Die fragwürdige Conny-Land-Werbung der Stadtwerke Konstanz
Seit einiger Zeit prangt auf den Bussen der Stadtwerke eine fette Werbung für den „Freizeitpark Conny-Land“ im thurgauischen Lipperswil. Schon seit Jahren steht Conny-Land in den Negativschlagzeilen. Nicht nur in den Augen vieler Tierschutzorganisationen werden dort Delfine auf engstem Raum zum Gaudium der Besucher zusammen gepfercht und zu reinen Geldmaschinen degradiert. Nun regt sich Widerstand. Am kommenden Sonntag wird vor Ort demonstriert.
seemoz hat bereits darüber berichtet und die Forderung von WDSF (Wal- und Delfinschutz-Forum) und ProWal (Projekt Walschutzaktionen): „Delfine gehören ins Meer und nicht auf den Rummelplatz – Beendet endlich die Delfinhaltung im Conny-Land!“ unterstützt. In meiner Eigenschaft als Stadtrat der Linken Liste Konstanz (LLK) fand ich es darüber hinaus angebracht, die Stadtwerke aufzufordern, die Werbekampagne für das fragwürdige Tierspektakel in der Schweiz umgehend einzustellen. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke, in dem unter der Leitung von Oberbürgermeister Horst Frank die Vertreter von FGL, CDU, SPD, FWG und FDP sitzen, wäre gut beraten, sich dieser Forderung anzuschließen.
Die dementsprechende Pressemitteilung ging an verschiedene Medien, auch an den Südkurier. Dort allerdings wurde sie nur bruchstückhaft veröffentlicht, auf wenige Zeilen eingedampft. Polizeimeldungen über Auffahrunfälle sind der Lokalredaktion allemal wichtiger als tierschützerische Belange. Ähnlich verfährt man auch mit Kritik an dem ebenfalls umstrittenen „SeaLife“. Im Gegenteil: Jede noch so durchsichtige PR-Aktion für den Fischeknast, und mag sie noch so peinlich sein, wird blauäugig transportiert und ausgiebig beworben. Anzeigenkunden vergrault man nicht.
Da sich mittlerweile viele fragen, warum die Pressemitteilung zum Thema Conny-Land im Südkurier so verdächtig dünn ausgefallen ist, veröffentlichen wir sie hier im Wortlaut:
„Seit einiger Zeit vermieten die Stadtwerke Konstanz Werbeflächen auf ihren Bussen an den Lipperswiler Vergnügungspark Conny-Land.
Dort werden auch Delfine auf engstem Raum gehalten und mit unwürdigen Spektakeln zur Schau gestellt. Die Haltung der insgesamt fünf Tiere ist unserer Meinung nach nicht artgerecht und hat in den vergangenen Jahren immer wieder für massive Kritik gesorgt. In nur drei Jahren sind sechs Delphine zum Teil qualvoll verendet. Die Tiere werden zu reinen Geldmaschinen degradiert und gnadenlos ausgebeutet. So gesehen ist nicht zu akzeptieren, dass die Stadtwerke Konstanz ihre Busse als Werbeträger für Conny-Land zur Verfügung stellt. Die Linke Liste fordert die Stadtwerke auf, diese unsägliche Werbekampagne schnellstens zu beenden.
Nach massiven Protesten, nicht nur von Tierschützern, gibt der Zoo Münster seine ebenfalls umstrittene Delfinhaltung bis spätestens 2012 auf. Auch das Delfinarium im Heide-Park in Soltau wurde mittlerweile geschlossen und abgerissen.
Die Linke Liste Konstanz unterstützt die grenzüberschreitende Aufklärungskampagne des WDSF (Wal- und Delfinschutz-Forum) und begrüßt dessen Entscheidung, am kommenden Sonntag ab 10 Uhr vor dem Conny-Land gegen die Delfinhaltung zu protestieren“.
Holger Reile
Linke Liste Konstanz (LLK)
Wer vorab mehr über die Situation bei Conny-Land wissen will: Hier ein brisanter Report über die skandalösen Zustände im Delfinarium: http://www.walschutzaktionen.de/155501/1412101.html
Informationen zur Demo: http://www.walschutzaktionen.de/155501/1404901.html
Um grenzüberschreitende Beteiligung wird gebeten.
Autor: Holger Reile
Weiterer Link:
@ Peter Köhler
Danke für die schnelle Info.
Unglaublich, aber wahr: Delfine in Gefangenschaft scheinen in den Schweizer Amtsstuben keine Unterstützer zu haben. Ich habe soeben nachgelesen, dass die ProWal-Demo vor dem Conny-Land als „unerwünscht“ bezeichnet und nicht genehmigt wurde. Ich dachte immer, Tier- und Artenschutz gelten auch in der Schweiz?!
