Ein Abschied und ein Wiedersehen
Mit Sonja Hotz wurde zum Auftakt der gestrigen Gemeinderatssitzung eine Stadträtin verabschiedet, die 22 Jahre lang für die SPD im Rat saß – ihr Nachfolger Jan Welsch nahm an der Sitzung bereits teil. Doch offensichtlich ist das nicht der einzige Wechsel im Gemeinderat – das fast schon regelmäßige Stühlerücken geht bei der FGL weiter. Doch dieser Wechsel hat einen Beigeschmack.
Nicht nur im Rat raunt man sich zu, dass die FGL-Rätin Charlotte Biskup ihren Sitz aufgeben könnte. Nicht verwunderlich, denn – auch das hört man – sie soll wohl Assistentin des Oberbürgermeisters werden – eine Verquickung von Gemeinderats-Mandat und Arbeitsplatz in der Verwaltung würde in der Tat zu einem dauernden Interessenskonflikt führen. Pikant: Die neue Stelle im OB-Vorzimmer wurde erst kürzlich nach, wie man ebenfalls hört, ausgiebiger Diskussion vom Gemeinderat bewilligt.
Als ihr Nachrücker wartet Till Seiler, der nicht nur lange Jahre für die Freie Grüne Liste (FGL) im Gemeinderat, sondern für die Grünen auch im Bundestag saß. Er und Jan Welsch für die SPD stehen nicht nur für eine Verjüngung im Rat, nicht nur für ein Wiedersehen, sondern auch für eine intellektuelle Frischkur.
Dass Sonja Hotz von vielen in der Stadt nur schweren Herzens aus ihrem Mandat verabschiedet wurde, erweist sich nicht nur an der großen Zahl der Gäste – natürlich viele Familien-Mitglieder, aber auch Alt-StadträtInnen und Verwaltungs-Pensionäre -, sondern auch an den emotionalen Reden, die aufrichtig den Abschied bedauerten. Dass Uli Burchardt bekannte, er sei als Bub im Kindergarten von Sonja Hotz bemuttert worden, war dann nur ein charmantes Schmankerl. Und dass die Ehrung mit der Verleihung des Ehrenrings der Stadt (s. Foto) gekrönt wurde, war dann auch Ehrensache.
hpk
Sonja Hotz war immer sehr engagiert. Sie hat nicht nur meine Kinder, sondern auch meine Enkelkinder im Kindergarten betreut. Ich freue mich sehr, dass sie auf so gute Weise verabschiedet wurde und dass ihr darüber berichtet habt.
Eine Verquickung zwischen Gemeinderat und Verwaltung wäre nicht nur ein Interessenkonflikt, sondern ist glücklicherweise auch nicht rechtens – wenngleich der Rat mit seinem zwitterhaften Status zwischen Legislative und Exekutive der Verwaltung einerseits involviert nahe und andererseits doch kritisch-kontrollierend fern ist.