Des Südkuriers „Netiquette“

Seit Monaten dürfen sich Rassisten und Hassprediger auf den Online-Seiten der hiesigen Tagespresse austoben. Nachdem es darüber viele Beschwerden gab (seemoz berichtete mehrmals ausführlich) wurde ein Teil der allerübelsten Attacken gegen Flüchtlinge gelöscht. Fremdenhass „light“ allerdings wird weiterhin geduldet. Minotti hat dazu Stellung genommen, sein Kommentar wurde nicht veröffentlicht, weil dieser angeblich gegen die „Netiquette“ verstoßen habe.

Es war unerträglich, was auf Südkurier Online zu lesen war, wenn es vor allem um das Thema Flüchtlinge ging. Völkisches Gedankengut und rechtsradikale Hetze waren an der Tagesordnung und die verantwortlichen RedakteurInnen hatten auch keinerlei Skrupel, direkte Links auf rechtsextreme Publikationen zuzulassen. Erst nach Protesten aus der Leserschaft reagierte die Online-Redaktion und löschte die widerlichsten Kommentare nachträglich. Deren VerfasserInnen drücken sich mittlerweile etwas vorsichtiger aus, um nicht der „Netiquette“ (Verhaltensregeln im Netz) zum Opfer zu fallen. Geblieben ist ihnen ihr krankes Weltbild und man muss davon ausgehen, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird. Der Hohlraum zwischen ihren Ohren wehrt sich mit Erfolg gegen fremde und bewusstseinserweiternde Einflüsse. Diese Figuren, überwiegend angesiedelt in der braunen Ecke, haben sich längst von einem vernünftigen Diskurs verabschiedet und verbreiten weiterhin menschenverachtende, rassistische und dumpfe Propaganda.

Vor einigen Tagen berichtete auch der Südkurier darüber, dass sich die TV-Entertainer Joko und Klaas in einem vielbeachteten Video gegen Fremdenhass und rechten Stumpfsinn ausgesprochen hatten. Umgehend waren die sattsam bekannten Hetzer wieder zur Stelle und kommentierten fleißig und eindeutig. Rot-grüne „Schmierenkomödianten“ seien da am Werk, „Gutmenschen“, die alles dafür täten, um ins Licht der Öffentlichkeit zu gelangen und auf sich aufmerksam zu machen. Kein Problem für den Südkurier, da nimmt man es mit den Verhaltensregeln nicht so genau. Minotti, seemoz-LeserInnen als scharfzüngiger und streitbarer Kolumnist wohlbekannt, hat daraufhin einen Kommentar verfasst, der aber von der Online-Redaktion nicht frei geschaltet wurde, weil er angeblich die Regeln der „Netiquette“ verletzt habe. Hier sein Text im Wortlaut:

Denken hilft

Yeah, ihr seid dabei, ihr seid das „Folck“, ihr seid das „Pack“, ihr seid… traurig!

Das Netz wird überschwemmt von Parolen fehlgeleiteter Trolle und deren Wichtel. Was diese eure Amöbenhirne tatsächlich anrichten, ist eindeutig kriminell bzw. Straftatbestandteil der Bildung einer terroristischen Vereinigung, gerade aktuell z.B. wegen versuchten Mordes, oder ihr seid wirklich zu blöd, das zu überblicken.

Was ihr euch da so pathologisch humorlos wie großspurig und rechthaberisch ohne jede Logik und unter Zuhilfenahme haarsträubend lächerlicher Argumente zusammenreimt, könnte, wenn denn der Anlass nicht so tragisch wäre, und die Folgen eurer Schmierereien keine menschlichen Katastrophen verursachten, durchaus zum Ignorieren anregen. Abgesehen von den bezahlten NPD-, Pegida- und sonst-noch-was-Trollen, die ihre dumpfen Parolen, von fehlgeleiteten Schriftgelehrten ihrer Parteizentralen zur Verfügung gestellt, nur abschreiben müssen, um euch aufzuwiegeln, erkennt jedoch ein Jedes mit einem Mindestmaß an Empathie-Genen  ausgestattete Lebewesen, dass euer ganzer Antrieb der eigene und oft selbstgemachte Frust ist. Und somit gar nicht mal lächerlich, sondern eher tieftraurig.

Die Flut eurer Beiträge und hier besonders die Uhrzeiten, zu denen ihr schreibt, legen nahe, dass ihr im Hauptberuf Deutsche seid. Hartz-IV, erfolglos selbstständig oder verarschte Rentner. In jedem Fall Loser dieser unserer Politik und Gesellschaft. Ihr habt eine Sauwut in euch, oder eine Scheißangst, oder beides, was zu kanalisieren im Moment am besten die „Rechten“, vulgo Nazis, verstehen, die wiederum sonst gar nicht viel verstehen, außer, von eurer Wut/ Dummheit/ Versagen/ Angst etc. evtl. profitieren zu können. Damit macht ihr euch zu deren willigem Büttel. Wie schon mal gehabt.

Im Grunde seid ihr nichts anderes als die westliche Variante dieser armselig debilen Kriegsspieldarsteller, die sich als Unterstützer des „IS“ aufpumpen und in der Folge schreckliche Dinge tun, die sie, falls sie es überleben, anschließend meist bitterlich bereuen. Und was glaubt ihr, passiert, wenn eure hohldrehenden Einpeitscher Macht erlangen? Die schon jetzt dafür verantwortlich sind, dass Flüchtlingsheime angezündet, überfallen, Kinder mit dem Anschein eines Migrationshintergrundes beschimpft und sogar bepisst werden? Fröhliches Erwachen!

Eure größte Angst ist doch vorgeblich, dass das südbadische Abendland innerhalb kürzester Zeit von diesen einwandernden Horden marodierender Muselmanen erst verblendet, dann verschleiert und abschließend komplett okkupiert wird. Kämpft doch mal direkt gegen die „IS“, geht nach Syrien. Dann würdet ihr mal was echt Sinnvolles tun. Allein, ihr traut euch nicht. Da geht man lieber auf die ganz Schwachen los, die zumeist genau vor diesem einen eurer vielen Feindbilder geflüchtet sind. Tolle Leistung, Respekt vor so viel Schiss.

Was haben diese Flüchtlinge, egal woher, euch persönlich bloß getan? Habt ihr keinen Migrationshintergrund in euren Familien? Egal woher und in welcher Generation?  Schlesien Pommern, Russland, DDR oder gar Schwaben? Ihr Berufsdeutschen? Und ihr maßt euch auch noch an, zwischen gutem und bösem Flüchtling unterscheiden zu können? Schämt euch! Wahrscheinlich könnt ihr nicht mal mit den Bewohnern eures Nachbardorfs in Frieden leben. Geht zum Ornithologen, wenn ihr das nicht kapiert und lasst euer Spatzenhirn untersuchen. Wahrscheinlich kapiert ihr nicht mal das.

Es gibt nur eine Welt. Und die ist für alle da. Denken hilft.