Döbele: Hilflosigkeit führt zu Projektverschleppung

Wenn einer nicht mehr weiter weiß …Wer die Konstanzer Kommunalpolitik aufmerksam verfolgt, wird feststellen, dass seit geraumer Zeit ein Ideenwettbewerb den anderen jagt. Man fragt sich manchmal: Wofür haben wir eigentlich die Fachleute in den entsprechenden Ämtern? Und man fragt sich auch: Warum drücken sich die Ratsdamen- und Herren, wie aktuell vor allem im Falle Döbele, vor einer politischen Entscheidung und schieben sie erneut auf unbestimmte Zeit vor sich her?

Seit Jahren wird über das Areal diskutiert. Eine knappe bürgerliche Mehrheit wünscht sich dort ein Parkhaus. Von bis zu 1000 Stellplätzen träumt beispielsweise Stadtrat Alexander Fecker (CDU) und KollegInnen von FWG, FDP und UFG träumen, mit kleinen Abweichungen, ähnlich. Die andere Hälfte (vor allem SPD , LLK und Restbestände der FGL) favorisiert an dieser Stelle eher die Schaffung von Wohnraum auch für Menschen mit eher schmalem Geldbeutel. Für BürgerInnen also, die nicht mehr in der Lage sind, die horrenden Mieten zu bezahlen, die in Konstanz schon längst grausame Realität geworden sind.

Beim Areal Döbele prallen zum Teil zwei Welten aufeinander. Da nichts vorwärts gehen will, soll es erneut ein Wettbewerb richten. „Europan 2012“ nennt sich das Konstrukt, ein internationaler Think-Tank junger Architekten, von dem sich der entscheidungsunwillige Rat die zündende Idee erhofft. Eine Mehrheit der Mitglieder im Technischen- und Umweltausschuss entschied sich vergangenen Donnerstag für diesen Wettbewerb und würde dafür auch gerne 80 000 Euro ausgeben. Städteplaner  von irgendwoher sollen es richten. Hauptsache, man bringt sich mit dieser Fremdvergabe zumindest mittelfristig aus dem langwierigen Spiel. Sollen sich doch andere darüber Gedanken machen, wie es an einem neuralgischen Punkt der Stadt in Zukunft weiter geht.

Salbungsvoll wurde argumentiert. „Der Blick von außen“, so FGL-Rätin Anne Mühlhäußer, die am Döbele ein Mehrgenerationenhaus im Blick hat, berge „große Chancen“. Ihr Fraktionskollege Peter Müller-Neff erhofft sich „neue Ideen“, die der Wettbewerb beim Thema Döbele bringen könnte.  Wie bei fast allen wichtigen Projekten der neueren Stadtgeschichte sind die Grünen gespalten. Einzig und allein der Altgrüne Werner Allweiss vertritt eine klare Position, zu der sich auch weitgehend SPD und LLK bekennen: „Die Döbelefrage muss zuerst politisch geklärt werden, das können wir nicht einfach so abschieben“.

Tat man aber doch, 9 von 13 Ausschussmitgliedern sprachen sich dafür aus, Europan für gutes Geld hirnen zu lassen. Dass Baubürgermeister Kurt Werner, bekannt für städtebauliche Veitstänze, darin ebenfalls eine „Chance für kreative Ideen“ sieht, war von vorneherein klar. Selber hat er kaum  Einfälle mit nachhaltigen Perspektiven, und wenn doch, dann äußerst seltsame und teure dazu. Kommenden Donnerstag wird in der Gemeinderatssitzung das Döbele erneut auf den Tisch kommen. Jürgen Ruff, Verkehrsexperte der SPD, hofft, dass sich der Rat eines Besseren besinnt: „Eine erneute jahrelange Verzögerung können wir uns an dieser Stelle nicht leisten. Die Stadt muss handeln, denn es brennt“.

Entscheidet sich das Gremium dennoch für den Europan-Wettbewerb, droht erneut eine fatale Projekt-Verschleppung. Bis der Ideenwettbewerb anläuft, gehen Monate ins Land. Mit einem Ergebnis, an das sich wiederum die Entscheidungsträger vor Ort gar nicht halten müssen, wird frühestens Ende 2013 gerechnet. Verschiebebahnhof pur also, bei dem nackte Hilflosigkeit Pate steht.

Das Wettbewerbsgebiet für Europan schließt übrigens das Gelände Klein Venedig mit ein. Was die KonstanzerInnen dort nicht wollen, haben sie im Frühjahr 201o eindrucksvoll erklärt, als sie die KKH-Pläne mit großer Mehrheit ablehnten. Nun wäre es an der Zeit, für den maroden Platz ein nachhaltiges Konzept zu entwerfen und die BürgerInnen von Anfang an in die Überlegungen mit einzubeziehen. Auch dafür brauchen wir keinen kostenintensiven „Rat von außen“.

Autor: H.Reile