Die im Schatten stehen
Es gibt Pressekonferenzen, bei denen man sich entsetzlich langweilt und schon von der ersten Minute an das baldige Ende herbeisehnt. Der Pressetermin bei der Kinder- und Jugendhospizarbeit im Landkreis Konstanz gehörte nicht dazu, im Gegenteil. Er zeigte ziemlich eindrücklich, dass die Arbeit dieser Initiative, die es mittlerweile seit zehn Jahren gibt, immer wichtiger geworden ist und noch mehr Aufmerksamkeit verdient hat.
Seit 10 Jahren schon bietet die Kinder- und Jugendhospizarbeit im gesamten Landkreis Konstanz kostenfreie Hilfe für Familien an, in denen Jugendliche oder Kinder mit den Themen Abschied, Krankheit, Sterben und Trauer konfrontiert sind. Träger dieser verantwortungsvollen Aufgabe ist der Hospizverein Konstanz. Dieser finanziert sich durch Spenden und auch der Landkreis gewährt einen jährlichen Zuschuss über 11 000 Euro. Dazu kommen – abhängig von der Zahl der abgeschlossenen Begleitungen – Fördergelder durch die Krankenkassen. Und auch die jährliche Veranstaltung „Jazz Downtown“ trägt dazu bei, den Hospizverein bekannter zu machen und für seine Unterstützung zu werben.
Hilfe in großer Not
Drei hauptberufliche Fachkräfte und zurzeit ca. 30 ehrenamtliche PatInnen tragen dazu bei, den betroffenen Familien durch allerlei Hilfsangebote und psychosoziale Beratung den oft krisenhaften Alltag zu erleichtern. „Wir haben“, so Hospiz-Geschäftsführerin Petra Hinderer, „rund fünfzig Anfragen pro Jahr und sind mit völlig unterschiedlichen Problemen konfrontiert“. Einige ihrer MitstreiterInnen berichteten über ihre bemerkenswertes Engagement, das den meisten von ihnen viel abverlangt.
Wie zum Beispiel im Fall einer Familie, deren jüngste Tochter eine lebensgefährliche Tumorerkrankung hat und deren Betreuungsaufwand viel Zeit und Einfühlungsvermögen beansprucht. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin kümmert sich um das Mädchen und entlastet damit die Eltern, ein anderer um ihren älteren Bruder, dessen Bedürfnisse und Ansprüche an ein normales Leben in den Hintergrund geraten waren.
Seine Patin unternimmt viel mit ihm, denn es sind oft die kleinen Dinge – ein Schwimmbadbesuch oder ein Ausflug – die dazu beitragen, die familiäre Krisensituation erträglicher zu gestalten. Denn die Erfahrung zeigt: Oft laufen gerade die gesunden Kinder Gefahr, mit ihren spezifischen Bedürfnissen nicht ausreichend wahrgenommen zu werden, wenn ein Geschwister oder auch ein Elternteil schwer erkrankt ist oder sogar im Sterben liegt.
Was zum Leben geHÖRT
„Wir wollen auch im hinteren Landkreis Konstanz bekannter werden“, erklärte Petra Hinderer. Um das zu erreichen, bietet der Verein die Lesereihe „Was zum Leben geHÖRT“ zwischen Juni und November an 15 verschiedenen Orten im Kreis an. Die vorgetragenen Texte sollen, so die Absicht des Hospizvereins, „ trauernden und kranken Kindern und Jugendlichen und auch ihren Geschwistern eine Stimme und damit einen tiefgründigen und teilweise sehr humorvollen Einblick in ihre Erlebnis- und Gedankenwelt“ bringen. An allen Terminen liest der in Konstanz ansässige Schauspieler Hans Helmut Straub, früher Ensemblemitglied im Stadttheater Konstanz und ein Garant dafür, dass er große und kleine ZuhörerInnen zu begeistern weiß.
Mehr Infos: www.Kinderhospizarbeit-konstanz.de
H. Reile
Anm. d. Red.: Auch seemoz will seinen Teil dazu beitragen, dass die Arbeit der Kinder- und Jugendhospizarbeit bekannter wird. Aus diesem Grund schenken wir ihr ein Gratisbanner auf unserer Seite.