Eilmeldung: Bauarbeiten auf Büdingen-Areal gestoppt
(hr) Eine gute Nachricht: Das Freiburger Verwaltungsgericht hat angeordnet, die Bauarbeiten auf dem Büdingen-Areal umgehend einzustellen. Investor Hans Jürg Buff möchte dort einen dekadenten Wellnesstempel für Millionarios hochziehen. Mitglieder des Vereins Bürgerpark Büdingen hatten sich dagegen gewehrt. Der Konstanzer Gemeinderat sprach sich im Vorfeld mit großer Mehrheit für das umstrittene Projekt aus.
In einer ersten Stellungnahme begrüßten Rolf Würthle und Patrick Pfeiffer für den Verein die Entscheidung, dem Eilantrag auf aufschiebende Wirkung stattzugeben. „Wir freuen uns und empfinden Genugtuung darüber, dass eine offensichtlich zu Unrecht erteilte Baugenehmigung nun in Frage gestellt wurde und Investor und Bauverwaltung die Grenzen ihres Handelns aufgezeigt wurden.“ Bedauerlicherweise müssten immer erst Gerichte angerufen werden, „um eine interessengeleitete Verwaltung in diese Grenzen zu verweisen“, so die Vereinssprecher, und weiter: „Für die fünfzig Bäume, die vorschnell im Park Ende Oktober letzten Jahres auf der vermeintlichen Grundlage der nun in Frage gestellten Baugenehmigung gefällt wurden, kommt diese Entscheidung leider zu spät. Sie wird aber nicht ohne Folgen blieben!“ Mehr zum Thema alsbald auf dieser Seite.
Nach der Zurechtweisung durch das Bündner Stimmvolk (https://www.htr.ch/story/die-buendner-senken-die-daumen-9751.html) ist auch der zunächst erfolgversprechende neue Standort Konstanz für den Investor wenig erfreulich. Nachdem dieser aus der Bündner Abstimmung die Konsequenzen zieht und erklärt: ›Ich investiere mein Geld dort, wo man die Hotellerie schätzt‹, sieht im März 2018 der Baubürgermeister gar ›die ganze Stadt einig‹, dass sie das Projekt will.
Nach dem Freiburger Beschluss wechselt der Investor die Taktik und verkündet nun Bau-Wut um jeden Preis, ›ob es den Menschen passt oder nicht‹. Danke, Herr Buff, für diese Klarstellung, mit der nun wirklich Jeder und Jede die Motivlage erkennen kann, welche bislang durch jovales öffentliches Auftreten kaschiert wurde.
Bei der Suche nach neuen Standorten, welche solche Art Hotellerie schätzt, kann sich Herr Buff ja am FIS-Präsident Gian Franco Kasper orientieren, der in einem Interview mit dem Schweizer ›Tages-Anzeiger‹ verlauten lässt: ›Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten‹.
Was war noch einmal Demokratie oder das Wohl des gesamten Volkes?
Weltweiten Demokratieverlust konstatieren Politikwissenschaftler wie Yascha Mounk und Journalisten aller namenhaften Zeitungen.
Konstanzer Agieren in Politik und Verwaltung könnte für diesen Umstand als Werbeclip dienen, oder ist die Beschneidung der Redezeit von Gemeinderäten durch Mikrofon Abschalten jetzt ein probates neues politisches Mittel?
Das Schlimme ist nur, dass sich politische Entscheidungen für die Bevölkerung nicht mehr richtig erkennbar am Gemeinwohl orientieren, sondern offen mehr und mehr an Partikularinteressen, Lobbys, denen der Staat oft keine wirksamen Grenzen mehr setzt.
Wie Herr Nix richtig feststellt: Indikatoren dafür in Konstanz sind Wirtschaft, Wohnen (einschließlich Erholungsräumen, Grünflächen und Baumbepflanzungen) und Verkehr.
Die Menschen spüren das, insbesondere die jungen Menschen. Was jedoch das Fass zum Überlaufen bringt, ist die Arroganz des Bauherrn Buff, die wahre Haltung und Gesinnung offen zutage treten lassen:
Zitat SÜDKURIER Lokalteil Konstanz vom 21.02.2019:
„Ich werde das Ding sowieso bauen, die Beschwerden sind mir zunächst einmal wurscht. Ob es den Menschen passt oder nicht – und wenn es drei Jahre dauert: Dort wird ein Hotel entstehen.“
Genau das ist das Gefühl, das sich bei vielen (jungen) Konstanzern einstellte, mit denen ich ins Gespräch kam:
Wer das Geld und die Macht hat, hat das Sagen.
Egal, wie sinnvoll oder nachhaltig solche Projekte sind, wie verantwortungsvoll/-los sie geplant sind und wie sehr sie dem Gemeinwohl dienen oder nur einer finanzkräftigen Elite.
Wie sollen so junge Menschen für Demokratie begeistert werden, junge Gemeinderäte für ein Amt im Gemeinderat motiviert werden? Sind wir uns noch bewusst, welche Verantwortung wir gerade und insbesondere für junge Menschen und die nächste Generation haben?
