Ein Provisorium wird abgeräumt
Nur eine Zwischenlösung sollte die Begegnungszone auf dem Konstanzer Bahnhofsplatz sein – doch die dauert nun schon sieben Jahre. Aber damit soll Schluss sein, ist sich Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sicher und will sich heute im Technischen und Umweltausschuss (TUA) für eine Neuplanung des Bahnhofsplatzes grünes Licht geben lassen.
Recht glauben mag man es noch immer nicht: Die grünen Kringel auf dem Pflaster, die kalten steinernen Schemel, die ungemütlichen Bus-Haltestellen – sie alle sollen abgeräumt und durch bessere Lösungen ersetzt werden. Wenn es nach dem Tiefbauamt geht, startet im Herbst 2019 (!) der Umbau des Bahnhofsplatzes in Konstanz. Das allerdings war schon für 2014 vorgesehen – damals fehlte es am Geld, das nun offensichtlich locker gemacht werden kann.
Und man hat sich viel vorgenommen, was nun nach und nach abgearbeitet werden soll. Zum Beispiel:
► Ein Kreisverkehr im Kreuzungsbereich Bahnhofplatz/Hafenstraße/Bodanstraße soll her.
► Auf der Bahnhofseite soll für Busfahrgäste eine große Überdachung entstehen.
► Rund 500 Fahrrad-Parkplätze (davon 20 für Konrad und TINK) sollen geschaffen werden.
► Zwischen Dammgasse und Bodanstraße wird der Platz für Privat-Pkw gesperrt.
► 26 Bäume sollen gepflanzt und 31 Sitzplätze errichtet werden.
► In einer öffentlichen Veranstaltung ist die Information der Anlieger vorgesehen.
Das alles ist Teil des C-Konzepts zur Verkehrsreduzierung in der Altstadt, über dessen endgültige Realisierung sich die Stadtverwaltung wohlweislich ausschweigt. Der von vielen heftig kritisierte Plan wird heute im TUA und kommenden Dienstag im Gemeinderat diskutiert, und man darf sicher sein, dass die Gaspedal-Fraktion und die Freunde der Verkehrsentschleunigung sich heftige Rededuelle liefern werden – beide Sitzungen sind öffentlich: TUA heute im Rathaus an der Laube ab 16 Uhr, Gemeinderat am nächsten Dienstag im Ratssaal, Kanzleistraße, ab 17 Uhr.
hpk
Das gesamte Projekt ist wieder mal ein Fake. Langensteiner spricht hochtrabend von „Flaniermeile“. 1 Meile ist ca. 1, 6 km lang. Auf dem kurzen Stück dieser angebrochenen „Meile“ entstehen ein Busbahnhof mit 6 Haltebuchten für den ÖPNV, die Taxistände bleiben, Parkplätze für Kurzzeitparker und an der Dammgasse ist Schluss mit lustig, da strömt der Verkehr fröhlich weiter. Wohin Hunderte von Fahrrädern sollen, ist mir ein Rätsel, wie überhaupt die gesamt Stadt-„P0litik“. Der Kreisel am Lago wird Busfahrer zur Verzweiflung bringen, die Bodanstraße wird zur „Staumeile“, denn wo bisher der Verkehr abfließt, wird gesperrt und von einer Aufenthaltsqualität am Bahnhofsplatz wird keine Rede sein. Das liegende „C“ wird den Verkehr vom Döbele über die Bodanstraße um den Kreisel und zurück oder direkt „gebündelt“ über die Laube zum Fischmarkt-Kreisel führen, evtl. zur Dammgasse und dann dieselbe Strecke über den jeweils einspurigen Rheinsteig zurück. Die Busse werden noch häufiger als bisher im Stau stecken und die PKWs werden von allen Seiten durch das Paradies fließen, um einen Weg in und aus der Stadt zu finden. Wer sich dazu noch das von SPD und Grünen herbeigesehnte Investoren- Großbauprojekt am Döbele vorstellt , das Bauvorhaben an der Europoabrücke Nord, die Bauarbeiten an der beschädigten Brücke selbst, kann sich auf die Zukunft in Konstanz nur freuen. KLIMAWANDEL?? Findet im „besten Konstanz, das es je gab“ nicht statt…
@Christian Kaiser
„„Die Autos sind wieder die Platzhirsche.“
Das würde ich so nicht unterschreiben. Meist kommt man gut rüber, zugegeben mit etwas Mut oder Selbstbewusstsein geht es schneller, oft ohne Wartezeit.“
Sie haben mich zum Schmunzeln gebracht. Sofort war in meinem Kopf die Assoziation zu einem Titel bezüglich der aktuellen Situation von Radfahrern. Da war von Nahtoderfahrung die Rede.
Und flugs die nächste Assoziation: In den 70er-Jahren war ein Füller im „Südkurier“ präsent: „Ein Evergreen – Dein Gruß nach drüben“. Gemeint war die damalige DDR. Anzeigenmetteure mit schwarzem Humor verwendeten den Text als Lückenfüller auf der Seite der Todesanzeigen. Mit viel Gefühl und Betriebsinteresse.
„Die Autos sind wieder die Platzhirsche.“
Das würde ich so nicht unterschreiben. Meist kommt man gut rüber, zugegeben mit etwas Mut oder Selbstbewusstsein geht es schneller, oft ohne Wartezeit.
Dennoch finde auch ich es ziemlich hochtrabend, das „Begegnungszone“ zu nennen.
Bin mal auf die Planung gespannt, 500 Fahrradplätze, große Buswartehäuschen,… das klingt zu gut, als dass ich es glauben kann. Zumal der Zug-Hauptbahnsteig immer noch nicht ohne Unterführung erreicht werden kann. Gleis 1 ist zu oft „tot“, aber da ist eher die Bahn am Zug, sozusagen.
Die Einrichtung der Begegnungszone am Bahnhof war im Jahr 2011 Genehmigungsvoraussetzung für die Erweiterung des LAGO Parkhauses.
Nur aus diesem Grund wurde damals das Provisorium in Windeseile realisiert mit der Zusage, es nach der Modellphase 2012 in eine dauerhafte und städtebaulich ansehnliche Lösung zu verwandeln.
Der LAGO Investor versprach der Stadt damals sogar einen hohen sechsstelligen Betrag für die Realisierung der Begegnungszone im Gegenzug zur Erteilung der Genehmigung.
Der Gemeinderat stimmte daraufhin mit einer Stimme Mehrheit zu und die Parkhauserweiterung wurde gebaut. Nun ist das Provisorium mittlerweile soweit verfallen, dass von einer Begegnungszone nichts mehr zu merken ist. Die Autos sind wieder die Platzhirsche.
Dadurch blieb auch die im damaligen Gutachten zum Parkhausbau geforderte Entlastungswirkung der Begegnungszone aus – mit den bis heute spürbaren Folgen.
Das C-Konzept hilft hoffentlich weiter, wenn es denn einmal fertig umgesetzt ist. Zu lernen wäre aus der bisherigen Geschichte, zukünftig erst die Ausgleichsmaßnahmen umzusetzen und ihre notwendige Wirkung zu belegen, bevor darauf aufbauend Baugenehmigungen erteilt werden.
Konstanzer Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“
c/o Marco Walter
Mayenfischstr. 18
Danke für den Hinweis – schon korrigiert.
Der öffentliche Teil der Gemeinderatssitzung am nächsten Dienstag beginnt erst um 17.00 Uhr – und nicht wie im Artikel angegeben um 16.00 Uhr.