EADS macht (in) Schule
Ein Kooperationsvertrag der EADS aus Friedrichshafen mit vier Gymnasien im Bodenseeraum sorgt für Unruhe. Welche Art der Zusammenarbeit wird da angestrebt zwischen Europas größtem Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern und den Schulen? „Verkaufen sich die Gymnasien an die Rüstungsindustrie“, wie die Friedensbewegung argwöhnt, oder handelt es sich um eine „Bildungspartnerschaft, wie es sie tausendfach im Land gibt“?
Martin Billeisen, EADS-Kommunikations-Beauftragter für Friedrichshafen, sieht da keine Probleme: „Solche Bildungspartnerschaften sind von der Landesregierung ja gewollt, und wir als einer der größten Arbeitgeber im Bodenseeraum stellen nur unsere Resourcen zur Verfügung. Mit unserem Rüstungsgeschäft hat das nichts zu tun“. Auch der Umstand, dass Vertragspartner auf EADS-Seite just der Geschäftsbereich „Defence & Security“ (Verteidigung und Sicherheit) ist, sei nur Zufall: „Da ist eben unsere Ausbildungsabteilung angesiedelt“. Personalchef Hubert Schwarz stand für Auskünfte übrigens nicht zur Verfügung.
Rektoren haben keine Probleme mit der Kooperation…
„Bildungspartner“ sind in Friedrichshafen das Graf-Zeppelin-Gymnasium, das Karl-Maybach-Gymnasium, das Technische Gymnasium Claude-Dornier-Schule und das Ellenrieder-Gymnasium aus Konstanz. Die vier höheren Schulen sind so etwas wie die Speerspitze einer neuen Bildungs-Strategie der EADS-Industrie. Denn:. „Weitere Kooperationen mit anderen Gymnasien, Realschulen, Werkrealschulen, Berufskollegs oder Berufsfachschulen aus der Region sind langfristig angestrebt“, bekräftigt Standortleiter Gerhard Wischmann.
„Keine Probleme“, hat denn auch Peter Beckmann, Rektor im Ellenrieder-Gymnasium in Konstanz: „Wir Lehrer sehen da neue Öffnungsmöglichkeiten: Unsere Schüler werden in Bewerbungs- und Präsentationstechniken geschult. Außerdem ist eine Unterstützung beim Projekt ‚Jugend forscht‘ angedacht“. Etwas blumiger drückt es Hermann Dollak, neuer Schulleiter des Graf-Zeppelin-Gymnasiums, aus: „Wir hoffen auf ein Netzwerk zwischen Schulen und Betrieben, von dem beide Seiten profitieren“.
…Friedensaktivisten hingegen schon
Ganz anders sehen das Friedens-Bewegte aus Friedrichshafen und Salem, die ihren Namen in Seemoz nicht lesen wollen – sei es, weil sie bei EADS beschäftigt sind oder waren, sei es, weil sie nur auf Zeit Beschäftigte sind und wohl zu Recht um ihre Weiterbeschäftigung fürchten.Ihre forsch formulierten Bedenken und Anschuldigungen: „“Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Verkaufen sich nicht die Schulen an die Rüstungsindustrie“ „Unsere Gymnasien nehmen schmutziges Geld an.“.“Früher gab es dafür das unschöne Wort: Bestechung. Die großen Firmen nennen es Landschaftspflege. Nach außen hin spricht man von Sponsoring. Oder noch moderner von ‚Bildungspartnerschaft‘. „Kann das sein? Die vier Schulleiter sind der Versuchung des Geldes erlegen. Die Lehrerinnen und Lehrer machen das Spiel mit. Die Elternvertreter sagen nichts. Wurden sie überhaupt gefragt? Und die Schülerinnen und Schüler …? Was denken sie? “
Und tatsächlich muss die Frage erlaubt sein, ob der Einfluss des Wehrsektors auf den Schulbetrieb so naiv betrachtet werden darf, wie es einige Studienräte tun. Immerhin gab es in letzter Zeit etliche Proteste um Vorträge von Jugendoffizieren an Schulen; auch Forschungskooperationen von Hochschulen mit der Bundeswehr – nicht nur in Karlsruhe – gerieten ins Kreuzfeuer öffentlicher Kritik. Und die Einflussnahme der Industrie auf die Schulpolitik ist spätestens seit Einführung des nur noch achtjährigen Gymnasiums – auch das in der Kritik von Eltern und Verbänden – nicht mehr zu leugnen.
