Ein Anarchist will Oberbürgermeister werden
Jury Martin (57) ist wohl die schillerndste Figur in der Reihe derer, die das Konstanzer Rathaus erobern wollen. Dass seine Aussichten, den noch amtierenden Oberbürgermeister Uli Burchardt zu beerben, eher sehr übersichtlich angeordnet sind, steht außer Frage. Dennoch lohnt sich ein Blick auf den gebürtigen Paradiesler, der ein wenig Farbe in den Wahlkampf bringen könnte. Das wäre ja schon mal was.
Seiner Webseite ist unter anderem zu entnehmen: „Ich bin braunäugig und nicht blauäugig und verspreche nicht den Himmel auf Erden“. Das erwartet auch niemand, liest sich aber halbwegs lässig. Während seine Mitbewerber mit Wahlkampfkosten von jeweils mindestens 30.000 Euro rechnen, will Martin weitaus weniger ausgeben; „Etwa 2000 Euro plus viel Eigeninitiative“. Sollte das nicht ganz reichen, werde er auch private Geldmittel einsetzen.
Auf Unterstützung von Parteien, Initiativen und/oder sonstigen Vereinigungen legt Martin auch keinen großen Wert: „Ich bin ein vollkommen unabhängiger Kandidat“. Und wie steht es um die Spendenbereitschaft von WählerInnen, die er um einen finanziellen Beitrag bittet? Das korrigiert Martin mit Nachdruck: „Ich schreibe auf meiner Spendenseite, dass ich keine Spenden benötige. Im Gegenteil, ich spende bei einem Sieg die Hälfte meiner Einnahmen, monatlich wechselnd an gemeinnützige Einrichtungen über die gesamten acht Jahre“. Das ist doch ein Wort.
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Nun darf aber davon ausgegangen werden, dass Jury Martin, sollte es zu einem zweiten Wahlgang kommen, das Rennen abbricht. Welchen Mitbewerber würde er in diesem Fall unterstützen? Seine knappe Antwort: „Dazu äußere ich mich, wenn es soweit ist“.
Bis dahin werde er einen engagierten Wahlkampf führen und dabei „möglichst viele mitnehmen“, denn Konstanz müsse „sozialer und umweltfreundlicher werden“. Politisch möchte er in keine Schublade gesteckt werden, er sei „weder grün, schwarz, rot oder andersfarbig“. Seine „Suche nach dem Sinn des Lebens“ sei „noch nicht vorbei“, schreibt er auf seiner Seite. Und weiter: „Ich bezeichne mich als sozialliberalen Anarchisten, allem gegenüber offen. Liberal aber nicht im Sinne der FDP. Ich verabscheue aus ganzem Herzen den Neoliberalismus von Helmut Kohl, von Friedrich Merz …sowie die AfD“. Bakunin ante portas?
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Wer mehr über den Kandidaten und sein Programm erfahren will, wird hier fündig: www.jury-martin.jimdosite.com
Text: H.Reile
Foto: Website Jury Martin
Schillern ist prima, reicht aber nicht. Falls es mit den Stimmen nicht klappen sollte, könnte Herr Martin als offener Mensch, der offenbar den Hang zur Rebellion hat, sich ebenfalls ein soziales und umweltfreundliches Konstanz wünscht, vielleicht ebenfalls Luigi Pantisano unterstützen. Es geht um unsere Stadt, um ein „Füreinander und Miteinander“ für unsere Zukunft, je mehr Unterstützung desto besser.
Ich frage mich nur, warum sich die beiden OB-Kandidaten aus Konstanzer die letzen 8 Jahre im Stillen über Burchhardts Politik(ermöglicht mit Unterstützung der Ratsmehrheit)geärgert haben. Gelegenheit zum „Lautsein“ gab es genug. Na ja, stille Wasser sind bekanntlich tief.
Dass mir die letzten Jahre keiner der beiden OB-Kandidaten aus Konstanz in Initiativen, Sitzungen des TUA oder des Gemeinderats aufgefallen ist, während keiner Demo oder bei sonstigen Protesten Fehlentscheidungen-planungen aus dem Rathaus, hat wohl nix zu bedeuten.
Sollte ich mich täuschen, bitte ich um Entschuldigung.
Außerdem: so mancher ärgert sich lieber im Stillen.