Der Rüstungsgegner und seine Gegner in Konstanz

„Deutschlands bekanntester Rüstungsgegner“ kommt nach Konstanz – ein öffentlicher Auftritt aber findet nicht statt. Die Querellen um Jürgen Grässlin und seine Kritik an der Kooperation zwischen dem Rüstungskonzern EADS aus Friedrichshafen und dem Konstanzer Ellenrieder-Gymnasium sorgen weiter für Unruhe. Von einem Hausverweis und einer Ausladung ist zu berichten. Und von verstörten Schuldirektoren und verunsicherten Theater-Organisatoren.

Leider können wir kein Foto zu diesem Text bieten. Denn ein aufklärendes Bild über eine Wandzeitung, die das Konstanzer Schülerparlament in der Schule aufgehängt hat, wurde uns vom Rektor verwehrt. Er müsse seine Schüler schützen, erklärte Ellenrieder-Rektor Beckmann, und verwies den Autor aus der Schule. Auf die naive Gegenfrage, ob er denn den Schutz seiner Schüler auch beim Abschluss der Kooperationsvertrages mit dem Rüstungskonzern EADS bedacht habe, blieb er eine Antwort schuldig.

Dennoch habe ich die Wandzeitung angeschaut – der Rektor kann ja nicht überall sein. Da wird plastisch auf den Widerspruch zwischen der Selbstverpflichtung der Schule, in der viel von Frieden und Toleranz die Rede ist, und den Rüstungsaktivitäten von EADS hingewiesen. Keine Schulmeisterei, sondern bloßer Fakten-Vergleich, hölzern in der Machart, überzeugend aber in der Argumentation. Da kann Jürgen Grässlin, Lehrer aus Freiburg, Buchautor und dezidierter Rüstungskritiker, vielleicht Argumentationshilfe leisten, wenn er am 14.12. als Experte am Gemeinschaftskunde-Unterricht im Ellenrieder-Gymnasium teilnimmt.

Eine geplante Abendveranstaltung am gleichen Tag in der Werkstatt des Konstanzer Stadttheaters übrigens wurde abgesagt – es fehle an Gesprächspartnern für die Talkshow, war aus dem Intendantenbüro zu hören. Angefragte Teilnehmer aus der Rüstungsindustrie am Bodensee hätten ebenso abgesagt wie Professoren aus Konstanz, Zürich und St. Gallen. Vermutungen, es habe politischen Druck gegeben, der vom Ellenrieder-Rektor, einem aktiven CDU-Mitglied, über CDU-Bürgermeister Boldt auf Theaterintendant Nix ausgeübt worden wäre, wurden nicht bestätigt. Vielmehr beeilt sich Christoph Nix zu beteuern, dass die Roundtable-Veranstaltung keineswegs abgesagt, sondern nur verschoben werde. Im kommenden Frühjahr „wird die Veranstaltung sicher nachgeholt“, so der Intendant.

Derweil gibt es Bestrebungen, dennoch eine Diskussionsveranstaltung mit Grässlin am 14.12. zu organisieren – die Friedens-Initiative Konstanz wie auch die Partei Die Linke bemühen sich, eine Diskussion zu organisieren. seemoz wird weiter berichten.

Autor: hpk