Die Franz-Knapp-Passage muss weg
Zum dritten Mal im zweiten Jahr ist die Franz-Knapp-Passage in der Konstanzer Innenstadt verschwunden. Zumindest gilt das für das Straßenschild – das wurde erneut überklebt. Und auch der neue Namensträger ist der alte: Ludwig-Büchler-Passage heißt die Gasse neben dem historischen Rathaus abermals. „Und wir werden das immer wieder machen“, so ein Mitglied der Gruppe ‚Freie Konst“, „bis die Umbenennung offiziell wird.“
Denn trotz zahlreicher Versprechungen und Beteuerungen schon seit Jahren – Gemeinderat, Verwaltung und zuletzt noch einmal Bürgermeister Andreas Osner, der am Rande einer Ausschusssitzung jüngst sein Unverständnis über diesen Straßennamen äußerte und dafür von CDU-Stadtrat Müller-Fehrenbach die Antwort, das sei „starker Tobak“, erntete – für eine Tilgung dieses unehrenhaften Straßennamens zu sorgen, ist nichts geschehen.
Umbenennung ist überfällig
Ludwig Büchler gebühre eine Erinnerung in Form eines Straßennamens eher als dem Nazi Knapp, meinten Mitglieder der Künstlergruppe „Freie Konst“ die – wohl im Auftrag der Friedensinitiative Konstanz – die provisorische Namensänderung neuerlich realisierte. Denn die Umbenennung macht Sinn. Anders als Knapp, der während der Nazi-Zeit willfähriger Helfer der Machthaber war und nach dem Krieg als Oberbürgermeister keine Spur von Reue zeigte, gab es auch während der Nazi-Diktatur manche Gegenbeispiele für stilles Heldentum. So beispielsweise Ludwig Büchler, ein Angestellter im Konstanzer Tiefbauamt, der sich auch unter Druck, auch unter dem Druck des Rechtsrats Knapp, weigerte, seine jüdische Frau zu verlassen.
Die beiden ersten provisorischen Umbenennungen im Winter und Frühjahr 2015 hatten nur für kurze Zeit Bestand, nach wenigen Tagen oder Wochen bereits hatten Vandalen den papiernen Schriftzug abgerissen. „Dieses Schicksal ist wohl auch dem neuen Straßenschild bestimmt“, meinen die Mitglieder der Kunstgruppe. „Aber wir haben den Namenszug auf Vorrat gedruckt und können jederzeit für Nachschub sorgen – aus der Franz-Knapp-Passage wird immer wieder eine Ludwig-Büchler-Passage werden.“ Bis sich die Verwaltung bequemt, ihren Versprechungen endlich Taten folgen zu lassen.
hpk
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Das ist eine gute und richtige Aktion von BürgerInnen, die nicht nur Verstand, sondern auch Zivilcourage haben.
Manche Gemeinderäte sind offenbar so rückwärtsgewandt und unflexibel im Kopf, was mehr als bedauerlich ist. Sollen sie doch den verantwortlichen Politikern auf die „Füße treten“, damit die sich in die richtige Richtung bewegen.
Aber auch hier gilt offenbar die Einstellung, das über alles Gras wächst! Aber es sind in diesem Fall gescheite Kamele, die das Gras gründlich und nicht nur knapp wegfressen!