Die vielen Jobs von Bahn-Chef Grube

In Stuttgart gehört Immobilienentwickler Rudolf Häussler zu den Großen im Geschäft. Die Zeitschrift Stern nennt ihn “Lieblings-Projektentwickler” von Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster. Vor gut zehn Jahren arbeitete der heutige Bahn-Chef Rüdiger Grube für Häussler und sollte sogar sein Nachfolger werden. Doch in Grubes offiziellen Lebenslauf auf der Bahn-Webseite klaffte für diese Zeit eine Lücke. Warum? Lobbycontrol hat nachgeforscht

Grube war 1999/2000 für knapp ein Jahr Co-Vorstandsvorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter von Häussler. Dann verließ er das Unternehmen überraschend und ging wieder zurück zu DaimlerChrysler. Über die Hintergründe wurde damals wenig bekannt. Die Tageszeitung Die Welt schrieb in einem Porträt Grubes zum Amtsantritt als Bahnchef: „Zu Grubes Bedauern weihte Häussler ihn allerdings nicht in alle Firmeneinzelheiten ein – die Folge: Der Manager kehrte kaum ein Jahr später in den Schoß der Daimler-Familie zurück.“

In seinem offiziellen Lebenslauf wird diese Episode allerdings verschwiegen. Dort sieht es so aus, als hätte er eine geradlinige Karriere bei dem Autobauer hinter sich. Vielleicht ist diese Lücke nur dem Wunsch geschuldet, einen gradlinigen Lebenslauf zu präsentieren, oder der Sorge, dass diese Station eventuell als Scheitern angesehen werden könnte (Man könnte umgekehrt auch sagen, dass sie zeigt, dass Grube einen einmal eingeschlagenen Weg auch verlassen kann, wenn er sich als nicht passend erweist).

Angesichts der aktuellen Debatte über Stuttgart 21 ist diese Lücke aber brisant. Immerhin ist Häusslers Firma ein wichtiger Spieler im Immobiliengeschäft dort und möglicher Interessent für Immobilienprojekte im Kontext von Stuttgart 21 (auch wenn Häussler vor kurzem für drei seiner Gesellschaften Insolvenz anmelden musste). Zwar ist Grubes Zwischenspiel bei Häussler schon länger her und die abrupte Trennung lässt offen, wie nahe sich Grube und Häussler seitdem tatsächlich stehen. Aber immerhin wurde Häussler 2009 in den Kommunikationsbeirat für Stuttgart 21 berufen, der für ein besseres Bild des Großprojektes sorgen soll.

So oder so, Rüdiger Grube, der früher auch für die Luft- und Raumfahrtkonzerne MBB und DASA sowie überwiegend für DaimlerChrysler gearbeitet hatte, und die Deutsche Bahn sollten sich gerade in einer angespannten Situation wie aktuell um Stuttgart 21 solche Beschönigungen nicht leisten.

Update, Ende Oktober: Die Bahn hat auf unsere Anfrage erklärt, dass sie die Tätigkeit Grubes bei der Häussler-Gruppe auf der Webseite nachtragen will (ist inzwischen passiert). Warum es die Lücke gab, lasse sich “nicht mehr nachvollziehen”. Die Bahn betont zugleich, dass Herr Grube heute keine Anteile an Firmen der Häussler-Gruppe mehr halte und auch keine vertraglichen Bindungen zu Herrn Häussler habe.

Autor: lobbycontrol