Der Kampf um Jungerhalde West beginnt

Corona könnte zwar zu einem spürbaren Bevölkerungsrückgang führen, wird aber allein das Wohnungsproblem in Konstanz und anderswo auch nicht lösen können. Also stellt sich die Frage, wo die (hoffentlich zahlreichen) Corona-Überlebenden in ein paar Jahren wohnen sollen, weiterhin in unverminderter Schärfe. Soll etwa die Jungerhalde West bebaut werden? Am 14. Januar veranstaltet die Stadt eine Online-Bürgerinformation zu diesem Projekt, das bereits grundlegende Kritik erfuhr.

Die amtliche Statistik macht es deutlich: Auch im Jahr 2020 sind die Baupreise trotz der schwierigen Zeitläufte weiter kräftig gestiegen, und am 16. September meldete das Statistische Bundesamt gar neue Rekordpreise für Bauland im Jahr 2019[1]. Steigende Mieten sind also weiterhin sicherer als das Amen in den zumeist menschenleeren Kirchen.

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Innen- versus Außenverdichtung

Die Stadt Konstanz, die lange auf Innenverdichtung setzte, also auf die intensivere Bebauung schon (teil-) bebauter Flächen innerhalb des Stadtgebietes, ist in den letzten Jahren mit ihrem Handlungsprogramm Wohnen umgeschwenkt. Insbesondere die geplante Bebauung des Hafners zeigt das neue Konzept: Die Umwandlung bisher freier, derzeit teils landwirtschaftlich genutzter Flächen am Stadtrand in Bauland. Das stößt natürlich vor allem bei Naturschützern auf heftige Ablehnung, während sich an der Innenverdichtung zumeist die Nachbarn störten. (StädteplanerInnen scheinen in den letzten beiden Jahrzehnten, seit bauliche Veränderungen prinzipiell eher skeptisch beäugt werden, zumeist nur die Wahl zwischen Strick und Schwert zu haben.)

Während es um den Hafner derzeit eher ruhig zu sein scheint – was nicht heißt, dass daran nicht intensiv weitergeplant wird –, steht die Jungerhalde West derzeit im Fokus. „Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Jungerhalde West wurde in der Gemeinderatssitzung vom 19. November 2020 gefasst. Auf der am Rande von Allmannsdorf gelegenen Fläche soll neben einem Standort für das Allmannsdorfer Feuerwehrgerätehaus auch bezahlbarer Wohnraum unter hohen Qualitätsstandards im Sinne der Zukunftsstadt Konstanz entstehen.“ Das etwa 20.000 Quadratmeter große Areal hinter einem Garten-Center links an der Ortsausfahrt von Allmannsdorf in Richtung Mainau soll „unter anderem durch flächensparsamen Wohnungsbau unter hohen ökologischen und energetischen Standards gemeinsam mit der WOBAK entwickelt werden“, wie die Stadt Konstanz treuherzig versichert.

Das hört sich nach einer eierlegenden Wollmilchsau an: Geringer Flächenverbrauch, ökologisch wertvoll und dann auch noch bezahlbar? NormalverdienerInnen wissen aus leidvoller lebenslänglicher Erfahrung, dass sie die Gegenden, in denen Wohnen richtig Spaß macht, bestenfalls beim Sonntagsspaziergang – und dann auch nur von außen – zu sehen kriegen werden.

Online-Bürgerinformation

Wie das neue Stadtviertelchen aussehen und funktionieren könnte, will die Stadtverwaltung an diesem Donnerstag in einer Online-Veranstaltung kundtun. Hier die städtische Einladung an alle Interessierten: „Die Stadt lädt am 14. Januar 2021 um 19 Uhr zu einer Online-Bürgerinformation zum Bebauungsplan Jungerhalde West ein. Die Stadtverwaltung informiert über die Ziele des Projekts und steht für Rückfragen zur Verfügung. Alle AnwohnerInnen, Mitglieder der Bürgervereinigung Allmannsdorf Staad e.V. und Interessierten sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.“

Wer also wissen will, wie es mit der Jungerhalde weitergehen könnte, oder wer ganz nachhaltig neben ökologischen Standards auch auf das Festzurren höchster sozialer Standards dringen will, sollte sich dieses Event nicht entgehen lassen.

Wollen Sie mitmachen, müssen Sie sich hier anmelden und erhalten dann die Zugangsdaten.

Immerhin: Bei der Teilnahme an dieser städtischen Online-Veranstaltung ist die derzeitige Maskenpflicht ausdrücklich aufgehoben.

O. Pugliese (Text und Bild)

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Die ausführliche Vorlage für die Gemeinderatssitzung im November 2020 mit Kartenmaterial und Gutachten kann hier abgerufen werden.


[1] Quelle für die Immobilienpreisentwicklung: Statistisches Bundesamt