Dettingen ist stinksauer
Die Planungen für die Ortsmitte Dettingens treffen erwartungsgemäß auf den heftigen Widerstand der AnwohnerInnen. Die Bürgerinitiative Ortsmitte Dettingen will sich für ein „liebens- und lebenswertes“ Ortszentrum als Treffpunkt aller einsetzen und hat daher eine Unterschriftenaktion gegen die städtischen Pläne gestartet. Sie sieht durch die Planungen das Ortsbild gefährdet und Naturschutz- und Verkehrssicherheitsbelange gröblichst verletzt. Wir dokumentieren den Aufruf dieser Bürgerinitiative.
Die Stadt Konstanz hat für die Brunnenhalde in der Ortsmitte Dettingen einen Bebauungsplan offengelegt. Wir sind schockiert!
Fakten aus dem Bebauungsplan
– Rund 10.000 Quadratmeter Grünfläche im Herzen des Ortes werden bebaut. Nur noch 90 Quadratmeter (<1%) öffentliche Grünfläche bleiben übrig.
– 2 Wohnblocks mit 8 bzw. 9 Wohnungen und 4 Stockwerken, 11,5 m hoch.
– 1 Wohnblock mit 4 Wohnungen, 7,5 m hoch.
– 4 Häuser (2 Doppelhäuser) mit 10 m Höhe.
– 4 Häuser (2 Doppelhäuser) mit 7 m Höhe.
– 1 Seniorenwohnheim mit 22 Wohnungen, 1 Achter-WG, 2 Mitarbeiterwohnungen, 50 Tiefgaragenstellplätzen, 86 m Gebäudelänge und bis zu 8,6 m hoch.
– Alle Gebäude in Flachbauweise.
– Da die Brunnenhalde sehr hoch ist, wird das unterste Gebäude den heutigen Dorfplatz um ca. 22 m überragen, das oberste um ca. 30 m.
– Die Überbauung ist durch die Hanglage extrem aufwändig und teuer und wird darum nicht zur Linderung der Wohnungsnot beitragen.
– Im Norden sind 18 Parkplätze geplant. Die Zufahrt erfolgt über den 3 m breiten Hangweg mit enger Kurve, der gleichzeitig als Fußweg zur Schule und zum Kinderhaus dient.
– Die Zufahrt zur Tiefgarage am Weg zum Kinderhaus und zur Schule stellt ein weiteres großes Gefahrenpotenzial für unsere Kinder dar.
Unsere Argumente
– Die Sicherheitsaspekte der Schul- und Kindergartenwege wurden nicht berücksichtigt.
– Die Flachdachgebäude von mehr als 11 Metern Höhe passen in keinster Weise zum heutigen Dorfbild: zu hoch, zu dicht, zu städtisch.
– Der letzte grüne Fleck in der Dettinger Ortsmitte wird geopfert zum Schaden von dort angesiedelten Vögeln wie Grauschnäpper, Klapper- und Gartengrasmücken, Staren und Feldsperlingen, Bunt- und Grünspechten. Ebenso wird bis zu acht Fledermausarten das Nahrungshabitat entzogen, alles nachzulesen im artenschutzrechtlichen Gutachten der Firma 365° freiraum + umwelt.
– Die Versiegelung des Hangs wird sich auf Mikroklima, Insekten, Grundwasser und Oberflächenwasser negativ auswirken.
– Mit Schmidtenbühl-Nord, Brühläcker und Hofäcker trägt Dettingen bereits überdurchschnittlich zum Handlungsprogramm Wohnen der Stadt Konstanz bei.
Der Bebauungsplan in seiner jetzigen Form zerstört das Herzstück von Dettingen, ist in seiner Dimension völlig überzogen, nimmt keinerlei Rücksicht auf Umwelt, Verkehrssituation und Anlieger. Er ist im Sinne der Nachhaltigkeit ein absolutes Fiasko.
Wir fordern die Stadt Konstanz auf
– Den Dettinger Bürgern eine qualitätsvolle und prägende neue Ortsmitte zu schaffen, die als zentraler Treffpunkt genutzt werden kann.
– Der Sicherheit auf Schul- und Kindergartenwegen oberste Priorität zukommen zu lassen und dafür ein umfassendes Verkehrsgutachten erstellen zu lassen.
– Sich an den gültigen Flächennutzungsplan von 2010 zu halten und den BürgerInnen und zukünftigen BewohnerInnen der Seniorenwohnanalage die Grünzone zu erhalten.
– Den dörflichen Charakter Dettingens zu wahren und die Dorfmitte nicht mit städtischer Bebauung zu zerstören.
– Die Bedürfnisse der Dettinger BürgerInnenn anzuhören und in den Planungen umzusetzen.
– Am Bebauungsplan von 1980 festzuhalten. Er bietet Parkanlage, Kinderspielplatz und Erholungsraum für alle BürgerInnen.
