Der Stephansplatz – das alte Leid jetzt neu mit Umfragen

Eine zum Jahreswechsel 2020/21 in die Wege geleitete Online-Umfrage der Stadt Konstanz zur Umgestaltung des Stephansplatzes hat jetzt erste Ergebnisse zutage gefördert. Grundsätzlich sind sich die Befragten einig: Das Ding ist hässlich und sollte schöner sein. Nur, wie wir jetzt dahinkommen, das ist schon seit einigen Jahren eine leidvolle Debatte.

Besagte Umfrage fand online zwischen dem 9. Dezember 2020 und dem 15. Januar 2021 statt. Laut Gemeinderatsbeschluss soll das momentan als reine Autoabstellfläche genutzte Areal im Rahmen des Sanierung der Altstadt „ein lebendiger Ort der Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen“. Insgesamt knapp 2.000 Personen gaben ihren Senf dazu ab. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (59 Prozent) war unter 40 Jahre alt, die Verteilung der Geschlechter annähernd gleich. Die Mehrheit der Teilnehmenden wohnt in den dem Stephansplatz am nächsten gelegenen Stadtteilen Altstadt (23,2 Prozent) und Paradies (19,8 Prozent). Der Stadtteil Petershausen West ist mit über 14 Prozent auch noch recht stark vertreten.

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Der Zustand des Platzes wurde als eher schlecht bewertet – und zwar sowohl hinsichtlich der Nutzungshorizonte als auch hinsichtlich der Substanz von Fläche, Pflaster und Asphalt. 83 Prozent der Befragten sehen dringenden Handlungsbedarf. So weit, so gut, nichts Neues. Etwa zwei Drittel der Befragten stellen sich den Stephansplatz in Zukunft als „einen vielfältigen Ort, wo unterschiedliche Nutzungen ihren Platz finden“ vor, gefolgt von einem „lebendigen Ort“ (knapp 60 Prozent) und „gemütlichen Ort“ (über 40 Prozent).

Gewünscht wurde eine Möglichkeit zum Aufenthalt im öffentlichen Raum – durch Bänke und gastronomische Angebote. Kindern sollte ein sicheres Teilnehmen am Verkehr, ergo sichere Schulwege, gewährt werden. Für Erwachsene stand „Einkaufen“ im Mittelpunkt, wobei hier nicht differenziert wurde, ob damit der Besuch des Wochenmarkts oder des sonstigen Einzelhandels gemeint war. Drei Viertel der Teilnehmenden besuchen aber auch den Wochenmarkt, weswegen hier die entsprechende Qualität einigermaßen abgesteckt sein sollte.

Neben der geringen Ausdifferenzierung von „Einkaufen“ (Heißt das jetzt, über den Markt zu schlendern oder das Auto abzustellen und das Reformhaus vor Ort zu plündern?), sind ältere Menschen in der Umfrage unterrepräsentiert. Diese werden nämlich häufig als diejenige Personengruppe genannt, die auf AnwohnerInnenstellplätze auf dem Stephansplatz angewiesen sei.

Aufenthalt im öffentlichen Raum ist aber auch eine Klientelfrage. Und zwar diejenige, wer welche Klientel bei sich vor der Haustür haben möchte. Denn die „gesetzteren“ Teile der Teilnehmenden sprechen sich zuweilen deutlich dafür aus, der besoffenen Jugend hier keinen Ort zu geben, an sie ihrer besoffenen Jugendhaftigkeit nachkommen können. Öffentliche Plätze dürfen aber nicht nur an Konsumangebote (Läden und Gastro) gekoppelt sein, sondern müssen auch für eine breitere Zielgruppe in angenehmer Weise nutzbar sein. Und das heißt – zu einem gewissen Grad! – manchmal auch aushalten.

Die Umfrage greift einen bestimmten Anteil der Bevölkerung ab, der den Stephansplatz vor allem zum Marktbesuch nutzt. Das sind die zwei Tage pro Woche, an denen der Platz tatsächlich einmal so etwas wie Belebung erfährt. Ansonsten ist er eine Blechwüste und die Schärfe der Debatte, wie es mit der Fläche weitergehen soll, dreht sich eigentlich vorrangig darum, was da an Stellflächen noch erhalten werden soll.

Die weitergehende Planung soll ebenso im Dialog mit den BürgerInnen geführt werden. Es bleibt also die Hoffnung, dass aus dem stadtplanerischen Schandfleck noch was Nettes (i. e. Autobefreites) in nächster Zeit wird. Daumen sind gedrückt.

MM/jh (Text und Bild)


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