Südkurier: Bauernopfer Lünstroth
Nach rund neun Jahren ist Michael Lünstroths Zeit als Redakteur beim Südkurier wohl endgültig abgelaufen. Kaum vorstellbar, dass sich daran noch was ändert. Es sieht so aus, als unterwerfe sich sein Arbeitgeber auch wirtschaftlichen Interessen und sei bereit, dafür einen verdienten Mitarbeiter über die Klinge springen zu lassen. Damit aber würden die Verantwortlichen beim Südkurier fahrlässig die Reste ihrer journalistischen Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen. Ein Vorgang, der vermutlich weit über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen sorgen wird.
Mittlerweile ist hinreichend belegt: Lünstroths Berichterstattung über das Scala-Kino wurde ihm zum Verhängnis. Mehrfach hatte der Redakteur über Wochen hinweg die Verwaltungsoberen für ihre Untätigkeit gegeißelt. Seiner Meinung hätte sich vor allem CDU-Oberbürgermeister Uli Burchardt intensiver für das beliebte Kultkino einsetzen sollen. Da dem nachweislich nicht so war, attestierte Lünstroth dem Rathauschef mangelndes Gespür für die Bedürfnisse eines großen Teils der Bevölkerung. Der Fall Scala zeige, so der Journalist sinngemäß in einem seiner letzten Texte, wie weit sich Burchardt mittlerweile von der Realität entfernt habe.
Daraufhin, so vertrauliche Meldungen aus dem Rathaus, drohte dem Hausherrn schier die Halsader zu platzen. Denn eines kann Burchardt gar nicht ab: Kritik an seiner Amtsführung, die nach Ansicht kommunalpolitischer Beobachter zunehmend autokratische Züge anzunehmen drohe. Vordergründig gebe er sich jovial und charmant, aber mit Geschick sei es ihm gelungen, weite Teile des Gemeinderates auf seine Seite zu ziehen und weitgehend ruhig zu stellen. Das, so ein weiterer Vorwurf, habe mit dazu beigetragen, dass der Ruf dieses Gremiums innerhalb der Bevölkerung so schlecht sei wie schon lange nicht mehr.
Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit
Lünstroths grundsätzliche Sympathien für den Erhalt des Scala und gegen eine weitere Total-Verramschung der Innenstadt waren ausschlaggebend für seine berufliche Kaltstellung. Die Degradierung des angesehenen Kollegen wirbelte verlagsintern viel Staub auf, der sich aber zum Leidwesen der Geschäftsführung zunehmend durch die Türritzen zwängt und nun stückweise die Öffentlichkeit erreicht. Nach Informationen mehrerer Verlagsmitarbeiter, die verständlicherweise ihre Namen nicht auf seemoz lesen wollen, gab es zum aktuellen Fall bereits eine Versammlung.
Dort soll Chefredakteur Stefan Lutz erklärt haben, Lünstroth habe sich bei seiner Scala-Berichterstattung nicht an die „journalistische Sorgfaltspflicht“ gehalten. Konkreteres war von den Informanten nicht zu erfahren, denn viele fürchten um ihren Arbeitsplatz. Auch der Betriebsrat schweigt – noch. Zumindest bis Morgen, denn dann findet erneut eine Abteilungsversammlung statt, auf der sich Chefredakteur Lutz und auch Lokalchef Jörg-Peter Rau zur Causa Lünstroth erklären wollen. Rau wird seinem Redaktionskollegen wohl nicht allzu überzeugend zur Seite stehen. Denn der Leiter der Lokalredaktion, der als Regionalleiter auch für alle Lokalausgaben des Südkurier im Landkreis Konstanz redaktionell verantwortlich ist, möchte auf der Karriereleiter seines Arbeitgebers gerne noch ein weiteres Stück nach oben und fällt seit Jahren eher dadurch auf, bei seinen Vorgesetzten auf keinen Fall anzuecken.
