Die Stadtverwaltung schlägt zurück. Oder doch nicht?
Eine Kunstaktion schlägt Wellen: Die Verhüllung des Denkmal-Sockels am Chérisy-Soldaten soll, wenn es nach dem Denkmalamt geht, schnellstens wieder abgeräumt werden. Schließlich handele es sich um städtisches Eigentum, so Denkmal-Schützerin Hoffmann. Die erboste Forderung richtet sich gegen die FriedensInitiative Konstanz (FI), die am vergangenen Sonntag, wie seemoz berichtete, das schauerliche Kriegerdenkmal mit einem Transparent schmückte
Das Telefonat mit dem FI-Aktiven und Künstler Maik Schluroff, der während der sonntäglichen Aktion eine symbolische Sprengung inszenierte, muss sich ungefähr so angehört haben:
Hoffmann.: „Das Denkmal steht auf städtischem Grund, das Banner muss umgehend entfernt, die Schrauben gelöst und die Löcher wieder zugemacht werden.“
Schluroff.: „Mmmh, ja, ja“. Dann: „Neugierhalber: Seit Monaten oder sogar Jahren hängt da unbeanstandet das Schild der Wegwarte und das Schild ‚Gewerbegebiet Cherisy‘.Wieso nun?“
H: „Ja, Ihre Aktion hat jetzt Wellen geschlagen. Wegwarte habe ich schon angerufen. Der sagte: Er könne das erst, wenn das Banner entfernt ist. Wann etwa können Sie das denn abhängen?“
S.: „Ja, das muss ich weiterleiten, weil ich ab morgen drei Wochen weg bin“
H.: „Das geht nicht, das muss innerhalb weniger Tage erfolgen.“
S.: „Das müssen wir erst besprechen.“
H .: „Muss bald erfolgen“.
S..: „Ich werde das weiterleiten; es wird sich jemand bei Ihnen melden.“
Zunächst aber meldete sich seemoz bei Cornelia Hoffmann vom Baurechts- und Denkmalamt und wollte wissen, ob das mit dem Eigentumsanspruch denn ernst gemeint sei. „Aber, ja doch,“ versicherte eine freundliche Frau Hoffmann, die jedoch schmallippiger wurde, als sie erfuhr, dass dieser Anruf schon Teil einer Medienrecherche war. Sie verwies auf Pressesprecher Rügert, der aber wie auch Hoffmanns Vorgesetzter, Frank Mienhardt, gegenwärtig urlaubt.
Am späten Nachmittag des gestrigen Mittwochs kam dann nach etlichen Rückfragen die offizielle Stellungnahme der Stadt, gemailt vom stellvertretenden Pressesprecher Ulrich Hilser: „Es gibt aktuell keine Forderung seitens der Stadt Konstanz, die Plastik-Plane am Sockel der Skulptur zu entfernen. Eine abschließende Prüfung des Vorgangs erfolgt.“
Was nun? Ist Frau Hoffmann nur vorgeprescht? Hat der gerade aus dem Urlaub zurück gekehrte OB wider Erwarten ein Machtwort gesprochen? Rudern die konservativen Stichwortgeber zurück? So oder so: Maik Schluroff kann heute getrost nach Alaska fliegen und Robben retten (Vorsicht: Satire); seemoz jedoch wird die Plane „Propaganda – Realität“ sorgsam im Auge behalten…
Autor: hpk
Weiterer Text zum Thema:
31.08.2014: Chérisy-Soldat mit neuem Beinkleid
Der Steinklotz ist doch ein wunderbarer Kontrast zum edlen Apartment-Hochhaus dahinter. Der Bauherr würde die Entfernung des Denkmals hoch erfreut begrüssen…
Genau Anke,
der schauerliche Steinklotz ärgert schon seit Jahrzehnten.
Die Friedensinitiative hat mit ihrer Verhüllungsaktion einen wichtigen Akzent gesetzt. Stadtverwaltung und politische VertreterInnen der Stadt Konstanz haben jahrelang die Chance verpasst, den martialischen, „arisch“ anmutenden Nazisoldaten zu entfernen oder ihm ein deutliches Korrektiv entgegenzusetzen. Falls das Denkmalamt tatsächlich auf der Entfernung des Transparents beharrt, bevor eine erklärende Tafel angebracht oder dem Soldaten ein Deserteurs-Denkmal gegenübergestellt wird, wäre dies politisch instinktlos und historisch mehr als unsensibel.
Die sollen sich wohl weiterhin besser um ihre Gaupen kümmern.