die sogg. Bürgerbeteiligung nur ein Feigenblatt ist.
Es geht wie immer um knallharte Umsatzsteigerung bzw. Erhalt + Gewinn!
Ob da gesunde Bäume stehen oder die Bürger und Bürgerinnen eine Verkehrsberuhigung bevorzugen, steht vielleicht zur Debatte, wird jedoch nicht realisiert (Sachzwänge und das berühmte Argument: Arbeitsplätze!).
Wieviel Gewerbesteuer zahlen denn all die Shoppingmalls und Filialisten? Soweit ich unterrichtet bin, zahlen nur die Einzelhändler, die in Konstanz ihren Sitz haben.
All die Verkehrs- und andere Belästigung durch den überbordenden Konsum füllen nur wenige Taschen. Die Stadt profitiert davon nicht, denn der Konsum kostet und das nicht wenig.
Es ist wie gehabt: Gewinne für Wenige – die Schäden zahlt die Gemeinschaft derer, die Steuern zahlen und mit all dem Unerwünschten leben!
Die Sache selbst ist schon unfassbar: Der einzige vernünftige Zugang in die schöne linksrheinische Altstadt westlich der Laube und die natürliche Verbindung zwischen Niederburg und Rheinufer wird für länger als ein Jahr und zwar für alle (!) versperrt. Selbst wenn es nur um Verbesserungen des Straßenbelages und Kanalerneuerungen ginge, wäre das hart zu ertragen – aber es ließe sich in Etappen lösen und es stünde ein Sinn dahinter. Wofür das alles? Es geht nicht um die Umwandlung des Rheinsteiges in eine verkehrsberuhigte Zone ( wie es vor Zeiten einmal als ein menschenfreundliches Konzept in Betracht gezogen wurde) auf die wir uns dann freuen könnten. Es geht hier nur um die Verwirklichung des sagen-umwobenen, vor Jahrzehnten erfundenen C- Konzeptes. Die begann schon lange vor dem Bagger mit der frühzeitigen Fällung von acht gesunden Bäumen auf dem Rheinsteig und findet nun seine Fortsetzung in einer Dauerbaustelle. Was dabei heraus kommen wird? Die motorisierten Verkehrsmassen sollen zwischen Lago und Rheinsteig hin- und hergeschoben werden. Die Fußgänger und Radfahrer werden dafür vor dem Bahnhof freien Auslauf bekommen.
Wollen wir das so? Unser neuer engagierter Verkehrsbeauftragter jedenfalls hat zwar nichts gegen das C- Konzept einzuwenden, aber er ließ keinen Zweifel daran, dass es sich eben nur um ein Konzept handelt, das bestimmt, auf welche Weise der motorisierte Verkehr um die schöne alte Stadt herumgeführt wird. Eine Lösung für den täglichen Stau und die Parkprobleme könne man davon nicht erwarten.
Aber ist das nicht heute das oberste Ziel eines Verkehrskonzeptes?
Warum gab es gerade zu diesem existentiellem Thema keine aktuelle „Bürgerbeteiligung“ ? Das alles hätte einer breit angelegten Prüfung und Diskussion zwischen Bürger / Bürgerinnen, Fachleuten und Politikern bedurft, bevor der Gemeinderat dann entscheidet und die Bagger anrollen.