Junge Menschen wollen echte Perspektive, Fridays For Future ist ein eindeutiges Indiz dafür.
Hier jedoch passiert genau das Gegenteil.
Vielleicht denken Sie einmal darüber nach…
Das traurige ist doch, dass man in Konstanz eine Zerissenheit erlebt, wie ich sie in den 15 Jahren noch nie erlebt habe. Gut, das Scala ist weg an dessen Stelle ein schlecht laufender DM, wie es der Konzern selbst einräumen muss, Baugenehmigungen, von denen die Bauverwaltung eingeräumt hat, sie seien zwingend, die Wohnungsfrage ungelöst wie ehedem, die Verkehrsfrage in der Innenstadt der Horror, wer den Mund wirklich aufmacht wird abgestraft: die Hauptamtsleiterin geht, die Leiterin des RPA soll … die Leiterin des Jugendamtes hat Gott sei Dank – für Sie – das Weite gesucht und macht in der Nachbarschaft eine gute Politik, soll ich weiter machen, wer die Öffentlichkeit so scheut, der hat Angst vor ihr, warum all die juristischen Kollegen in Konstanz, seien es Anwälte, Richter, Verwaltungsbeamtinnen so still sind, weil Zivilcourage fehlt. Dass junge Leute sich abwenden, der Nachwuchs fehlt, kann doch nicht wundern, gut für die alten Gemeinderäte, sie reden sich ein, gebraucht zu werden. Es ist gut, dass es in Freiburg noch gute Richterinnen gibt, die ja auch schon vor Wochen der Stadt Radolfzell die Leviten lesen mussten in Sachen Demokratie. Empört euch!
Gratulation an die Initiative Bürgerpark Büdingen …ein großartiger Erfolg. Danke…Wir werden nicht aufgeben .
@Christel Thorbecke
Sie schreiben:
„Diese Hasstiraden gegenüber reichen Menschen und Fünf Sterne Hotels sind inhuman.“
Damit zielen Sie offenbar auf die Passage mit dem „dekadenten Wellnesstempel für Millionarios“.
Es handelt sich lediglich um die Feststellung von Tatsachen. Die Formulierung verzichtet darauf, sich an Herrn Buff oder die Stadtverwaltung anzukuscheln. Welchen Grund gäbe es auch, die Positionen Buffs oder der SV zu verfechten? Das haben die bis zum Überdruss bereits selbst erledigt.
Dekadent ist es zweifellos, für eine zugegeben stilvolle Unterkunft und Verpflegung 10.000 € die Woche einzuplanen, wenn nebenan im Herosé-Park die Abgeschriebenen dieser Gesellschaft nach Pfandflaschen im Abfall wühlen. Es paßt gut ins Bild, daß Agrarministerin Klöckner auch in Zukunft das „Containern“ verbieten will. Da wird strukturelle Gewalt ausgeübt, die sämtliche Hasstiraden in den Schatten stellt.
Zum gemütlichen Ausklang noch ein Reim von Bertolt Brecht:
Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär‘ ich nicht arm, wärst Du nicht reich.
@ Patrick Pfeiffer: Ich bin froh um jeden Menschen, der sich um unsere Bäume Sorgen macht und diese erhalten will. Ihnen und Ihrer Initiative habe ich das noch nie abgestritten. Wir hatten eine andere Einschätzung darüber, wie man den Park retten und der Bevölkerung zugänglich machen kann. Daran war die ganze starke Bürgerinitiative beteiligt, die sich mit großem Einsatz seit ihrem Bestehen für bedrohte Bäume – auch im Büdingenpark – einsetzt. Wir haben unser Vorgehen gemeinsam entschieden. Die Rolle des Investors war immer die eines Verhandlungspartners. Verhandlungspartner sollten sich mit dem notwendigen Respekt begegnen. Das bedeutet nicht, dass man seine Positionen aufgibt. Einen intakten Park ohne Hotel konnten wir von ihm nicht erwarten, aber uns für die Erhaltung der restlichen Bäume einsetzen. Dass Herr Buff mit den voreiligen Fällungen hätte warten können, ist unstrittig. Aber darauf hatten wir keinen Einfluss. Die Fällung von 54 zum Teil prächtigen Bäumen hätte auf keinen Fall von der Verwaltung vor dem Gerichtsurteil genehmigt werden dürfen. Da liegt für uns der Hund begraben.
Jetzt ist wieder der schlimmste Fall eingetreten, nämlich dass zuerst die Bäume mit Genehmigung gefällt werden – ohne Rücksicht auf laufende Einsprüche. Das haben wir als Initiative immer erlebt – zuletzt im Zoffingen Areal – und genau das möchten wir ändern. Die Bürgerinitiative hat ein großes Programm zum Baumschutz erarbeitet – diese immer wieder kehrenden unsinnigen Baumfällungen können nur durch strukturelle Änderungen im Umgang mit Bäumen verhindert werden. Der Baumschutz muss gesetzlich neu geregelt werden. Dafür will ich mich im Namen sehr vieler Baumfreundinnen und Baumfreunde einsetzen.