Interessant wird auch sein zu beobachten, wie die festen und freien MitarbeiterInnen des Südkurier auf die Attacke gegen Meinungs- und Pressefreiheit reagieren. Haben sie den Mut, ihre Stimmen zu erheben und ihrem Kollegen Lünstroth öffentlich beizustehen oder kuschen sie und verfahren nach dem Prinzip der drei Affen? Zu fragen bliebe auch: Wie verhält sich die kritische Bürgerschaft, zu der sich auch die Initiative für den Erhalt des Scala-Kinos zählt, die sich trotz der Schließung des Scala verpflichtet fühlt, dem Ausverkauf ihrer Stadt nicht weiterhin tatenlos zuzusehen?
Eine Hand wäscht die andere
Längst hat sich herumgesprochen, dass die Stadt Konstanz beabsichtigt, ein eigenes Amtsblatt herauszugeben, das jeden Haushalt erreichen soll. Die Diskussion darüber blieb auch dem Südkurier nicht verborgen, der bisher für den Abdruck öffentlicher Bekanntmachungen der Stadt jährlich rund 70 000 Euro in Rechnung stellen durfte. Mit einem Amtsblatt fiele dieses lukrative Zusatzgeschäft weitgehend weg. Damit sich der drohende Verlust in Grenzen hält, hofft der Südkurier, das zukünftige Amtsblatt drucken und auch verteilen zu können.
Darüber scheinen bereits einvernehmliche Gespräche zwischen der Stadtverwaltung und dem Südkurier-Verlag stattgefunden zu haben, denn man möchte es sich mit dem einflussreichsten Meinungsmacher vor Ort ja nicht verscherzen. Um den angedachten Deal nicht schon im Vorfeld zu gefährden, machte es sich natürlich gar nicht gut, dass Redakteur Lünstroth mit seiner Verwaltungsschelte in Sachen Scala sozusagen zur Unzeit der städtischen Verwaltungsspitze an den Karren gefahren war und somit dazu beigetragen hat, die Stimmung zwischen Rathaus und Südkurier-Management zumindest kurzfristig in den Keller sacken zu lassen.
Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um annehmen zu dürfen: Michael Lünstroth erschwerte mit seiner journalistischen Berufsauffassung, zu der auch Kritik und kontroverse Debatten gehören, ein sich anbahnendes Geschäftsmodell und soll nun, um den Burgfrieden zwischen den Hauptakteuren wieder herzustellen, im Gegenzug als eine Art Bauernopfer zum finalen Abschuss freigegeben werden.
H. Reile
Was mit Herrn Lünstroth passiert, ist unglaublich. Es passt aber ganz klar in das Bild, das ich mir schon seit einiger Zeit von Herrn Burchardt mache: Ein „Bübchen“, das immer im Verborgenen sein Süppchen kocht, aber um so gefährlicher für demokratisches Denken ist.
Sollte es tatsächlich eine Verbindung zwischen dem Südkurier und der Stadtverwaltung Konstanz gegeben haben, die Einfluss auf die Berichterstattung von Herrn Lünstroth genommen hat, dann ist es nicht weit her mit der Meinungsfreiheit in der Berichterstattung beim Südkurier.
Dann ist einerseits die Glaubhaftigkeit des Südkuriers, zumal er in Konstanz eine Monopolstellung behauptet, in Frage zu stellen. Andererseits wäre es ein trauriges Zeugnis für die Vertreter unserer Stadt, mit Kritik umzugehen.
Es ist nicht wünschenswert, dass der Südkurier als Amtsblatt der Stadt Konstanz missbraucht wird.
Wir brauchen eine Berichterstattung, die unabhängig und mutig die Dinge beim Namen nennen kann.
Ich würde es als ein Zeichen von Größe und Souveränität ansehen, wenn alle beteiligten Seiten sich an die eigene Nase packten und offen das Thema diskutierten und es nicht auf dem Rücken eines einzelnen Redakteurs austragen würden.
Ich beglückwünsche Herrn Lünstroth für seine bisherige Berichterstattung. Er steht meiner Meinung nach für einen guten und kompetenten Journalismus, der Mut hat auch unbequem zu sein.