—#1 ANGIE NEUHAUS- 2011-07-06 15:37, die ich hier zitiere, schreibt in ihrem Kommentar auf http://www.happytimes.ch: Ich war am Muttertag dort. Habe mich auf den Boden gesetzt und nur noch geweint. Diese überaus sensiblen und intelligenten Meeressäuger als Clowns hinzustellen, zeugt von grosser Respektlosigkeit. Delfinarien müssen geschlossen werden. Delfine schwimmen in Freiheit grosse Distanzen und tauchen sehr tief, das alles erleben sie nicht in Delfinarien.—
Das Conny-Land soll nach meinen Informationen das letzte Delfinarium in der Schweiz betreiben – und den letzten beißen ja bekanntlich die Hunde……
Regierungsrat Dr. Schläpfer ist für den Tierschutz im Thurgau zuständig
(http://www.tg.ch/xml_1/internet/de/application/d3/f57.cfm)
Anschrift: Kantonale Verwaltung, 8510 Frauenfeld, mailto:verwaltung@tg.ch .
Weil die Kantonsregierung sich schon mehrfach für die Delfinhaltung positioniert hat, wäre es vielleicht besser, die Schweizer Öffentlichkeit anzusprechen, z.b. http://www.thurgauerzeitung.ch/footer/kontakt/leserbrief/
Zoos sind für mich generell eine fragwürdige Angelegenheit, denn eine artgerechte Haltung – sieht man einmal von Kleintieren ab – ist in Gefangenschaft kaum möglich. Delfine sind sehr gesellig, legen im offenen Meer große Strecken zurück, tauchen bis zu 500 Meer tief und springen elegant mehrere Meter hoch.
In den Delfinarien wird ihre natürliche Aktivität und ihre Verspieltheit extrem eingeengt. Das gechlorte Wasser schädigt Haut und Augen und das im Meer sehr nützliche Echolot wird in einem Betonbecken zur Qual – die von den Tieren ausgesandten Schallwellen hallen permanent von den Wänden zurück. Dazu kommt der Stress, den die Delfine durch die Dressur und die ständige Anwesenheit von Menschen erleiden. Auch die Fütterung ist ein Problem: Delfine in Freiheit fressen keine toten Fische! Mehr als ein Drittel von ihnen stirbt innerhalb der ersten fünf Jahre ihrer Gefangenschaft. In Freiheit werden Delfine bis zu 30 Jahre alt.
Wer je Delfine im offenen Meer beobachtet hat, wird verstehen, welche Qual es für diese hochintelligenten Tiere sein muss, in viel zu kleinen Becken dahin zu vegetieren, auch wenn sie aus menschlicher Sicht großzügig dimensioniert sind. Nur das Meer bietet diesen wunderbaren Tieren den Lebensraum, den sie brauchen.
Und was das Conny-Land betrifft, die Bilder auf http://www.walschutzaktionen.de sprechen Bände…. Delfinarien bieten niemals eine artgerechte Haltung!
Vielleicht könnte seemoz die Mail-Adresse der für die Schließung des Delfinariums im Conny-Land zuständigen Behörde im Thurgau hier online stellen, damit es möglich ist, seinen Protest an der richtigen Stelle zum Ausdruck zu bringen.
Nichts für ungut, aber wenn die Stadtwerke weniger Geld mit Werbung verdienen, müssen wir evtl früher eine Preiserhöhung akzeptieren. Und ich gestehe, daß es mir egal ist, was auf den Bussen steht – bisher habe ich das meist gut übersehen können. Ich könnte nicht mal sagen, was letzte Woche drauf stand – ich bin ja meinst IM Bus und nicht neben ihm.
Mich nervt nur die bewegte Werbung auf den Monitoren (mindestens) der Linie 4, da bewegte Werbung nicht so einfach übersehen werden kann, aber auch aggressiv macht – mich zumindest. Und da kann dann eine Pizzeria werben, wie sie will, da gehe ich dann ganz bestimmt nicht hin.
da wir schon des öfteren angefragt wurden, wo man seinen freundlichen protest gegen diese werbung loswerden könnte, hier einige vorschläge: im aufsichtsrat der stadtwerke sitzen vertreter von fgl,cdu,spd,fwg und fdp. per mail sind die fraktionen erreichbar: gruene-liste@stadt.konstanz.de – cdu-fraktion@stadt.konstanz.de – spd-fraktion@stadt.konstanz.de – fwg-fraktion@stadt.konstanz.de – fdp-fraktion@stadt.konstanz.de
auch oberbürgermeister horst frank freut sich über kontaktaufnahme: ob-frank@stadt.konstanz.de
ansprechbar wäre auch silke rockenstein, pressesprecherin der stadtwerke: s.rockenstein@stadtwerke.konstanz.de
red.
Hinterwäldler hat Recht: „Geld stinkt nicht“, aber die Geldgeber können schon stinken. Und das ist bei Connyland der Fall. Die Delfinhaltung in dem Vergnügungspark widerspricht einer artgerechten Tierhaltung und sollte nicht durch städtische Institutionen oder Firmen gefördert werden. Es gibt genug andere Werbekunden, die statt Connyland die Busse bekleben würden. Die Stadtwerke wären daher gut beraten, den Werbevertrag zu kündigen und so unangenehme Gefühle ihrer Fahrgäste vermeiden, denen Tier- und Artenschutz wichtig ist.
Pecunia non olet