Ein Meister der Schwarzmalerei

Tiefstapelei und Schwarzmalerei sind sein Geschäft. Doch was Hartmut Rohloff, Kämmerer zu Konstanz, in der laufenden Haushaltsdebatte an Zahlen-Korrekturen abliefern muss, hat Seltenheitswert. Mit zu erleben ist das in der heutigen Sitzung des Haupt-und Finanzausschusses.

Offensichtlich hat das Methode: Wenn beim Ergebnishaushalt für das Jahr 2015 beispielsweise ein Minus von rund 4,3 Millionen errechnet wurde, tatsächlich aber dann ein Plus von satten 15,4 Millionen rauskommt, drängt sich schon die Frage auf, wie seriös die Zahlenwerke eigentlich sind. Ein anderes Beispiel: Mit schöner Regelmäßigkeit werden bei den Personalkosten zu niedrige Tariferhöhungen angesetzt – wenn Löhne und Gehälter stärker als kalkuliert steigen, ist immer die Gewerkschaft schuld und nie der Kämmerer.

Und dann ist da noch das alljährliche Schreckgespenst der Kreisumlage, also der Gelder, mit denen die Kommunen den Etat des Landkreises finanzieren. Völlig unrealistisch setzt der Kämmerer den letztjährigen Hebesatz von 29,9 Prozent an, obwohl die Kreisverwaltung in ihrem Haushaltsentwurf von einem Hebesatz in Höhe von 32,33 % ausgeht, „was eine zusätzliche Belastung des städtischen Haushalts von 3,23 Mio. € in 2017 und von 2,78 Mio.€ in 2018 bedeuten würde.“ Dann sind wieder die KreisrätInnen schuld und nie der Kämmerer.

Wahr ist zwar auch, dass heuer im Zuge des Finanzausgleichs einige Millionen zusätzlich in die Stadtkasse fließen – gut jeweils zwei Millionen für die Jahre 2017 und 2018, aber das erklärt nicht die rund 19 Millionen, um die man sich im Rathaus verschätzt hat. Eher ist zu vermuten, dass die vom OB und vom Kämmerer stets in Molltönen vorgetragenen Prognosen die Begehrlichkeiten der StadträtInnen ausbremsen sollen.

Und tatsächlich ist zu fragen, ob bei seriöseren Voraussagen nicht doch mehr Geld für den Wohnungsbau, für höhere Löhne von Pflegerinnen und Pflegern oder Erzieherinnen drin gewesen wäre – von einer Aufstockung des Sozialpasses, wie von der Linken Liste Konstanz seit langem gefordert, ganz zu schweigen.

Dann doch lieber rechtzeitig die Einnahmen tiefstapeln und die Ausgaben schwarzmalen. Dieses durchsichtige Manöver der städtischen Finanzverantwortlichen, alle zwei Jahre in den Haushaltsberatungen aufgeführt, erinnert eher an Spiegelfechterei als an seriöse Buchführung. Das zumindest sollte man sich zukünftig schenken.

hpk