Liebe Frau Thorbecke,
ich verstehe ihre Aussage ehrlich gesagt nicht. Das Einzige, als was ich Herrn Buff hier bezeichnet sehe ist als „Investor“ und das ist wohl doch keine Beleidigung, Hasstirade oder üble Schimpftirade.
Und dass das Hotel an sich dekadent ist, dass kann man doch kaum objektiv abstreiten. Die aufgerufenen Zimmerpreise von bis zu 10.000€ pro Woche sind doch keineswegs „normal“ und für die unteren 99,5% sicherlich unbezahlbar. Wie soll man es denn sonst bezeichnen: Bescheidene Wellnessanlage?
Ärgerlich finde ich, dass das Bauamt zum wiederholten Male offensichtlich nicht in der Lage ist eine rechtsgültige Entscheidung zu treffen. Bemerkenswert ist dabei leider immer wieder, dass die mit kleinem Geldbeutel häufig absurde Umbauten machen müssen, aber große Investoren großzügige Ausnahmegenehmigungen bekommen. Versuchen sie mal als Privatperson die Gebäudehöhe um 4m über dem Bebauungsplan zu überschreiten. Ich finde es erfreulich, dass das VG Freiburg nun entschieden hat, dass reiche Investoren keine Extrawurst gebraten bekommen dürfen.
Lieber Patrick Pfeiffer,
Kleine Anmerkung: Frau Thorbecke scheint bei der FGL, bei der sie für die kommenden Kommunalwahlen auf der Liste steht, doch ganz gut aufgehoben zu sein. Denn FGL-Sprecherin Jacobs-Krahnen hat ja erklärt, dass sie das geplante Hotel von Herrn Buff gut fände. Da war sie nicht die einzige in der FGL. Ebenso hat eine große Mehrheit der FGL, wiederum lautstark mit Frau Jacobs-Krahnen an der Spitze, über nunmehr zwei Jahre lang das Eurograb Bodenseeforum brav mitgetragen und damit enormen finanziellen Schaden angerichtet. Mit Verlaub und etwas überspitzt formuliert: Der hiesige Grüne an sich ist meist zufrieden, wenn eine Straße blau angestrichen wird und man in Konstanz samstags umsonst im Bus fahren darf. Das reicht aber nicht, um die Stadt voranzubringen und ihrem Ausverkauf Einhalt zu gebieten.
Christel Thorbecke, Ihr neuer Kommentar, der Sie wieder als „engere“ Freundin des Investors auszeichnet, ist so peinlich und von so viel engstirniger Fakten-Ignoranz gekennzeichnet, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Sie ernsthaft für die Freie GRÜNE Liste in den Gemeinderat gewählt werden wollen!
Ganz kurios ist, dass Sie glauben, die Liebe zu den Bäumen in Konstanz für sich selbst gepachtet zu haben. Au weia!
Den Glückwünschen von Frau Schwede möchte ich mich gerne anschließen. Auch wenn es sich erstmal nur um einen Aufschub handelt, wirft dieser erneut ein schlechtes Licht auf das vorschnelle Handeln der Verwaltung.
@Christel Thorbecke
Werte Baumfreundin: Der Begriff Dekadenz bezeichnet in der Regel einen gesellschaftlichen Niedergang und ist mitnichten „inhuman“ oder „hasserfüllt“. Ihr bemühter Rückgriff auf die NS-Zeit, den Sie schon mal schäumend absonderten, ist zudem reichlich neben der Spur. Aber Sie müssen wohl so argumentieren, damit irgendwann – evt. auf dem Büdingen-Gelände ? – eine Thorbecke-Gedächtnis-Pappel gepflanzt wird. Gönne ich Ihnen von Herzen und drücke beide Daumen 🙂
Ich finde es empörend, einen Hotelier, der als Nachfolge für ein ehemaliges Sanatorium ein Gesundheitshotel der oberen Preisklasse mit bewilligter Baugenehmigung bauen will, mit solch üblen Schimpftiraden zu überziehen. Der Begriff der „Dekadenz“ wurde von den Nazis als antisemitisches Schimpfwort mit furchtbaren Konsequenzen verwendet.
Ganz egal, ob ein Gericht jetzt eine vorhandene Baugenehmigung als nicht rechtens erklärt, musste Herr Buff wohl davon ausgehen, dass er eine rechtmäßige Genehmigung in der Hand hält. Diese Hasstiraden gegenüber reichen Menschen und Fünf Sterne Hotels sind inhuman.
Sie haben mit der Liebe zu Bäumen und einer zu erhaltenden Parklandschaft nichts mehr zu tun.
Großartig! Ich gratuliere den AnwohnerInnen und der Initiative Bürgerpark Büdingen, die Klage eingereicht haben. Hoffentlich hat das Urteil Bestand und die über 50 bereits markierten und alle anderen Bäume fallen der Kettensäge nicht zum Opfer.