Ein Stadtrat wird gemobbt

Drei Tage später ist es ihnen geradezu peinlich: Das Mobbing gegen LLK-Stadtrat Holger Reile sollte möglichst bald vergessen werden, finden Gemeinderatsmitglieder der bürgerlichen Parteien mittlerweile – es hätte gar nicht erst losgetreten werden dürfen, meinen Vertreter der anderen Parteien im Gemeinderat. Eine Provinzposse um die Vorbereitung des Konstanzer Konziljubiläums 2014-2018 mit fadem Beigeschmack: Denn es geht um Fairness im Politikgeschäft.

„Es geht mir um die Diskussionskultur“, erklärt Dr. Ewald Weisschedel, Fraktionschef der Freien Wähler, und begründet damit seine Weigerung, mit Holger Reile von der Linken Liste Konstanz im Arbeitskreis zur Vorbereitung der Konzilfeierlichkeiten zusammen zu arbeiten. Das sieht Werner Allweiss von der FGL-Fraktion ganz anders: „Mir geht es um die Fairness. Denn in einem solchen interfraktionellen Gremium sollten nicht Personen, sondern Argumente die entscheidene Rolle spielen“.

Auch Jürgen Leipold, Vorsitzender der SPD-Fraktion, plädiert dafür, „die Sache tiefer zu hängen“. Er verweist darauf, dass auch kleine Gruppierungen – ohne Fraktionsstatus im Gemeinderat – mit Rederecht an solchen Diskussionen teilnehmen könnten. „Warum dann nicht auch hier und jetzt?“

Entstanden ist die Diskussion erst durch eine Umfrage, die Ruth Bader, Organisationsleiterin des Konziljubiläums in städtischen Diensten, wohl auf höheres Geheiß bei den Vorsitzenden der Gemeinderats-Fraktionen startete, ob eine Mitarbeit der Linken Liste in dem Vorbereitungsgremium denn genehm sei. Einzig CDU und Freie Wähler sprachen sich gegen eine solche Kooperation aus. Was immerhin ausreichte, die erste Sitzung ohne die LLK einzuberufen. Mittlerweile scheint das aber peinlich zu werden. So spricht Ewald Weisschedel jetzt von einer „lächerlichen Bemerkung“, mit der man wohl über das Ziel hinausgeschossen sei. Wolfgang Müller-Fehrenbach von der CDU, der noch vor wenigen Tagen lautstark die Ausgrenzung der LLK verteidigte, will jetzt lieber nichts mehr zu dem Fall sagen und droht, sich nur noch in öffentlicher Sitzung zu äußern.

Eine faden Beigeschmack erhält die Debatte durch die Weisschedel-Äußerung, mit Vera Hemm, auch sie Gemeinderätin der Linken Liste Konstanz, könne man ja gut zusammen arbeiten. Einen solchen Versuch, von außen einen Keil in die LLK-Fraktion zu treiben, weist Vera Hemm zurück. „Wenn auch jeder weiß“, fügt sie hinzu, „wir beide argumentieren gemeinsam für die Linke Liste, sind aber persönlich unterschiedlich gestrickt“.

Holger Reile, im „Nebenberuf“ auch einer von zwei „seemoz“-Herausgebern, gilt als kirchenkritischer, manchmal polemisch argumentierender Freigeist, der bereits im Juni im Gemeinderat davor gewarnt hatte, die Feierlichkeiten zum Konziljubiläum in vier Jahren angesichts der schlimmen Haushaltslage allzu aufwändig zu planen. Soviel kritische Distanz war einigen seiner Kollegen im Gemeinderat wohl zu viel, sodass sie zum unappetitlichen Instrument des öffentlichen Mobbings griffen. Vielleicht sollte man es eher mit Werner Allweiss halten, der dafür wirbt, „schon im Vorfeld der Diskussionen alle Argumente – und vor allem die kritischen – mit einzubeziehen“.

Dem folgt ganz aktuell ein Antrag der grünen FGL in der letzten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses: Holger Reile soll ab sofort zu den Sitzungen des Arbeitskreises „Konzilfeierlichkeiten“ hinzugezogen werden – über den Antrag jedoch ließ OB Frank nicht abstimmen. Darüber soll erst Anfang Dezember entschieden werden. Spontan erklärte sich daraufhin Jürgen Wiedemann von der Neuen Linie Konstanz – Einzelkämpfer im Gemeinderat – bereit, mit der LLK in Sachen: Konzilvorbereitung eine Zählgemeinschaft zu gründen. Damit wäre die Frage des Fraktionsstatus‘ entschieden – zusammen brächten beide Gruppierungen die Mindeststimmenzahl von drei Gemeinderäten zusammen.

Autor: hpk