Der Krankenhaus-Katastrophen-Kurs von Bürgermeister Boldt

Claus Boldt

Man kann davon ausgehen, dass Bürgermeister Claus Boldt auch auf der letzten, wieder mal nicht öffentlichen Sitzung des Konstanzer Krankenhaus-Ausschusses seiner Linie treu geblieben ist: Einer beschönigenden Vogel-Strauß-Politik, die wie schon im Maultaschen-Fall nun auch in der Causa Gert Müller-Esch in einem juristischen und publizistischen Desaster für die Stadt enden wird. Und einem teuren dazu.

Es gibt weiterhin kaum verwertbare Informationen zu den aktuellen Vorgängen am Klinikum, vor allem nicht für die Mitarbeiter und die interessierte Öffentlichkeit. Die Linke Liste Konstanz (LLK) hatte schriftlich Fragen an Bürgermeister Boldt und Klinikleiter Ott formuliert, die bislang nicht beantwortet wurden. Es ging dabei um den Offenen Brief von 25 Krankenhaus-Ärzten, in dem diese Kritik an der Leitung des Hauses äußerten. Wie hinlänglich bekannt, hat dieser Brief den Chefarzt Müller-Esch den Job gekostet. Bürgermeister Boldt hatte zwar schriftlich zugesichert, dass er auf die Fragen zum Inhalt dieses Protestbriefes in einer öffentlichen Sitzung des Krankenhausausschusses antworten werde. Doch: Zwei Sitzungen gab es seitdem – Antworten gibt es keine.

Ärzte-Exodus am Klinikum

Stattdessen immer wieder nicht öffentliche Sitzungen – die Gemeinderäte im Krankenhaus-Ausschuss scheinen sich in ihrer Wichtigkeit als Geheimnisträger zu sonnen und unternehmen kaum etwas gegen solche Geheimniskrämerei. Und lassen auch nichts über Beschlüsse oder Gesprächsthemen verlauten. Auch die Beschäftigten bleiben ausgeschlossen (Personalrats-Vorsitzende Elisabeth Keller dazu: „Wir Beschäftigte kennen keine Tagesordnung solcher Sitzungen, werden nicht eingeladen und wissen nicht, was über unsere Köpfe hinweg besprochen oder entschieden wird“). Auch die Freie Grüne Liste (FGL), deren RätInnen mehrheitlich für den Rauswurf von Gert Müller-Esch plädierten, hatte um Aufklärung gebeten und Öffentlichkeit gefordert. Ebenfalls ohne Erfolg.

Dennoch dringen Einzelheiten an die Öffentlichkeit. Wie schon der Südkurier berichtete, sollen fünf Ärzte aus dem Zentrum für Innere Medizin am Klinikum Konstanz gekündigt haben, so die Information eines Insiders. Die meisten von ihnen, so eine weitere Auskunft, zieht es angeblich ins benachbarte Münsterlingen im Thurgau.

Gleichwohl soll von verschiedenen Seiten „das Erfolgsmodell“ gelobt worden sein, zu dem sich das Zentrum für Innere Medizin schon unter der Leitung des nun gefeuerten Müller-Esch entwickelt habe. Wie man hört, sind auch die Patientenzahlen der „Inneren“ in letzter Zeit nicht gesunken. Was jedoch angesichts der Ärzte-Abwanderung nur zu weiteren Personalengpässen führt.

Vorrang für Patienten-Arbeit

„Die Patienten-Arbeit“ stellt Dr. Thomas Hannemann, der ebenfalls an der Krankenhaus-Ausschuss-Sitzung teilnahm, im Gespräch mit seemoz in den Vordergrund. Der kommissarische Leiter des Zentrums für Innere Medizin, schon unter Müller-Esch dessen Stellvertreter und Mitunterzeichner des Offenen Briefes, betont, „dass wir Ärzte endlich Ruhe brauchen, um unsere Patienten versorgen zu können – jeder von uns will sich mehr um Patienten als um Politik kümmern“.

Was allerdings Claus Boldt nicht dazu verleiten sollte, seinen Krankenhaus-Katastrophen-Kurs fortzusetzen. Boldt, gegen den schon mal an seiner vorigen Wirkungsstätte eine Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht erhoben wurde, scheint in Konstanz seiner Linie aus Schwäbisch-Hall treu zu bleiben: Null Information, null Kompromissfähigkeit, null Sozialkompetenz. Dafür aber Politik in Hinterzimmern und Prozesse in Gerichtssälen. Fragt sich nur, wie lange sich Gemeinderätinnen und Gemeinderäte solche Kaltschnäuzigkeit, die Konstanz nachhaltig schaden wird, gefallen lassen.

 

Autor: Hans-Peter Koch