Die Diskussion um Krieg und Frieden fand nicht statt

IMG_1124.JPGPeter Friedrich war gewarnt: Als der Europaminister aus Konstanz am Abend des Antikriegstages im Kulturzentrum zu den LäuferInnen der Friedensaktion „Flame For Peace“ sprach, hatte seine Partei, die SPD, nur wenige Stunden zuvor im Bundestag den Waffenlieferungen in den Irak zugestimmt. Friedrich lud voreilig zu Dialog und Diskussion – allein: Diskutanten oder Zwischenrufer waren daheim geblieben, und der Minister konnte seine Rede professionell abspulen

Dabei bot Friedrich durchaus offene Flanken. Zwar vermied er einen direkten Kommentar zur aktuellen Entscheidung des Bundestages, doch er mahnte immerhin: „Mit Waffen lässt sich kein Frieden schaffen“ und belegte diese Einsicht mit zahlreichen historischen Zitaten. Er spannte den Bogen vom 1. Weltkrieg über den Balkan-Krieg (die Friedensstafette war in Sarajevo gestartet, seemoz berichtete mehrfach) bis zu den derzeitigen Kriegen. Allerdings vermied er direkte Schuldzuweisungen, blieb in der Ursachenforschung unklar und mogelte sich um eindeutige Stellungnahmen herum. Aber – wie gesagt – eine Diskussion fand mangels Diskutanten nicht statt.

Das lag auch daran, dass die Friedensläufer schlicht platt waren. Am späten Mittag waren sie vom Fähranleger Staad zum letzten Teilabschnitt ihrer 36. Etappe aufgebrochen. Begleitet von gut einem Dutzend Konstanzer Läuferinnen und Läufern (s. Foto), von Radfahrern und Kickbikern, wurden die sechs Kilometer am Seeufer entlang zum Augustinerplatz noch durchaus munter absolviert. Dort aber erwartete die Sportler ein ermüdendes Begrüßungsprogramm mit Fahnenschwingern und Reden.

Auch Bürgermeister Andreas Osner, der die LäuferInnen im Namen der Stadt Konstanz begrüßte, vermied eine konkrete Positionierung zur derzeitigen Konfliktlage. Allerdings verwies er auf das Flüchtlingsproblem, unter dem auch seine Kommune leide, als er mahnte, „Frieden nicht allein im klassischen Sinne, nämlich von Gewaltfreiheit, zu sehen, sondern als Konzept der menschlichen Sicherheit: Das bedeutet Schutz vor Krieg, Armut und Erniedrigung.“ Allein Margrit Zepf, örtliche Geschäftsführerin der Gewerkschaft ver.di, setzte in ihrer viel gelobten Ansprache politische Akzente: Sie kritisierte die Waffenlieferungen, über die zeitgleich im Bundestag debattiert wurde, und forderte Alternativen zum Raketen-Export: „Wir brauchen eine aktive Friedenspolitik“.

Die forderte auch die Partei Die Linke, die gleichzeitig auf der Marktstätte einen kleinen Infostand aufgebaut hatte und in ihrem Flugblatt, das vorab an Konstanzer Haushalte verteilt worden war, friedliche Konfliktlösungen anmahnte und humanitäre Hilfsleistungen sowie eine aktive Flüchtlingspolitik in den Vordergrund rückte. Die Linke war übrigens die einzige Partei, die am Antikriegstag, dem 1. September, zu Krieg und Frieden in Konstanz und der Bodensee-Region aktuell Stellung bezog.

Tagsdrauf, um 9 Uhr am 2. September, starteten die LäuferInnen der Kampagne „Flame For Peace“, wiederum von Konstanzer Sportlern begleitet, von ihrem Quartier in der Paradieshalle aus zu ihrer nächsten Etappe nach Schaffhausen. Erst am 21. September wird in Aachen das Ziel dieses Laufes für den Frieden erreicht sein.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: hpk

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