Die Volkshochschule kommt aus den Miesen nicht raus

Alle Jahre wieder: Das Damen-Duo an der Führungsspitze der Volkshochschule Konstanz-Singen (vhs) verspricht ein positives, mindestens aber ausgeglichenes Ergebnis – und landet wieder in den Miesen. Im Wirtschaftsjahr 2012 erwirtschaftete frau ein Minus von knapp 13 600 Euro, obwohl ein Überschuss von 48 000 geplant war. Auch das für 2013 angepeilte Plus, das zeigt der bisherige Geschäftsverlauf, wird wohl wieder verfehlt

Schon für die Jahre 2010 bis 2012 war ein nicht gedeckter Fehlbetrag in Höhe von 41 757,68 € ausgewiesen worden – die Liquidität konnte nur durch einen vom Kreistag beschlossenen Kredit von 200 000 Euro gesichert werden; bislang jedoch wurde dieser Kredit nicht in Anspruch genommen. Was aber auch heißt: Die vhs wirtschaftet auf Dauer mit heißer Nadel. Denn auch das für 2013 voraus gesagte Plus von 16 700 € kann wohl nicht eingehalten werden, so die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage für die morgige Sitzung des Gemeinderats-Ausschusses für Schulen, Bildung, Wissenschaft und Sport.

Bildung und Betriebswirtschaft – verträgt sich das?

Was aber auch bedeutet: Der nach dem vhs-Desaster vor zwei Jahren von dem Damen-Duo Nikola Ferling und Dr. Dorothee Jacobs-Krahnen versuchte Konsolidierungskurs ist gescheitert. Was womöglich nicht einmal ausschließlich den Führungsdamen anzulasten ist. Solange nämlich die Bildungseinrichtung vhs nur nach vornehmlich betriebswirtschaftlichen Richtlinien geführt wird, solange an allen Ecken und Enden nur gespart wird (weniger Angebote, weniger Dozenten gleich weniger Teilnehmer und weniger Erlös) kann die vhs ihrem Auftrag nicht gerecht werden. Die Volksvertreter im Kreistag und Gemeinderäten müssen endlich genügend Gelder bereitstellen, um die vhs gesund in die Zukunft zu führen. Es ist wie bei jeder Rationalisierung in Verwaltungen oder Unternehmen: Ein Umbau der Strukturen muss zunächst finanziert werden, bevor Jahre später eine gute Ernte eingefahren werden kann.

Sonst bleiben die bisherigen Konsolidierungsmassnahmen bloßes Flickwerk: Wer nur die Unterrichtseinheiten von 55 550 (2011) auf 53 662 (2012) herunterfährt, nur die Veranstaltungen von 3482 auf 3134 kürzt (darunter die Vorträge auswärtiger Referenten von 276 auf 158), darf sich über die Reduzierung der Teilnehmerzahlen von 35 451 auf 33 267 nicht wundern.

Die Politik ist gefragt – und die vhs-Leitung ebenso

Genau anders herum nämlich funktioniert die Gesundung: Das Angebot muss attraktiver werden, die Unterrichtseinheiten müssen aufgestockt, die Vorträge vor allem mit attraktiven Referenten müssen ausgeweitet werden. Was das aktuelle vhs-Angebot da anbietet, hält den Vergleich mit den Angeboten früherer Jahre nicht stand, was womöglich auch an der Qualität der Akquise liegt. Vor allem aber am Geld: Namhafte Referenten verlangen höhere Honorare. Und dieses Geld muss endlich von den politisch Verantwortlichen zur Verfügung gestellt werden. Denn Bildung ist nicht zum Nulltarif zu haben. Man sollte nicht vom lebenslangen Lernen reden und dann den Geldhahn zudrehen.

Und da ist einmal mehr das Damen-Duo in der vhs-Spitze an der Reihe. Denn von der Leitung einer Volkshochschule ist mehr als Pfennigfuchserei zu erwarten. Und wer nicht offensiv für diesen Bildungsauftrag wirbt, wer nicht für ein tatsächlich attraktives Angebot sorgt, fährt dieses unverzichtbare Angebot der Erwachsenenbildung gegen die Wand.

Autor: hpk

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