Der EurOpa-Preis war schon vorher heiß
Ruth Bader, rührige Frontfrau bei der Gestaltung der Konstanzer Konzilfeierlichkeiten, sorgte während der Gemeinderatssitzung letzte Woche zwischenzeitlich für Irritation, die aber schnell versandete. Sie hatte zur Vorstellung des Konzilspreises geladen, obwohl darüber erst der Rat diskutieren und beschließen sollte. Tatsächlich ein Versehen?
Einige VolksvertreterInnen staunten nicht schlecht. Bereits einen Tag vor der Gemeinderatssitzung flatterte ihnen für den 5. November eine Einladung zu einem „Festakt“ ins Haus. Man möge sich „anlässlich des Jahrestages der Konzileröffnung“ vor exakt 600 Jahren im Steigenberger Inselhotel einfinden. Dort, so ist dem Text weiter zu entnehmen, halte Bundestagspräsident Norbert Lammert die Festrede und anschließend werde „zu diesem Anlass der Konstanzer Konzilspreis vorgestellt“.
Dabei stand die Auslobung des Preises noch gar nicht fest. Frau Bader (s. Foto) sprach bei der Ratssitzung von einem „Versehen“ und erklärte: „Das nehme ich voll und ganz auf meine Kappe“. Das war es dann aber auch, nur vereinzelt war im Rat leises Murren zu hören über das Vorgehen der Jubiläumsorganisatorin. Sichtbar erleichtert ging Bader flugs dazu über, in einem ewig langen Monolog die Wichtigkeit der Feierlichkeiten hervorzuheben und dem herbeigesehnten Konzilspreis allerhöchste europäische Bedeutung anzudichten.
Wie immer ruhte dabei OB Burchardts wohlgefälliges Auge auf seiner Untergebenen. Wer so laut trommelt und trompetet im Auftrag der Stadt, auch wenn die Töne beim Versuch der historischen Einordnung des Konstanzer Konzils äußerst bemüht daher kamen, dem gilt allemal sein uneingeschränktes Wohlwollen. Selbstredend, dass auch er sich mit Nachdruck für die Initiierung des Konzilspreises aussprach und gleichzeitig seiner Verwunderung Ausdruck verlieh, wie man überhaupt darauf kommen könne, das Vorhaben zu kritisieren und sich als neuzeitlicher Ketzer zu gebärden.
Und so nimmt die Preis-Narretei ihren vorgeschriebenen Weg. Schon der Titel „Europäischer Konzilspreis der Stadt Konstanz“ reißt einen spontan vom Hocker und wird die Medienlandschaft in allerhöchste Aufregung versetzen. Weiterhin höchst geheim bleibt allerdings die Besetzung des munter aufgeblähten Stiftungskuratoriums, das aus rund 40 Personen bestehen soll. Die Begründung für das klandestine Vorgehen las sich schon in der Vorlage am 25.9. so: „ .. um eine öffentlichkeitswirksam inszenierte Vorstellung des Preises im Rahmen des Festaktes am 5.11.2014 zu ermöglichen“. Bereits Ende September war man sich also absolut sicher, dass der Gemeinderat bei seiner Sitzung am 16.10. das Projekt mehrheitlich abnicken und durchwinken würde. Frau Baders Vorankündigung ein Versehen?
Wer sich die Liste der vorgeschlagenen Kuratoriumsmitglieder anschaut, trifft auf Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Medien, Wissenschaft, Kultur und Religion. Da auch wir nichts verraten dürfen, wollen wir es bei Andeutungen belassen und geben die infantile Heimlichtuerei als Rätselaufgabe an unsere LeserInnen weiter. Wer also versteckt sich hinter folgenden Honoratioren, die wir ausgesucht haben? Ein Minister, der nicht mehr gut zu Fuß ist; ein anderer, den man öfter in Konstanz antrifft; eine Geschäftsfrau, deren Milliardenvermögen dem Verkauf von Verbindungselementen zu verdanken ist; zwei Führungskräfte hiesiger Bildungseinrichtungen; ein pensionierter kirchlicher Würdenträger, der auch heute noch Frauenkleider trägt; ein erfolgreicher Unternehmer aus der Drogerie-Branche; eine Inselbewohnerin, die täglich zum Frühstück eine Rose verzehrt und ein hochrangiger Vertreter der Tageszeitung vor Ort. Soweit unsere illustre Auswahl.
Strengen Sie sich an, hirnen Sie im Kreis Ihrer Lieben oder bemühen Sie Ihren Telefonjoker. Wer uns die richtigen Namen nennt, darf am 5.11. mit uns zum Festakt ins Inselhotel. Denn dafür haben wir (noch) eine Einladung für zwei Personen. Einsendeschluss dieses hochbrisanten seemoz-Rätsels ist der 1.11.2014.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: Holger Reile
Nee, kein Interesse. Die Honoratioren wollen doch wohl gerne unter sich sein.