Der Boykott erreicht den Bodensee
„Aus unterrichteten Kreisen haben wir erfahren, dass MTU (RRPS) wegen der Ukrainekrise und dem Waffenembargo gegen Russland einen Auftrag über Panzermotoren der Baureihe MB 838 im Wert von etwa 21 Millionen Euro nicht ausliefern kann.“ So die Macher des stets informierten Blogs ‚Waffen vom Bodensee“ in ihrem jüngsten Beitrag. seemoz ist dieser, in diesen Tagen hoch brisanten Meldung in Friedrichshafen und anderswo nachgegangen
Die „Rolls-Royce Power Systems AG“, RRPS, vormals MTU in Friedrichshafen und Tochtergesellschaft des Airbus-Konzerns, vormals EADS, bleibt trotz Namensänderung vor drei Monaten das, was sie immer schon war: Nicht nur Motorenlieferant für Schiffe, LKWs und Flugzeuge, sondern eben auch weltweit größter Hersteller und Lieferant von Panzermotoren (s. Ausschnitt aus dem offiziellen Firmenkatalog als Teaserfoto).
In dieser Eigenschaft trifft das Unternehmen die aktuelle Embargopolitik von EU, Nato und USA gegenüber Russland besonders heftig. Ohne Einzelheiten zu nennen, bestätigt ein Firmensprecher, dass „wir uns an Vorschriften und Gesetze halten und deshalb auch von den gegenwärtigen Sanktionen der Bundesregierung betroffen sind.“ Nicht bestätigen mag Pressesprecher Gutemann allerdings den Panzerdeal (http://www.waffenvombodensee.com/). Er flüchtet sich in die, in solchen Fällen üblich gewordene Sprachregelung: „Solche Meldungen kann ich weder kommentieren noch dementieren“.
Gleichgültig, ob es sich nun um die Baureihe MB 838 oder MB 833 handelt – da sind die whistleblower nicht ganz einig: Beide Motorentypen sind für Panzer gemacht, für den Tanque Argentino Mediano (TAM, mittelschwerer Panzer aus Argentinien, basiert auf dem Schützenpanzer Marder, auch ein deutsches Qualitätsprodukt) oder den Leopard 1-Panzer, den Exportschlager der deutschen Rüstungsindustrie, aber auch für französische und in Italien eingesetzte Panzer – wundern darf man sich über diese Waffenlieferung allemal: Was sollten solche Panzermotoren in Russland oder anderswo?
Gleichgültig auch, ob es doch noch zu einer solchen brisanten Auslieferung kommt oder nicht: Wie man hört, stehen neue Abnehmer für die Panzermotoren in Friedrichshafen schon Schlange: Favorit scheint derzeit das Militär in Mosambik zu sein – der südostafrikanische Staat hat gerade gestern nach zweijährigen Kämpfen einen Waffenstillstand mit der früheren Rebellenbewegung Renamo geschlossen. Eher wohl ein Anzeichen, dass es sich um ein militärisches Krisengebiet handeln dürfte, in das deutsche Rüstungsexporte doch eigentlich nicht erlaubt sind.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
Texte zum Thema:
29.08.2012: Proteste gegen Bombengeschäfte
20.08.2012: Krieg als Normalzustand? Und der Protest dagegen
Man kann das mitleidvolle scheinheilige Gejammer der Spitzenpolitikern über die vielen Kriege und dessen Opfer nicht mehr hören. Auch in unserem Land werden Tötungsmaschinen gefertigt, woraus 18% der Werktätigen ihr Lohn und Gehalt beziehen. Da gibt es auch für die Werktätigen keine Skrupel, hieraus ihr Blutgeld zu beziehen. Die Hilfe für alle die vom weiteren und zukünftigen Kriegen betroffen sind, besteht in der Hauptsache darin, dass keinerlei Waffen mehr produziert werden, und dabei können wir nur zuerst im eigenen Land anfangen. Das gebietet schon die Ehrfurcht für alle Gefallenen der letzten letzen Weltkriege und aller blutigen Kriege davor. Mit den in allen Orten zusehenden Denkmälern für die Gefallenen ist es nicht getan.
Beschämend, wie unsere Wirtschaft Waffen produziert und die Politiker beklagen die Toten der Konfliktherde. Ja, solange es nicht deutsche Waffen sind, dürfen die Politiker weiter klagen.