Dominik Böhringer
Tja, was denn nun? War der letzte Kommentar von Herrn Lünstroth der Redaktion vor dem Druck bekannt oder nicht? Werden sämtliche Artikel vor Erscheinen überprüft/zensiert/geglättet? Oder sucht nur ein/e Lektor/in nach den üblichen Fehlerchen? Dass auch nur eine Zeile ungeprüft in Druck geht, ist im Konstanzer Klüngel-Sumpf kaum vorstellbar. Sollte dieser Kommentar mit Kenntnis der Redaktion gedruckt worden sein, war man sich auch über die Folgen klar, das Donnerwetter vom Thron. „Das Ende ist nahe“, schrieb Herr Lünstroth und meinte sicherlich nicht sein eigenes. Aber egal ob mit oder ohne Wissen der Verantwortlichen: Solidarität sieht anders aus. Wir LeserInnen haben ein Recht auf kritische Berichterstattung. Es wird Zeit für eine Stellungnahme des SK und für eine von Herrn Lünstroth, ungeachtet der Befindlichkeiten eines sich selbst überschätzenden Amtsinhabers. Und zwar bevor es in der Gerüchteküche weiter brodelt. Das sich inzwischen eingebürgerte Gruppenkuschen auch in der Mehrheit des Rates muss endlich ein Ende haben. Die BürgervertreterInnen sind u. a. dazu verpflichtet, als Kontrollorgan des Oberbürgermeisters zu fungieren und dann zu handeln, wenn dieser seine Kompetenzen überschreitet.
Wer bitte wundert sich wirklich über diesen rein zufälligen Zusammenhang zwischen der Causa Lünstroth und dem so urdemokratischen wie hochtransparenten Wirken unseres Stadtführers bzgl. Scala-Drogerie? Jeder zünftig tickende Mensch, so er denn ein echter Ureinwohner ist, weiß um die große Zuverlässigkeit verantwortungsschwangerer Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung und Presse an diesem unseren schönen See, wenn es um übergeordnete, zugegeben nicht jedem zugereisten Unwissenden verständliche, jedoch für das große Ganze unverzichtbaren Gesamte wie auch Notwendige geht, bla bla bla, jedenfalls steht Eines für die nicht an hoffnungsloser Blödigkeit erkrankten fest: 1. Wir leben in der Provinz. 2. Die Sache stinkt, wie so oft im empathiebefreiten Hinterland (nicht minder uninspirierter Kapitalen) üblich, gewaltig. Und zwar wie immer vom Kopf. In diesem Fall sogar von wenigstens zwei Köpfen. Sprich: Es gibt sie noch, die Verleger alten Schlages (und Schmisses) und: die guten alten Dinge (des Kapitalismus‘ altersbedingt überholter Schule).
Beides war und ist allerdings in Wirklichkeit natürlich große Scheiße! Wie in diesem Beispiel die Erwartung regionaltypisch unfassbar fragwürdiger Urteile von Arbeitsgerichten wie die berühmte Klinge, über die denn wohl zu springen befohlen wurde. Danke im Voraus schon mal an alle Kollegen für die große Solidarität (sorry, Scherz auf Kosten alternativlos verbleibender Befehlsempfänger).
Wollt Ihr den totalen Provinzialismus? Willkommen in Konstanz.
Liebe Christel, ich kann Deinem Kommentar voll und ganz zustimmen. Unverständlich, dass nur die FGL gegen diesen Kuhhandel gestimmt hat, der im Rahmen der Gemeinderatsreform zwei Themen verquickte, die gar nichts miteinander zu tun hatten. Lünstroth hat dies deutlich kommentiert – und in dieser Angelegenheit auch ›seemoz‹ links überholt. Die Frage an den OB, ob er der Meinung sei, dass die unter solchen Umständen verabschiedete Gemeinderatsreform eine vertrauensbildende Massnahme sei und ein pos. Zeichen für eine von vielen defizitär angesehene Bürgerteilhabe, wurde mit dem Hinweis auf die hohe Zufriedensheit der Konstanzer mit ihrer Stadt beantwortet, wie jüngst von der Uni erhoben. Wenn diese jedoch in allen Lebensbereichen so hoch wäre, könnte man sich eigentlich eine gewisse Souveränität im Umgang mit Kritikern erlauben . . . Nun ist die Lokalpresse und die Stadtspitze gleichermaßen gefordert, sich zu äußeren, ob die Angelegenheit so gelaufen ist, wie hier beschrieben.
