Eilmeldung: Warnstreik am Dienstag legt viele öffentliche Dienste in Konstanz lahm
Wie die städtische Pressestelle aktuell mitteilt, ruft die Gewerkschaft ver.di für Dienstag, 10. April, zu einem Warnstreik im öffentlichen Dienst auf. Bei der Stadt Konstanz wird der Warnstreik voraussichtlich die Stadtwerke mit ihren Bussen und Fähren sowie die Kindertagesstätten betreffen. Bei den Ämtern der Stadtverwaltung, den Entsorgungsbetrieben und den Technischen Betrieben kann es aufgrund des Warnstreiks aber auch zu Engpässen kommen – insbesondere bei der Abfallabfuhr ist mit Einschränkungen zu rechnen. Im Einzelnen:
Kindertagesstätten
Bei den städtischen Kindertagesstätten sind am Dienstag die Einrichtungen Paradies, Litzelstetten, Wallhausen, Salzberg und Villa Kunterbunt aufgrund des Warnstreiks geschlossen. Die Einrichtungen Weiherhof, Urisberg, Gustav-Schwab und Am Rhein werden teilbestreikt. Hier können für die Kinder der jeweiligen Kita voraussichtlich Notgruppen mit begrenzten Öffnungszeiten und begrenzten Plätzen angeboten werden. Eine vorherige Anmeldung war bei der jeweiligen Einrichtung erforderlich. Eventuelle Änderungen können am Dienstagmorgen telefonisch in der jeweiligen teilbestreikten Kindertagesstätte erfragt werden.
Bus- und Fährbetrieb
Es wird davon ausgegangen, dass zahlreiche Mitarbeiter des Busbetriebs und des Fährebetriebs ihre Arbeit niederlegen. In dieser Zeit fahren keine Busse des Unternehmens im Liniennetz der Stadtwerke und keine Fähren zwischen Konstanz und Meersburg.
Die Stadtwerke gehen davon aus, dass nur der Mainaubus und die Linie 908 zwischen Konstanz und Kreuzlingen/Landschlacht fahren. Die restlichen Linien können voraussichtlich den ganzen Tag nicht bedient werden. Fahrgäste sollten während der Dauer der Warnstreiks auf andere Verkehrsmittel, wie Zug, Regionalbusse oder wenn möglich Fahrrad, umsteigen oder Fahrgemeinschaften bilden. Die Fahrscheine für den Bus sind auch im Seehas zwischen Bahnhof Wollmatingen und Hauptbahnhof Konstanz gültig.
Der Fährebetrieb wird voraussichtlich von 5 bis 21 Uhr komplett eingestellt. Fahrgäste mit dem Auto müssen den Umweg über die Straße in Kauf nehmen. Fahrgäste mit Fahrrad und Fußgänger können einen Ersatzverkehr mit dem BSB-Schiff „Stadt Radolfzell“ vom BSB-Hafen Konstanz zum BSB-Hafen in Meersburg nutzen.
Das Schiff fährt in Konstanz um 6.00 Uhr, 7.30 Uhr, 9.00 Uhr, 10.30 Uhr, 12.30 Uhr, 14.00 Uhr, 15.45 Uhr, 17.15 Uhr und 19.00 Uhr sowie in Meersburg um 6.45 Uhr, 8.15 Uhr, 9.45 Uhr, 11.15 Uhr, 13.15 Uhr, 15.00 Uhr, 16.30 Uhr, 18.15 Uhr und 19.45 Uhr ab.
Aktuelle Informationen zum Streik bei den Stadtwerken werden unter https://swk.stadtwerke-konstanz.de/streik veröffentlicht. Unter der Telefonnummer 07531/803-0 wird am Montag und Dienstag außerdem eine Hotline angeboten.
MM
Frage aus Interesse, weil mir ist das nicht bekannt: Werden denn tatsächlich Busfahrer, Fähremitarbeitet oder Erzieher*innen in Konstanz als Leiharbeiter*innen beschäftigt? Das wäre für mich neu.
Also ich habe ja durchaus Kritik an Stadt und Land, aber ich habe bislang noch nicht gehört dass man da irgendwo im großen Stil Leiharbeiter beschäftigt.
Davon unabhängig hat Simon natürlich recht, dass insbesondere diese Leute (aber nicht nur sie!) sich gewerkschaftlich organisieren sollten und für ihre Rechte kämpfen.
Liebe Frau Bernecker,
dieser von Ihnen zu Recht angesprochene, beklagenswerte Zustand spricht allerdings nicht gegen Streik, sondern gegen unser bundesdeutsches Arbeitsrecht nach den Agenda-Reformen. Die Betroffenen sind absolut vorwiegend LeiharbeitnehmerInnen. Auch diese können sich organisieren und der ver.di anschließen. Solidarität tut Not!
Was ist mit jenen Mitarbeitern/Busfahrern m/w, die zwar die gleiche Arbeit leisten, aber nicht die gleichen Rechte und daher auch nicht den gleichen Schutz genießen, weil sie andere Verträge haben? Diese sind keine Angestellte des Öffentlichen Dienstes, verdienen weniger Gehalt, können schneller gekündigt werden etc. Streiken können sich diese nicht leisten. Wie vielerorts in Betrieben und Einrichtungen der Kommunen und des Landes geht man dort seit Jahren mit „gutem Beispiel“ voran: es wird „outgesourct“, um zu sparen.
Hier noch eine kurze Ergänzung zum Beitrag: Die ver.di-Mitglieder beim Bund und den Kommunen fordern eine Lohnerhöhung von 6 Prozent, mindestens aber 200 Euro monatlich sowie eine Anhebung der Lehrlingsvergütung um 100 Euro. Das ist durchaus finanzierbar: Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes beläuft sich der Überschuss der Kommunen bundesweit auf 10,7 Milliarden Euro im Jahr 2017. Im Land gab es zum zweiten Mal in Folge fast eine Milliarde Euro Überschuss.
Die Busse und Fähren der Stadtwerke, die Kitas und die Büros der Konstanzer Verwaltung sind auch deswegen nicht in Betrieb, weil viele Beschäftigten am Dienstag zur zentralen Kundgebung nach Karlsruhe fahren, wo um 10.30 Uhr eine Demo beginnt.
Weshalb die Lohnforderung in dieser Höhe überaus sinnvoll und volkswirtschaftlich dringend geboten ist, erläuterte vor kurzem der Wirtschaftswissenschaftler und frühere Chefökonom der Uno-Organisation für Handel und Entwicklung (UNCTAD), Heiner Flassbeck, in einem Interview mit dem schweizerischen Magazin „Republik“: https://www.republik.ch/2018/04/03/die-frage-ist-ob-sich-europa-retten-laesst