Text: MM/O. Pugliese (Abbildungen: BI Ortsmitte Dettingen)
Unterschriftenlisten der Bürgerinitiative gibt es in der Bäckerei Kopp, im Kaufhaus Okle, in der Metzgerei Hierling, im Weltladen, in der Tankstelle Schönenberger, im Dorfladen Wallhausen.
BI Ortsmitte Dettingen
Hangweg 6
78465 Konstanz
E-Mail: bi-ortsmitte-dettingen@gmx.de
Weitere Informationen gibt es hier.
Unterschriften können auch online abgegeben werden unter http://tinyurl.com/dettingenortsmitte
Die Bürgerinitiative Dettingen Ortsmitte hat eine Fotomontage zur geplanten Bebauung an der Brunnenhalde erstellt. Von der Ortsverwaltung wird nun behauptet (http://www.konstanz-dettingen-wallhausen.de/ov-dettingen-wallhausen/ov_dettingen-wallhausen/190326_ortsmitte-brunnenhalde.php) der Stand der Planung würde seitens der BI mit der Fotomontage „grob verzerrt“.
Diese Reaktion nehmen wir gern als Gelegenheit wahr, das Gespräch mit allen an der Planung Beteiligten und vor allem mit den von den Plänen betroffenen Dettinger und Wallhausener Bürgerinnen und Bürger weiterhin zu suchen. Um eine konstruktive Argumentation führen zu können, stellt die BI eine ausführliche Beschreibung und Erläuterung der Fotomontage zur Verfügung (http://tinyurl.com/dettingenortsmitte).
Interessant dass Sie, Hr. Neumann, die identischen Worte verwenden wie ich im Kommentar bei den Bodanbürgern. Und doch scheinen wir 180° auseinander zu liegen. Die Dettinger haben ja so recht sich zu wehren. Die Vertreter und die Verwaltung der Gemeinde sind für die Bürger da und nicht umgekehrt. Falls sie den Text der Informationsbroschüre gelesen haben, so wundere ich mich darüber, dass die nicht auf ein einziges Argument eingehen. Stattdessen machen Sie mit Ihrem Kommentar genau das, was sie der Bürgerinitiative vorwerfen: Stimmung.
Diskussion und verschiedene Meinungen sind sehr gut, aber es sollte immer etwas mehr als nur Polemik sein.
Wie sieht es z.B. mit den Einkaufsmöglichkeiten vor Ort aus, bei so vielen Altenwohnungen? Oder ist das Einkaufen, für vermutlich (oft sind es Paare) über 40 ältere Menschen nicht mehr vorgesehen? Meist muss bei Altenwohnungen ein Zuschlag in Höhe von 200 Euro pro Person zur Kaltmiete für so genannte Betreuungskosten eingeplant werden. Und sonst bleibt die Frage, wer sich denn die Wohnungen leisten kann. Auch bei einer Sozialmiete fallen jährlich extreme Kosten für die Gemeinde an – auf Jahrzehnte. An Studenten und Leistungsempfänger hat offenbar bestimmt niemand gedacht, denn letztere dürfen eine bestimmte Wohnungsgröße bzw. Mietkostenhöhe nicht überschreiten.
Übrigens, Herr Neumann, seit wann dürfen direkt Betroffene über ihr Leben und ihre Zukunft nicht mehr selbst entscheiden?
Besten Dank für Ihre Nachfrage Herr Neumann! Die BI hat sich erst vor ca. drei Wochen gegründet und erweitert sich stetig. Wir sind
basisdemokratisch organisiert, daher kann man per Mail, Post Kontakt aufnehmen, eingehende Mails werden auf einem Verteiler diskutiert und dann beantwortet.
Der Flyer zeigt, dass wir eben keine Stimmung machen wollen,
sondern auf das Thema aufmerksam machen und Fakten aufzeigen. Die pointierte Überschrift stammt von seemoz und passt gut zum Anspruch des Magazins – kritisch, widerborstig, informativ, sie kommt nicht von der Bürgerinitiative selbst.
Wir haben in kurzer Zeit mehrere hundert Unterschriften gesammelt, was uns bestärkt, dass das Thema für ganz Dettingen-Wallhausen relevant ist, da z.B. die Kindergarten- und Schulkinder auch direkt betroffen sind. Bitte nehmen Sie auch zur Kenntnis, dass wir einen konstruktiven Vorschlag machen, von dem wir mehr Nutzen für alle Dettinger-Wallhausener sehen als die massive, ortsunübliche geplante Bebauung.
Gerne können Sie direkt Kontakt zu uns aufnehmen, wenn Sie weitere Fragen haben. Wir werden das Thema auch in den Ortschaftsrat einbringen und planen eine Infoveranstaltung.
BI Dettingen Ortsmitte
Dettingen ist stinksauer? Ganz Dettingen? Oder nur direkt Betroffene?
Von dieser Bürgerinitiative habe ich noch nie gehört und es ist nirgendwo zu lesen, wer der Verantwortliche ist. Mit anonymem Flyern und Internetposts lässt sich heute schnell Stimmung machen…