Mich würde sehr eine Liste all derer interessieren, die seit der Scala-Initiative mundtot gemacht und behindert werden. Herr Lünstroth als Lokaljournalist ist der eine. Wie viele sind es noch im Gemeinderat, in der Bürgerinitiative? Es liegt in der Luft, dass in der Stadt Konstanz eine raue Umgangssitte herrscht – wohlgemerkt „herrscht“, denn es geht um ein Beherrschenwollen und Abwürgen dessen, was die Bürger nicht stadtregentenkonform wollen. Ich fürchte, die Stadt Konstanz ist voll dabei, sechshundert Jahre nach dem Konzil wieder eine wüste Geschichte zu schreiben und jemand wird wieder Köpfe rollen lassen und als alleinherrschend in die Geschichte eingehen.
Mein Anliegen ist ein Lokalteil, der sich durch unabhängigen und kritischen Lokaljournalismus auszeichnet. Wenn ich mit verwaltungskonformen Presse-Mitteilungen zufrieden bin, brauche ich den Südkurier nicht, dann reicht mir in der Tat ein Amtsblatt.
Weil mir ein auffälliger zeitlicher Zusammenhang zwischen einem erfrischend klaren Kommentar zum Thema „Scala-Kino“ und der nachfolgenden „Sprachlosigkeit“ Herrn Lünstroths zu bestehen schien, habe ich schon beizeiten beim Südkurier mehrfach nachgefragt, warum ich meinen geliebten Lünstroth so lange entbehren muß und daß ich bitteschön bald wieder was von ihm lesen möchte.
Mehrfache Erklärungen seitens des Südkuriers, daß der zeitliche Zusammenhang zufälliger Natur sei, da Herr Lünstroth derzeit eine interne Aufgabe wahrnehme, haben mich nicht zufriedengestellt.
Der Chefredakteur hat gestern (13.06.) mir durch sein Vorzimmer ausrichten lassen, daß er kein Gespräch mit mir führen möchte.
Schön fände ich, wenn der Eine oder die Andere sich ebenfalls bei Südkurier-Lokalredaktionsleitern, Chefredakteuren und ihren Stellvertretern, Chefs und Chef-Chefs dafür einsetzen würde, daß wir uns alle möglichst bald wieder an Herrn Lünstroths spitzer Feder erfreuen können.
Dies würde m.E. allen Beteiligten nützen:
– mir als politisch interessiertem Leser mit einem kritischen und
unabhängigen Journalismus auch im Lokalteil des Südkuriers,
– dem Südkurier, weil ich den Südkurier nicht wegen dem kaufe, was ich in allen anderen Zeitungen auch lesen kann, sondern weil mich der Lokalteil interessiert,
– auch demjenigen, der eventuell mal Fett abkriegt, weil er sonst keine Rückmeldungen bekommt zu seinem Tun und dessen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Ich will meinen Lünstroth wieder haben!
Franz-Josef Stiele-Werdermann
Hallo Frau Thorbecke,
vieleicht sollte man den 2. Teil des Kuhhandels noch vorstellen: Es handelt sich wohl um den neu geschaffenen „Ältestenrat“, ein Gremium mit der Notwendigkeit eines zweiten Kropfs
Lieber Herr Reile, jetzt dürfen wir sehr gespannt sein! Danke für die interessanten Informationen aus dem Innern des Südkurier!
Zum „Kuhhandel“ erlauben Sie mir noch die Klärung eines Missverständnisses: ob die 700 € als Aufwandsentschädigung berechtigt sind oder nicht, will ich nicht beurteilen. Das ist eine unschöne Debatte. Kuhhandel nennt man es aber, wenn zwei voneinander völlig unabhängige Waren nur in einem Paket zu haben sind. „Ich gebe Dir das, was Du so gerne hättest aber dann musst du das andere dazu kaufen.“ Das geht eigentlich nur auf dem Marktplatz, nicht im Parlament! Deswegen heißt es ja Kuhhandel.
