Die Warnstreik-Welle rollt und der Ton wird rauer
Die Warnstreiks in der Metallindustrie werden fortgesetzt: Nachdem am Mittwoch in Singen 1500 Beschäftigte von Georg Fischer, Constellium und Amcor mehrstündige Warnstreiks organisiert hatten, folgten ihnen gestern 300 Allweiler-KollegInnen in Radolfzell mit einem Warnstreik plus Demozug durch die Produktion (Foto). Und der Ton wird rauer, wie Raoul Ulbrich, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Singen, bewies.
Die IG Metall fordert für die Beschäftigten der Metall- und Elektronindustrie in der laufenden Tarifverhandlung unter anderem eine Entgeltsteigerung von sechs Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Daneben will die Gewerkschaft einen Rechtsanspruch durchsetzen, dass Beschäftigte die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeitszeit befristet auf bis 28 Stunden abzusenken und im Anschluss wieder zu ihrer Vollzeitarbeitszeit zurückkehren zu können. Kolleginnen und Kollegen mit pflegebedürftigen Angehörigen, kleinen Kindern und in besonders belastenden Arbeitsverhältnissen sollen zudem einen Entgeltzuschuss erhalten.
Großen Beifall erntete Raoul Ulbrich, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Singen, als er den Streikenden zurief: „Die Entgelterhöhung ist finanzierbar und der Anspruch auf kurze Vollzeit sinnvoll und erforderlich. Aber erst der Entgeltzuschuss macht dies möglich. Wenn sich am Verhandlungstisch nichts bewegt, werden wir weitere Warnstreiks organisieren und den Druck Stück für Stück erhöhen.“
Die Aussage des Gesamtmetallpräsidenten Rainer Dulger: “Wenn ein durchschnittlicher Metallfacharbeiter auf 28 Stunden geht, dann verdient er immer noch rund das Doppelte einer Metzgereifachverkäuferin, die 38 Stunden arbeitet.“, wies Raoul Ulbrich scharf zurück. Er erwiderte unter tosendem Applaus der Warnstreikenden: „Wer sich selbst Millionen in die Tasche steckt und dann die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie mit denen im Einzelhandel vergleicht, leidet offensichtlich an komplettem Realitätsverlust. Dann sollen sich bitte die Herren des Managements mit Gehältern eines Metzgermeisters zufrieden geben.“
MM/hpk (Foto: IG Metall)