Dreiste Wohnraumzerstörung im Musikerviertel
Es sieht nach einem klaren Fall von Wohnraumvernichtung aus: Eine ehemals schmucke, denkmalgeschützte Villa in der Zeppelinstraße 4 steht schon seit längerer Zeit leer und verrottet. Anwohner sind besorgt, die zuständige Stelle hat reagiert und Ende Februar eine Baueinstellung verfügt. Der Besitzer der hochpreisigen Immobilie hatte anfangs angegeben, das Anwesen sanieren zu wollen. Doch daran glaubt derzeit niemand mehr.
Seit Kurzem kursiert ein Infoblatt des „Aktionsbündnis gegen Leerstand und Zerstörung von Wohnraum“ (ALZ), in dem behauptet wird, der Besitzer der herrschaftlichen Villa lasse seit knapp zwei Jahren die Fenster offen, um den Verfall des Hauses zu beschleunigen. Ende November habe er zudem „unerlaubt mit Baggern im Keller Aushubarbeiten vorgenommen und die Fundamente willentlich zerstört.“ Bald, so heißt es weiter, „ist das Haus so kaputt, dass nur noch der Abriss bleibt. Dann hat der Besitzer sein Ziel erreicht.“
Ähnliches hört man aus der Nachbarschaft. Der Eigentümer habe die Holzvertäfelung in den Innenräumen und wohl auch einen Teil der Bäder herausreißen lassen, wird behauptet. Daraufhin erließ die Verwaltung einen vorläufigen Baustopp wegen unerlaubter Abbrucharbeiten im Inneren des Gebäudes. Dagegen hat der Besitzer der Villa, Hans-Joachim Lange aus Weinsburg (bei Heilbronn), Widerspruch erhoben. Ob die Baueinstellung rechtens war, prüft nun das Regierungspräsidium in Freiburg. Zudem wurde gegen Lange, bei dem es sich nach mehreren Aussagen um ein „besonders rabiates und rücksichtsloses Modell“ handeln soll, dem auch Auflagen reichlich egal zu sein scheinen, Anzeige erstattet. Gegen ihn läuft inzwischen ein Bußgeldverfahren.
Auf den Denkmalschutz ist Herr Lange gar nicht gut zu sprechen und erstattete gegen Vertreter dieser Behörde seinerseits Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Die hatten das Anwesen innen besichtigt, um sich über das Ausmaß der angerichteten Schäden zu informieren und diese auch zu dokumentieren. Aber mit seiner Attacke wird Lange sicher nicht durchkommen, denn der Denkmalschutz hat in diesem Fall ein gesetzlich abgesichertes „Betretungsrecht“.
Was, so fragen sich viele, hat Lange, Geschäftsführer der Weinsberger Firma Lange GmbH Netsystem, mit der Immobilie überhaupt vor? Glaubt er wirklich, mit eventuellen eklatanten Verstößen gegen Recht und Gesetz durchzukommen? Spekuliert er darauf, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude abreißen zu können, um sich das Grundstück mit teuren Eigentumswohnungen zu vergolden? Auf eine seemoz-Anfrage hat er bislang nicht geantwortet.
H. Reile (Text & Bild)
@Steven Ries und Thomas Müller
In beiden Fällen, so die Auskunft der zuständigen Stelle, werde daran gearbeitet, die Immobilien zu sanieren. Doch anscheinend geschieht das ziemlich schleppend. Die LLK wird bei der kommenden Sitzung des TUA nochmal nachfragen.
Und was ist mit dem ehemals schönen Haus Ecke Neuhauserstraße-Alpenstraße?
Das steht schon länger als 10 Jahre leer.
Bei dieser Gelegenheit stellt sich die Frage, was eigentlich aus dem seit mehr als einem Jahrzehnt leerstehenden Haus in der Brauneggerstraße 25 wird. Von außen sieht es ja noch ganz gut aus, aber Nachbarn berichten, dass im Inneren viele Jahre lang nichts passiert sei, der Putz sei schon vor Ewigkeiten von den Wänden der Wohnungen geschlagen und nicht neu gemacht worden, und das Haus modere von innen vor sich hin, weil es nicht geheizt werde. Außerdem stören sich Anwohner daran, dass der im Hof angebaute verglaste Fahrstuhlschacht nachts pufflila leuchtet, was so gar nicht zu der Gegend passt, und das, obwohl das Haus ja unbewohnt ist. Gibt es nicht ein Zweckentfremdungsverbot, das so etwas verhindert?