Dass man in diesem Fall nicht das eine ablehnen und das andere befürworten konnte, war gegen die Regeln demokratischer Abstimmungspraxis und lässt leicht Verschwörungstheorien erblühen… Diesmal auch bei mir! Lünstroth hatte gerade diese unsinnige Verknüpfung kritisiert und war danach verschwunden.
und vielleicht können die SK’ler bei der Betriebsversammlung ihre ‚Chefs‘ daran erinnern – wie wichtig es ist, dass eine Verlagsleitung zu IHREN Mitarbeiterinnen steht – oder die Mitarbeiterinnen stehen irgendwann einmal nicht mehr zu ihren Chefs…
Hallo Frau Thorbecke,
Zur Sache kann ich Ihnen vorab verraten: In der Causa Lünstroth brodelt es beim Südkurier wie selten zuvor. Um 11 Uhr ist Betriebsversammlung und viele SK-KollegInnen werden darauf drängen, das über Lünstroth verhängte Schreibverbot und die Abmahnung umgehend zurückzunehmen. Dass Lokalchef Rau auf Anfragen nicht reagiert, wundert nicht. Er ist nicht dafür bekannt, sich im Konfliktfall solidarisch hinter einen Kollegen zu stellen – ein Armutszeugnis sondergleichen. Und ob es eine nachvollziehbare Stellungnahme der Stadtverwaltung gibt, muss man abwarten. Auch deren Rolle wird heute bei der SK-Versammlung thematisiert. Und seemoz wird darüber selbstverständlich zeitnah berichten. Eine Anmerkung noch zu dem von Ihnen angesprochenen „Kuhhandel“. Das ist, sorry, einfach Quark. Sie werden doch nicht wirklich glauben, dass die RätInnen sich für eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung haben kaufen lassen? Dieses sog. Ehrenamt ist mittlerweile zum Halbtagsjob geworden und die Anhebung der Entschädigung ist völlig in Ordnung. Diesbezüglich sollten Sie Ihren fast schon verschwörungstheoretischen Ansatz nochmal selbstkritisch überdenken.
Gerd Morian
Als Steuerzahler bin ich gegen ein Amtsblatt. Zuviel Geld für eine Publikation, die als unverlangte Reklame wohl nicht einmal alle Briefkästen erreicht. Dann lieber weniger Geld in Anzeigen im – wenn auch ungeliebten – Südkurier investieren. Dieser hat immerhin einen nachgewiesenen festen Leserstamm und würde noch mehr Leser anziehen, wenn er den Mut zu einer kontroversen (Lünstroth-)Berichterstattung hätte. Bisher von der Stadt langweilig gestaltete Sonderveröffentlichungen wären in den 50er Jahren wohl nicht einmal im Kleinformat am Haken neben dem Sitz der Kabine mit Herzen gelandet: zu schwarz.
Jetzt spekulieren wir alle und unser Entsetzen über die vom Seemoz (re)-konstruierten Ereignisse kann sich nicht so richtig entwickeln bevor keine Stellungnahme des SK oder des Oberbürgermeisters vorliegt. Warum aber liegt die nicht vor? Wie kann man als Beschuldigter schweigen, wenn solche Vorwürfe von Seiten eines seriösen Presseorgans geäußert werden? Ist Herr Rau in Ferien? Der OB gerade in Stuttgart? Und wo ist Herr Lünstroth geblieben?
Ich erinnere mich an einen anderen „letzten“ Artikel von ihm, über den ich damals sehr froh war: er legte darin den Finger auf eine noch nicht verheilte Wunde dieser Stadtverwaltung: den Kuhhandel, den der Gemeinderat ohne großen Widerspruch für die 700 € Aufwandsentschädigung eingegangen ist.
Falls die Vorwürfe im Seemoz auch nur annähernd gerechtfertigt sind, sollten spätestens jetzt die Parteien im Gemeinderat die kritischen Fragen stellen, über die die Konstanzerinnen und Konstanzer sich hier die Köpfe zerbrechen.
