Die Landtagskandidaten der LINKEN
Als erste Partei in der Bodensee-Region wählten Mitglieder des Kreisverbands der Partei DIE LINKE auf zwei getrennten Nominierungs-Versammlungen die Kandidaten für die Landtagswahlen am 13. März 2016. Mit Simon Pschorr und Jürgen Geiger in den Wahlkreisen Konstanz und Singen steigen namhafte Linke in den Wahlkampf ein.
Im Wahlkreis Singen tritt Jürgen Geiger an, Kreisvorstandssprecher der Partei. Der 57-jährige Technische Redakteur, seit Gründung Mitglied der demokratischen Sozialisten, erklärte in seiner Bewerbungsrede, es sei höchste Zeit, dass eine Partei in den Landtag einzieht, „die ohne Wenn und Aber für soziale Gerechtigkeit eintritt“. Viele hätten 2011 Grüne oder SPD in der Hoffnung auf einen Politikwechsel nach Jahrzehnten der CDU-Dominanz gewählt. „Doch der ist komplett ausgeblieben, gerade im Sozialbereich“, sagte Geiger, geändert habe sich lediglich das Personal, ein Bruch mit der neoliberalen Politik der Konservativen sei ausgeblieben. So ignoriere die Regierung einfach, dass auch im wohlhabenden Südwesten inzwischen über 20 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse prekär seien, die Armut zunehme und die Obdachlosenzahlen stiegen.
„Wenn 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Land von Armut bedroht sind, muss die soziale Frage endlich vom Rand ins Zentrum der Politik gerückt werden“, ist der Linke-Politiker überzeugt. Schon allein deshalb brauche es seine Partei im Landtag: „Wir werden Druck von links entwickeln, für gute Arbeit, von der man leben kann, für bezahlbaren Wohnraum, für den Ausbau der sozialen Infrastruktur im Land“. Dazu suche man auch das Bündnis mit Initiativen, die auf unterschiedlichen Politikfeldern Widerstand gegen angebliche kapitalistische Alternativlosigkeiten leisten.
Als Ersatzkandidat wurde Peter Mannherz (62) bestimmt. Der selbständige Steuerberater engagiert sich neben seiner Arbeit in der Linken auch in der antifaschistischen VVN-BdA und organisiert Veranstaltungen und Seminare zu wichtigen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen.
Pschorr: Bildung wird zum Luxusgut
Mit dem 22-jährigen Simon Pschorr nominierten die Mitglieder im Wahlkreis Konstanz wie schon bei den Bundestagswahlen erneut einen jungen Kandidaten. Der Jurastudent ist Mitglied des Kreisvorstands der Linken, beschäftigt sich in der Linken Liste aktiv mit kommunalen Themen und ist in Flüchtlingsprojekten tätig. Pschorr verwies in seiner Bewerbungsrede darauf, dass sich mit dem steigenden Preisdruck auf dem Wohnungsmarkt in Konstanz und im ganzen Bundesland zunehmend ein Generationenkonflikt verschärfe. „Nicht nur für ältere Menschen mit niedrigen Renten wird das Leben immer teurer. Noch immer vernachlässigt die Landesregierung ihre Verantwortung für eine ausreichende Kostendeckung von Schulen und Universitäten. Bildung wird zunehmend zum Luxusgut.“
Er betonte die besondere Bedeutung guter Ausbildung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft des Landes. „Zu Fragen der Bildung gehört auch die öffentliche Infrastruktur. Nicht nur in Schulen, sondern auch in Theatern, bei Konzertveranstaltungen und in öffentlichen Museen wird Wissen vermittelt. Deren Erhaltung als öffentliche Aufgabe müssen wir gemeinsam verteidigen – auch gegen TTIP, TiSA und CETA.“
Seine Jugend sieht Pschorr als Chance. „Ich bin noch jung, ich habe noch zu lernen. Die beste Art zu lernen ist, das Gespräch zu suchen.“ So wolle er auch seinen Wahlkampf bestreiten: „Nur ein solidarischer, respektvoller Umgang miteinander macht eine Welt möglich, in der jeder, ob alt oder jung, vermögend oder arm, ein würdiges Leben führen kann.“
Zum Ersatzkandidaten im Konstanzer Wahlkreis wählten die Linke-Mitglieder den parteilosen Holger Reile (61). Der renommierte Journalist ist einer der Köpfe des regional bekannten Internet-Magazins „seemoz“ und sitzt als Stadtrat der Linken Liste im Konstanzer Gemeinderat.
PM/jüg/hpk; Fotos: Nico Kienzler
Alles Männer?
Gibts in der Linken keine Quote mehr?
schönen Sonntag