Ein Brunnen wird zum Schildbürgerstreich
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn revidiert nach und nach Entscheidungen seines Vorgängers. So auch in der gestrigen Sitzung des Konstanzer TUA (Technischer und Umweltausschuss). Dass dabei aber die Diskussion um den Münsterplatz-Brunnen zum Schildbürgerstreich ausartet und die GemeinderätInnen sich in ihrer Argumentation völlig verheddern, kam dann doch überraschend
Eigentlich war klar: Der TUA hatte im letzten November einstimmig die Umgestaltung der Hofhalde beschlossen. Das Plätzchen zwischen Münster und Wessenbergstraße sollte autofrei werden, ein Natursteinpflaster und als besondere Verschönerung den einstigen Münsterplatz-Brunnen von Prof. Gutmann erhalten. 330 000 Euro waren veranschlagt.
Kosten-Rahmen gesprengt
Doch wie so häufig in Konstanz konnte der Kosten-Rahmen nicht eingehalten werden. Und wie fast immer waren nicht die Planer der Stadtverwaltung schuld. Sondern dieses Mal zunächst die Archäologen und dann die Technik. Die Archäologen, weil sie bei der Versetzung einer Trafostation der Stadtwerke eine mittelalterliche Vogtei vorfanden, die aufwändig ausgebuddelt werden wollte. Doch mit Verlaub: Diese Grabungen finden nicht auf der Hofhalde, sondern unterhalb des Pfalzgartens statt – diese Kosten der Hofhalden-Sanierung zuzuschreiben, ist wahrlich waghalsig. Und überhaupt: Mit Ausnahme der städtischen Planer wundert sich niemand, dass man bei Bauarbeiten rund ums Münster auf mittelalterliche Ruinen trifft.
Nach dem ersten Aushub auf der Hofhalde wird jetzt auch dort emsig im Erdreich geschabt – doch allem Augenschein nach findet sich dort nichts Bewahrenswertes. Fast scheint es, diese Grabungen sollten als Alibiveranstaltung für die Kostensteigerungen herhalten.
Und dann die Technik. Unversehens stellen die Planer fest, das der Brunnen eine Betriebsanlage nebst Vorratsbehälter, Pumpe und Filter braucht (Stadtrat Holger Reile, LLK, dazu: „Wer ahnt schon, dass in einem Brunnen Wasser fließt…). Mehrkosten: 161 000 € statt der bisher vorgesehenen 45 000. Total soll damit die Sanierung der Hofhalde nun 278 000 Euronen mehr als geplant kosten. Und nicht nur Reile, auch SPD-Stadtrat Jürgen Ruff ahnt, dass dieses Geld eher am Seerhein verbaut werden soll.
Erst auf Nachfragen und dann reichlich kleinlaut gibt man vonseiten der Verwaltung zu, dass bei der Beschlussfassung vor einem Jahr wohl nicht redlich kalkuliert wurde und überhaupt: „Kosten der Archäologie sind Zufall“. Wörtliches Zitat aus einer Ausschusssitzung des Konstanzer Gemeinderates
Fintenreiche Alternativen
Doch der Baubürgermeister weiß Rat. Karl Langensteiner-Schönborn präsentiert den TUA-Mitgliedern drei Lösungsvorschläge: Der Münsterbrunnen könnte wie geplant auf der Hofhalde platziert werden – doch, das hat Langenstein-Schönborn im Vier-Stunden-Gespräch erfahren, der Künstler mag diese Lösung gar nicht. Ihm und auch dem Bürgermeister gefiele der alte Standort oder allenfalls ein Platz im nördlichen Areal des Münsterplatzes viel besser. Wort- und gestenreich wirbt der Bürgermeister für diese Lösung, ohne allerdings konkrete Kostenschätzungen zu nennen. Höchstens mit dem Anbau einer Baumreihe auf der Hofhalde anstelle des Brunnens – Alternative B – könne er sich noch anfreunden.
Die GemeinderätInnen staunten nicht schlecht und formulieren das deftig: Anselm Venedey (FWK) nennt den Brunnen „das beste Beispiel öffentlicher Kunst in Konstanz, das solchen Umgang nicht verdient hat“, Anne Mühlhäußer (FGL) spricht sich „für eine längst überfällige Aufwertung des öffentlichen Raums“ aus und Jürgen Puchta (SPD) bringt es auf den Punkt: „Wir müssen jetzt über den Brunnen entscheiden, sonst wird das nie was“. Auch ihm schwant, dass außer dem Veranstaltungshaus am Seerhein in den kommenden Haushaltsberatungen nichts anderes bezuschusst wird.
Die Abstimmung, die für die Entscheidung des Gemeinderates am 16.10. nur empfehlenden Charakter hat, war uneinheitlich wie die Diskussion zuvor: Mit sechs Ja-Stimmen bei sage und schreibe sieben Enthaltungen stimmte eine knappe Mehrheit für Lösung C – die Hofhalde soll ohne Brunnen und ohne Baumquartier fertiggestellt werden. Lösung A, die einen Brunnen-Standort auf der Hofhalde vorsieht (fünf ja, sechs nein, zwei Enthaltungen) wurde damit knapp abgelehnt. Das letzte Wort aber hat der Gemeinderat am 16.10.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk