Dicke Luft herrscht woanders

Wer im Stadttteil Paradies an der Wallgutschule vorbeiläuft, der kann im Innenhof eine Luftmessstation erkennen. Da fragen sich die BürgerInnen schon lange: Was soll das und warum steht die gerade da, in diesem relativ verkehrsarmen Quartier? Die Gemeinderatsfraktion der Linken Liste hat nun einen Antrag eingebracht, in dem sie einen passenderen Standort vorschlägt.

Auch wenn im Rathaus die Lage demonstrativ immer wieder schöngeredet wird: Die Verkehrsbelastung in der Kernstadt bleibt unvermindert hoch. Wie könnte es anders sein, solange unternehmerfreundliche Entscheidungsträger dem profitträchtigen Einkaufstourismus Vorfahrt signalisieren. Besonders an Wochenenden und um Feiertage staut sich deshalb der Autoverkehr etwa auf der Laube und in der Bodanstraße teils über Stunden.

Geplagte Anwohner klagen seit Jahren vergeblich über die Einschränkung ihrer Lebensqualität durch Lärm, Gestank und Dreck. Wie hoch ihre Belastung durch gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Feinstaub oder Stickstoffdioxid (NO2) wirklich ist, scheint in der Verwaltung indes niemand zu interessieren. Zwar beteuert sie, die gesetzlichen Grenzwerte würden nicht überschritten, stützt sich dabei allerdings auf Daten, die an einer Messstelle in der Wallgutstraße erhoben werden, einem belastungsarmen Areal abseits des Geschehens.

Unserer Überzeugung nach ist das ein Verstoß gegen die auch nach deutschem Recht geltende EU-Luftqualitätsrichtlinie. Der zufolge sind Messstationen nämlich so aufzustellen, „dass sie die höchsten Konzentrationen erfassen, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist“. Aus dem Verkehr stammende Schadstoffe wie NO2 sollen demnach explizit „an viel befahrenen Straßen“ gemessen werden. Es ist höchste Zeit, dass auch die Stadt Konstanz dieser Verpflichtung nachkommt.

Die LLK hat deshalb jetzt den Antrag gestellt, alles Nötige für eine Messstelle am Verkehrs-Hotspot Schnetztor zu veranlassen. Die Bevölkerung hat ein Recht zu erfahren, welche Risiken ihr die Verwaltung zumutet, damit die Blechlawinen sich weiter ihren Weg durch die Stadt bahnen können. Es könnte ein erster Schritt hin zu einer Verkehrswende werden, die Menschen den Vortritt vor Autos verschafft.

PM/jüg (Bild: O. Pugliese)