Hallo Herr Dr. Rügert,
hier ein Beispiel, bei dem eine Ausschreibung der Stadt Konstanz alles andere als transparent und – nach meiner Auffassung – fair abgelaufen ist. Warum sollte man dann annehmen, dass das in Zukunft anders abläuft? Die Ausschreibungsteilnehmer erhielten nicht einmal alle die identische Anfrage, das erscheint nicht nur mir äußerst fragwürdig, siehe:
http://www.pro-flugplatz-konstanz.de/stadtverwaltung-haelt-sich-nicht-an-gemeinderatsbeschluss/
…und, wie sich hinterfragende und kritische Bürger und Bürgerinitiativen beim Südkurier und bei der Stadt“Regierung“ unbeliebt machen und deren Sprecher nach Möglichkeit mundtot gemacht werden.
Anton Gögele
‚Oder hätte ich besser antworten sollen: „Keine Antwort ist auch ne Antwort“
Ja – weil wir leider immer noch keine Antwort auf die spannende Frage bekommen haben – ob es – wie es Herr Nix formuliert hat – ‚ein klassischer Fall des Eingriffs in Presse- und Meinungsfreiheit‘ ist.
Frau Herbert-Fischer, entbehrt er nicht, denn Rügert hätte ja schliesslich geschrieben, wenn es nicht so wäre. Wen interessiert schon die Sache mit dem Amtsblatt. Interessant ist, ob es tatsächlich stimmt, dass der Südkurier vor dem OB kuscht. Das wäre in der Tat eine ganz neue Dimension im Verhältnis der beiden. Und eine ganz böse Sache, denn dann könnte der SK den Auftrag einer Tageszeitung nicht mehr wahrnehmen. Unabhängig zu sein steht ja schon gar nicht mehr zur Diskussion, denn das ist der SK schon lange nicht mehr.
zu Jessica, es war eine tendenzielle Berichterstattung, die einem wohl gefallen kann, wenn man die Meinung des Autors teilt. Das macht sie noch nicht qualitativ besser, als andere Berichte über die man sich ärgert, weil sie der eigenen Anschauung entgegenstehen. Allerdings ist die Berichterstattung im Südkurier teilweise nicht besonders anspruchsvoll, weshalb das nicht aus dem Rahmen fiel. Wobei gerechter Weise anzumerken ist, dass das nicht auf alles zutrifft, es gibt auch gut gemachte Seiten.
Oder hätte ich besser antworten sollen: „Keine Antwort ist auch ne Antwort“? Das wäre zumindest logisch gewesen.
Hallo Herr Martens, wie kommen Sie denn darauf? Absurd. Sie hatten gefragt: „Gibt es diesmal nichts richtig zu stellen?“ Zu internen Personalangelegenheiten des Südkuriers können wir nichts richtig stellen, denn da sind wir der falsche Ansprechpartner. Wohl aber können wir etwas richtig stellen zum „Eine Hand wäscht die andere“-Vorwurf. Vielleicht war mein Versuch ja etwas verkürzt, deshalb jetzt nochmals etwas länger: Die Vergabe eines Amtsblatts (in der Regel für Druck und Verteilung, die Redaktion liegt bei der Stadt) hat mit der Arbeit eines einzelnen Journalisten oder einer Redaktion rein gar nichts zu tun, sondern orientiert sich allein an den eingegangenen Angeboten nach einer öffentlichen Ausschreibung. Jedes Angebot, das ein Verlag oder ein Medienhaus abgibt, steht in Konkurrenz zu allen anderen Angeboten. So viel als Klarstellung zur Behauptung im Artikel: „Michael Lünstroth erschwerte mit seiner journalistischen Berufsauffassung, zu der auch Kritik und kontroverse Debatten gehören, ein sich anbahnendes Geschäftsmodell“ – nein, erschwert er nicht, weil das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und eine Ausschreibung nach klaren und transparenten Regeln verläuft. Im Übrigen sind „Kritik und kontroverse Debatten“ nichts Neues für uns. Das gehört zum täglichen Geschäft, mit dem wir uns auseinander setzen – indem wir Fragen klären oder etwas richtig stellen. Zum Beispiel auch hier auf seemoz.
Walter Rügert, Pressereferent
‚Die Antwort von Herrn Martens auf Herrn Rügerts Kommentar entbehrt jeder logischen Schlussfolgerung.‘
Das ist ohne Zweifel richtig – wenn ein Kommentar keine Antwort auf eine zuvor gestellte Frage gibt – aber wer fragt in diesem Fall nach ‚Logik‘?
