„Die Zahl 200 kann nicht bestätigt werden“
Auf „der längsten Betriebsversammlung, an die ich mich erinnern kann“ informierte gestern der Konstanzer Betriebsrats-Vorsitzende die Siemens-Belegschaft. Doch Volker Schmitz wusste auch nichts Genaues – nur so viel: „200 gefährdete Arbeitsplätze – das stimmt einfach nicht. Die Zahl kann weder für Konstanz noch für die anderen drei LAS-Standorte bestätigt werden“. Wie denn auch? Die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung werden sich bis in den Februar hinziehen. Erst dann werden womöglich konkrete Zahlen, konkrete Ergebnisse zu vermelden sein
Und Gegenstand solcher Verhandlungen zum Interessenausgleich und Sozialplan ist eben auch die konkrete Zahl der Betroffenen. Am 9. Januar tagt die betriebsrätliche Verhandlungsgruppe erstmals mit der Geschäftsleitung und frühestens im Februar 2015 ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen. Und wer die vorigen Beratungen des Konstanzer Betriebsrates aufmerksam beobachtet hat, weiß: Die Kolleginnen und Kollegen um Volker Schmitz lassen sich nicht unter Zeitdruck setzen.
Der Umsatzrückgang der Konstanzer Siemens-Sparte sei der Grund für die jetzt nötigen Anpassungen, argumentiert Geschäftsführer Reichle. Betriebsrat Schmitz hält gegen: „Dieser Umsatzrückgang ist allein den Management-Entscheidungen der letzten Jahre geschuldet.“ Man erinnert sich: Während des Hick-Hacks um Verkauf oder Nicht-Verkauf der LAS-Sparte (Logistics and Airport Solutions) brachen die Aufträge weg, an manchen Tagen saßen die MitarbeiterInnen buchstäblich ohne Arbeit da.
„Der Laden muss wieder in Gang kommen“, fordert auch Volker Schmitz (s. Foto), „dazu brauchen wir eine neue Organisationsstruktur. Aber das fordern wir Betriebsräte schon seit Jahren“. Doch welche und wie viele Arbeitsplätze von solchen Umstrukturierungen betroffen sein werden, ließe sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einmal annähernd abschätzen. Aber auch das stellt der Betriebsrats-Vorsitzende fest: „Radolfzell II gilt weiterhin“.
Damit ist der umfassende Kündigungsschutz gemeint, der vor Jahren in Radolfzell vereinbart worden war. „Kein Kollege, keine Kollegin darf demnach gekündigt werden. Wer ein Auflösungsangebot annimmt, muss das selbst entscheiden, gezwungen werden darf er nicht. Und dass wir Betriebsräte jeden auch noch so geringen Arbeitsplatz-Abbau ablehnen und bekämpfen werden, ist ohnehin klar.“
Der Nervenkrieg um die Arbeitsplätze in der Bücklestraße tritt also in ein neues Stadium ein. Nur – dazu braucht es keine Panikmache von außen. Wie sagte Volker Schmitz: „Die Zahl von 200 gefährdeten Arbeitsplätzen kann nicht bestätigt werden.“[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
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