Die Diskussion um Krieg und Frieden fand nicht statt
Peter Friedrich war gewarnt: Als der Europaminister aus Konstanz am Abend des Antikriegstages im Kulturzentrum zu den LäuferInnen der Friedensaktion „Flame For Peace“ sprach, hatte seine Partei, die SPD, nur wenige Stunden zuvor im Bundestag den Waffenlieferungen in den Irak zugestimmt. Friedrich lud voreilig zu Dialog und Diskussion – allein: Diskutanten oder Zwischenrufer waren daheim geblieben, und der Minister konnte seine Rede professionell abspulen
Dabei bot Friedrich durchaus offene Flanken. Zwar vermied er einen direkten Kommentar zur aktuellen Entscheidung des Bundestages, doch er mahnte immerhin: „Mit Waffen lässt sich kein Frieden schaffen“ und belegte diese Einsicht mit zahlreichen historischen Zitaten. Er spannte den Bogen vom 1. Weltkrieg über den Balkan-Krieg (die Friedensstafette war in Sarajevo gestartet, seemoz berichtete mehrfach) bis zu den derzeitigen Kriegen. Allerdings vermied er direkte Schuldzuweisungen, blieb in der Ursachenforschung unklar und mogelte sich um eindeutige Stellungnahmen herum. Aber – wie gesagt – eine Diskussion fand mangels Diskutanten nicht statt.
Das lag auch daran, dass die Friedensläufer schlicht platt waren. Am späten Mittag waren sie vom Fähranleger Staad zum letzten Teilabschnitt ihrer 36. Etappe aufgebrochen. Begleitet von gut einem Dutzend Konstanzer Läuferinnen und Läufern (s. Foto), von Radfahrern und Kickbikern, wurden die sechs Kilometer am Seeufer entlang zum Augustinerplatz noch durchaus munter absolviert. Dort aber erwartete die Sportler ein ermüdendes Begrüßungsprogramm mit Fahnenschwingern und Reden.
Auch Bürgermeister Andreas Osner, der die LäuferInnen im Namen der Stadt Konstanz begrüßte, vermied eine konkrete Positionierung zur derzeitigen Konfliktlage. Allerdings verwies er auf das Flüchtlingsproblem, unter dem auch seine Kommune leide, als er mahnte, „Frieden nicht allein im klassischen Sinne, nämlich von Gewaltfreiheit, zu sehen, sondern als Konzept der menschlichen Sicherheit: Das bedeutet Schutz vor Krieg, Armut und Erniedrigung.“ Allein Margrit Zepf, örtliche Geschäftsführerin der Gewerkschaft ver.di, setzte in ihrer viel gelobten Ansprache politische Akzente: Sie kritisierte die Waffenlieferungen, über die zeitgleich im Bundestag debattiert wurde, und forderte Alternativen zum Raketen-Export: „Wir brauchen eine aktive Friedenspolitik“.
Die forderte auch die Partei Die Linke, die gleichzeitig auf der Marktstätte einen kleinen Infostand aufgebaut hatte und in ihrem Flugblatt, das vorab an Konstanzer Haushalte verteilt worden war, friedliche Konfliktlösungen anmahnte und humanitäre Hilfsleistungen sowie eine aktive Flüchtlingspolitik in den Vordergrund rückte. Die Linke war übrigens die einzige Partei, die am Antikriegstag, dem 1. September, zu Krieg und Frieden in Konstanz und der Bodensee-Region aktuell Stellung bezog.
Tagsdrauf, um 9 Uhr am 2. September, starteten die LäuferInnen der Kampagne „Flame For Peace“, wiederum von Konstanzer Sportlern begleitet, von ihrem Quartier in der Paradieshalle aus zu ihrer nächsten Etappe nach Schaffhausen. Erst am 21. September wird in Aachen das Ziel dieses Laufes für den Frieden erreicht sein.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
Weitere Texte zum Thema:
31.08.2014: Chérisy-Soldat mit neuem Beinkleid
08.08.2014: Friedensfackel macht Station in Konstanz
Mir hat die Geschichte gezeigt, dass Waffenlieferungen zum Bumerang werden. Die Waffen die geliefert werden, tauchen bestimmt irgendwann in anderen Ländern auf wie zum, Beispiel Afrika. Mit Blutdiamanten bezahlt. Von Terroristen. Um diese zu bekämpfen werden dann wieder Waffen geliefert und auch die tauchen dann wieder in einer anderen Region wieder auf. Bezahlt mit einer anderen Währung, zum Beispiel Drogen. Bezahlt von Kartellen. Und so weiter.
Es werden dann die eigenen Soldaten mir Waffen getötet, die eigentlich geschickt wurden um den Frieden zu erhalten. Es kursieren allerlei Meldungen von sogenannten Zeugen, die das allerschlimmste schildern. Wahr? Oder nicht wahr? Vielleicht!
Ich halte mich an Horst Bienek:
Anweisung für Zeitungsleser
I
Prüft jedes Wort
prüft jede Zeile
vergesst niemals
man kann
mit einem Satz
auch den Gegen-Satz ausdrücken
II
Misstraut den Überschriften
den fett gedruckten
sie verbergen das Wichtigste
misstraut den Leitartikeln
den Inseraten
den Kurstabellen
den Leserbriefen
und den Interviews am Wochenende
Auch die Umfragen der Meinungsforscher
sind manipuliert
die Vermischten Nachrichten
von findigen Redakteuren erdacht
Misstraut dem Feuilleton
den Theaterkritiken Die Bücher
sind meist besser als ihre Rezensenten
lest das was sie verschwiegen haben
Misstraut auch den Dichtern
bei ihnen hört sich alles
schöner an auch zeitloser
aber es ist nicht wahrer nicht gerechter
III
Übernehmt nichts
ohne es geprüft zu haben
nicht die Wörter und nicht die Dinge
nicht die Rechnung und nicht das Fahrrad
nicht die Milch und nicht die Traube
nicht den Regen und nicht die Sätze
fasst es an schmeckt es dreht es nach allen Seiten
nehmt es wie eine Münze zwischen die Zähne
hält es stand? taugt es? seid ihr zufrieden?
IV
Ist Feuer noch Feuer und Laub noch Laub
ist Flugzeug Flugzeug und Aufstand Aufstand
ist eine Rose noch eine Rose noch eine Rose?
Hört nciht auf
euren Zeitungen zu misstrauen
auch wenn die Redakteure
oder Regierungen wechseln.
(Horst Bienek)