Es ist als ob man fragen würde – warum jemand die Scala Artikel von Herrn Lünstroth als ‚wenig fundiert‘ empfindet – und dann die Antwort bekommt: ‚Keine Antwort ist auch ne Antwort‘?
Die Artikel von Herrn Lünstroht zum Scala empfand ich als wenig fundiert, dass sie gleichzeitig mit einer Rathausschelte einhergingen, machte sie nicht besser. Aber richtig, er hat sie sicherlich nicht an der Redaktion vorbei zur die Druckpresse geschuggelt.
Die Antwort von Herrn Martens auf Herrn Rügerts Kommentar entbehrt jeder logischen Schlussfolgerung.
Trotzdem bleibt hier ein Geschmäckle, sollte auch nur ein Teil der aufgestellten Behauptungen wahr sein. Wenn das Amtsblatt käme und die Ausschreibung ordnungsgemäß erfolgt, wird bei einem Zuschlag für den Südkurier, selbst wenn von dort das beste Angebot käme, die Gerüchteküche über den städtischen Filz gut aufkochen. Ich kann nur hoffen, das die Südkuriermitarbeiter Mut beweisen und sich vor ihren Kolegen stellen, ganz egal ob man seine Artikel toll oder weniger toll findet. Wenn die Redaktion Artikel auswählt, dann sollte sie genauso viel Verantwortung übernehmen wie die Autoren und sich gefälligst vor ihre Leute stellen.
Und vielleicht geht es auch nicht nur ums Geschäft, schließlich war es ja der Südkurier, der den Strippenziehern durch seine Berichterstattung geholfen hat, den OB vor der Wahl für die Bürger der Stadt schmackhaft zu machen. Und jetzt so was! Da wußte wohl die eine Hand nicht, was die andere tat.
Hallo Herr Dr. Rügert,
danke für Ihre Antwort, allerdings haben Sie ausgerechnet zum brisanten Teil nichts geschrieben, ist das eine Art Anerkenntnis?
Der Weg über eine Ausschreibung bedeutet allerdings nicht viel, ich denke der Südkurier hätte eher ein komplett in Eigenregie geführtes Amtsblatt zu fürchten, dass als Kulisse im Raum gestanden haben könnte?
Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland wird von unserer Regierung mit Füßen getreten z.B. „Von deutschem Boden soll nie wieder ein Angriffskrieg ausgehen!“ Und was geschieht in Rammstein?
So hält es die Exekutive, so werden demokratische Gesetze und Regeln missachtet, verletzt, negiert – nicht nur zum Thema Krieg und Frieden
Warum soll sich ein kleiner OB denn an demokratischen Spielregeln halten?
Darum darf ein Journalist nicht ungestraft Wahrheiten verkündigen!
Werter Herr Rügert, das heisst also, dass der OB tatsächlich beim SK interveniert und dieser gekuscht hat. In der Tat ein starkes Stück…
Sollte sich der Rat je dafür entscheiden, in Konstanz ein Amtsblatt einzuführen, dann wird so eine Leistung natürlich öffentlich ausgeschrieben. Bei der Vergabe der Leistung geht es dann nicht um „Stimmungen“, wie in dem Artikel gemutmaßt wird, sondern um Fakten: Kosten, Wirtschaftlichkeit usw.
Walter Rügert, Pressereferent
‚Ja, diese Nachricht (Jessica Ströhle) würde mich auch freuen.‘
Heißt das Herr Lünstroht wird nicht ‚befördert‘ oder sogar hinausbefördert‘? Ja dann kann man den dafür Verantwortlichen auch nicht mehr helfen – dann müssen sie halt ertragen, was in den nächsten Wochen und Monaten alles auf Sie zukommen wird – denn in Deutschland scheint die Stimmung – was die ‚Mainstreammedien‘ betrifft ja wirklich nicht mehr sehr… ‚rosig‘?
