Die Märchen um die Kriminalstatistik

Was wird vom Boulevard, in den sich dann auch das Heimatblatt einreiht, nicht immer Angst verbreitet: Die Straftaten nähmen ständig zu, besonders Wohnungseinbrüche würden zur Qual und vor allem: die Ausländer. Ein Blick in die Kriminalstatistik aber zeigt – das stimmt alles nicht. Ekkehard Falk, als Polizeipräsident auch für den Landkreis Konstanz zuständig, gab jüngst Entwarnung. Vor dem Kreistag präsentierte er moderate Zahlen für den Landkreis Konstanz.

So ging die Zahl aller Straftaten im Landkreis im vorigen Jahr um 3,5 Prozent zurück. Solche Rückgänge waren vor allem bei Diebstahls-, Betrugs- und Rauschgiftdelikten zu vermelden. Die Straßenkriminalität pendelte sich auf Vorjahresniveau ein, einzig bei Körperverletzungen und Sachbeschädigungen war ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Gleichzeitig jedoch konnte die Polizei im Landkreis ihre Aufklärungsquote um einen Prozentpunkt auf 63,7 Prozent steigern und liegt damit deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Weniger Straftaten

Diese Zahlen finden sich auch in den Städten des Landkreises wieder: Nur in Singen gab es einen leichten Anstieg auf 4361 Straftaten, während in Konstanz (6417), Radolfzell (1707) und Stockach (882) jeweils Rückgänge gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen sind.

Wie reißerisch wird auch in diesen Tagen z.B. über Wohnungseinbrüche berichtet – die Statistik spricht eine andere Sprache. Sowohl die Wohnungseinbruchdiebstähle wie auch die -versuche sind unverkennbar rückläufig: Die Versuche sanken von 159 auf 118, die vollendeten Einbrüche von 290 auf 234. Und das gilt nicht nur für den Landkreis, sondern auch für alle Städte (s. Schaubild). Kein Grund zur Panikmache also.

Der Polizeipräsident führt diese Entwicklung auch auf die Präventionsarbeit seiner Kolleginnen und Kollegen zurück, die allein 330 „sicherungstechnische Beratungen“ durchgeführt haben – da wurden in 7600 Gesprächen etliche Häuser, Wohnungen und Gewerbebauten diebstahlssicherer gemacht.

Und dann die Mär von den straffälligen Flüchtlingen. Ganze 2377 Tatverdächtige machte die Polizei unter Flüchtlingen aus, wobei man wissen muss, dass da in der Mehrzahl solche Vergehen erfasst sind, die nur Ausländer treffen können – Passvergehen beispielsweise. Insgesamt wurden nahezu 10 000 Tatverdächtige registriert, die Differenz machen dann wohl deutsche Verdächtige aus. Wohlgemerkt: Hier handelt es sich allein um Tatverdächtige, gegen die ermittelt wurde, keinesfalls um überführte Täter.

Mehr Unfälle

Unverändert hoch mit fast 8000 ist die Zahl der Verkehrsunfälle, wobei sich die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss mehr als verdoppelt hat – von fünf auf 14. Immerhin sank die Unfallzahl unter Alkoholeinfluss um 14 Prozent. Alarmierend allerdings ist der Anstieg der Unfallzahlen mit Pedelec-Fahrrädern um mehr als 20 Prozent, während 17 Prozent weniger Motorrad-Unfälle registriert wurden.

Fazit: Was leben wir doch in einem beschaulichen Flecken dieser gewalttätigen Welt. Und diesen Eindruck sollten wir uns auch nicht von Horrormeldungen der Boulevardpresse oder Fälschungen aus politisch interessierter Ecke kaputt machen lassen. Sondern häufiger in die Statistik schauen.

hpk