Es geht ja nur um Praktika…
Im konkreten Fall könnte gefragt werden, ob Bewerbungsschreiben oder Präsentationstechniken zu unterrichten, nicht Aufgabe der Schule bleiben muss. Immerhin: Direkte Zahlungen fließen nach Aussagen sämtlicher Beteiligter nicht zwischen der Rüstungsindustrie und den Gymnasien. Vielmehr sei an Praktika und Hospitationen gedacht, an Betriebsbesichtigungen und eine Unterstützung beim Wettbewerb ‚Jugend forscht‘.
Aber, so Rektor Beckmann, die konkrete Ausgestaltung des tatsächlich reichlich vage formulierten Kooperationsvertrages stehe noch aus – frühestens im Herbst könne mit konkreten Aussagen und dann auch realistischen Vorhaben zu rechnen sein. Spätestens dann sollten Eltern und ihre Gremien, SchülerInnen und ihre Gremien, Politiker und ihre Gremien genau hinschauen.
EADS-Manager Billeisen verhehlt nicht, dass sich auch die Industrie Vorteile aus diesem Vertrag verspricht: „Naturwissenschaftlich interessierte Abiturienten finden bei uns lukrative Arbeitsplätze. Wer will nicht schon bei einem solch‘ erfolgreichen Unternehmen mitmachen?“ Von Rüstung ist da nicht die Rede.
Autor: H.-P. Koch
1. Die European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) ist Europas größter Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern.
Mit einem Umsatz von 42,8 Milliarden Euro (Stand 2009) ist EADS nach Boeing das zweitgrößte Luft- und Raumfahrtunternehmen der Welt. EADS beschäftigt an mehr als 70 Entwicklungs- und Produktionsstandorten in Europa und in 35 Außenbüros weltweit etwa 119.000 Mitarbeiter (Stand 2009).
Seit der Gründung am 10. Juli 2000 werden Aktien der EADS an der Börse gehandelt. Der Konzern geht aus einer Fusion der deutschen DASA (DaimlerChrysler Aerospace AG), der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen Construcciones Aeronáuticas S.A. (CASA) hervor. Der Sitz der Deutschlandzentrale des Konzerns, die EADS Deutschland GmbH, befindet sich in Ottobrunn bei München.
2. Die Defence & Security Division umfasst in ihrem Bereich Lenkwaffen die MBDA mit ihrem deutschen Ableger LFK-Lenkflugkörpersysteme, den weltweit größten Hersteller von Lenkflugkörpern. In ihrer neuen Ausrichtung zählt die Business Unit Military Air Systems (früher: Geschäftsbereich Militärflugzeuge), die den größten Anteil am Eurofighter-Programm hat, ebenso dazu wie das Angebot von hoch entwickelter Verteidigungselektronik und Sicherheits-Kommunikationssystemen für zivile und militärische Anwendungsbereiche. Die Business Unit Services bedient die wachsende Nachfrage nach ausgelagerten Dienstleistungsaufgaben für Militär- und Sicherheitsbereiche.“ (Zitat von www.eads.net)
Meine Eltern haben mir oft erzählt, wie Friedrichshafen im Jahre 1944 zerstört wurde. Damals blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Es gibt Fotos aus jener Zeit. Der Grund war die vielen Rüstungsfirmen in Friedrichshafen. „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen“, sagt Jesus (Mt 26,52). Friedrichshafen macht nun offenbar denselben Fehler zum zweiten Mal. Die „Bildungspartnerschaft“ mit EADS ist, mit einem biblischen Wort gesagt, eine Versuchung. Von EADS gibt es zuerst Sachleistungen, später Geld … Als Gegenleistung dafür sollen die Schüler, Lehrer und Eltern dieser Schule freundlich über EADS denken. Aus Sicht der EADS handelt es sich um erfolgreiche „Landschaftspflege“, früher hätte man gesagt „Bestechung“. Als Pfarrer will ich mich für Frieden einsetzen, für zivile Konfliktlösung, für mehr demokratische Kontrolle bei den Exportkontrolle. Das entspricht der gemeinsamen Empfehlung der beiden großen Kirchen (GKKE). Ich bin sicher, dass auf der Produktion von Waffen kein Segen liegt.
Auch hier bewahrheitet sich mal wieder die Scheinheiligkeit der sogenannten Friedensaktivisten. Wer weiß, ob diese überhaupt Friedensaktivisten sind und nicht „Mitbewerber“. Habt Ihr das recherchiert? Es ist doch klar, dass die Firmen an die Schulen gehen. So eine Zeitverschwendung dieser Artikel! Habt Ihr nichts besseres zu tun?