-(oder is ‚rosig‘ vielleicht auch irgendwie das falsche Wort?)
da bleibt als Konsequenz doch nur: das Käsblatt endlich abbestellen. Denn das tut dann richtig weh, zumal sich die Auflage dieser Zeitung ja weiterhin im freien Fall befindet. Erstes Quartal 2016 : Druckauflage gesamt 123 000 Exemplare, Ausgabe Konstanz (mit Allensbach und Reichenau) 16 500 Exemplare. (Quelle IVW)
Ob Michael Lünstroth sich zu weit aus dem Fenster gewagt haben sollte, sei dahingestellt. Letztlich ist es ja so, dass Texte innerhalb einer Redaktion gegengelesen werden, vor allem, wenn es Meinungsbeiträge sind. Kaum zu glauben, dass fraglicher Text an den Kollegen vorbei in den Druck geschmuggelt werden konnte. Somit war die Redaktionsleitung gefragt und vor diesem Hintergrund erscheint mir der Abschuss des Kollegen jetzt mehr als billig.
In der Tat warten wir alle auf eine Reaktion aus der Stadtverwaltung. Die Pressestelle ist ja sonst immer recht schnell bei der Sache, um Dinge richtig zu stellen. Gibt es diesmal nichts richtig zu stellen?
Hallo Herr Rügert, (Sie lesen doch bestimmt mit ;-)) was meint denn die Presseabteilung zu den Vorwürfen, die die Grundwerte der Stadt erschüttern könnten?
Ja, diese Nachricht (Jessica Ströhle) würde mich auch freuen. Dann wüsste ich, dass mir aus den Lesebriefen nicht das Elementarste herausgerissen würde und damit alles aus dem Zusammenhang gebracht wird, wie damals, als ich vor der Abstimmung für oder gegen das Kongresshaus auf Kleinvenedig meine Lesermeinung kundgetan habe. Damals schon habe ich mich entschlossen, beim Südkurier nie mehr einen Leserbrief zu schreiben und den Südkurier ganz sicher nicht zu abonnieren.
und ich hab immer geglaubt, dass wenigsten Zeitungen ihre Journalisten und Redakteure noch beschützen und verteidigen, wenn es Druck ‚von Oben‘ – und vor allem von ‚Ausserhalb‘ gibt.
Und vor allem – weil beim Scala ja kein Böhmermann ‚zugeschlagen‘ hat – sondern ein Journalist wirklich seiner „journalistischen Sorgfaltspflicht“ nachgekommen ist.
Und wenn er dies nicht getan hätte -der Herr Lünstroth -(seiner „journalistischen Sorgfaltspflicht“ nachzukommen) – dann hätte der Südkurier ja wohl auch schon lange irgendwelche ‚Richtigstellungen‘ veröffentlicht und da dies nicht geschehen ist – kann an der ganzen Sache auch ‚Nichts‘ sein – und wir werden hoffentlich bald mit der Nachricht überrascht, dass Herr Lünstroth zum neuen Chefredakteur des Südkuriers berufen wird?!
Bei der „journalistischen Sorgfaltspflicht“ legt der SÜDKURIER offenbar seine eigene Definition an. Denn sein jetziges Verhalten finde ich in der Berufsethik für Journalisten und Redaktionen nicht wieder.
Viel eher schreibt der Deutsche Pressekodex in seiner Präambel, „Herausgeber und Journalisten müssen sich bei ihrer Arbeit der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit (und nicht der Rathäuser, Anm. d. Autors) und ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse (und nicht eines Oberbürgermeisters, Anm. d. Autors) bewusst sein. Sie nehmen ihre publizistische Aufgabe fair (Michael Lünstroth ist hierfür ein Vorbild, Anm. d. Autors), nach bestem Wissen und Gewissen (nach dem eigenen Gewissen – und nicht dem der Unternehmensleitung, Anm. d Autors), unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen (also nicht nach wirtschaftlichen Interessen eines Verlagshauses oder dem Ansehen eines Stadtoberhauptes und seiner Verwaltung, Anm. d. Autors) wahr“.
Deutlicher kann der SÜDKURIER mit seinem Agieren nicht gegen Grundsätze der journalistischen Freiheit verstoßen, wenn all die Berichte über die Causa „Lünstroth“ tatsächlich ihre Richtigkeit finden sollten.