Ein Quadratmeter pro Stunde
Soziales Engagement lohnt sich in Konstanz künftig für Studierende. Gemeinsam mit der Stadt Konstanz startet das Seezeit Studentenwerk Bodensee ein Projekt „Wohnen für Hilfe“. Wer bereit ist, seinem Vermieter z. B. beim Einkaufen, der Gartenarbeit oder der Kinderbetreuung zu helfen, kann einen großen Teil der Miete sparen. Das Wohnmodell – schon in 20 Uni-Städten erprobt – kommt jetzt auch nach Konstanz
Voraussetzung dabei ist, dass sich Senioren, Familien oder Menschen mit Behinderung finden, die Wohnraum für Studierende anbieten und sich Hilfe bei kleinen Alltagsaufgaben wünschen. Seezeit betreut das Angebot und vermittelt passende Bewerber.
Soziales Engagement und Austausch fördern
„Bei ‚Wohnen für Hilfe‘ bekommen die Studierenden nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern sie können sich sozial engagieren. Wir möchten das mit einem Zertifikat honorieren“, erklärt Helmut Baumgartl, Geschäftsführer von Seezeit. Baumgartl bedankt sich „bei der Stadt Konstanz, die diese Idee sofort offen aufgenommen hat und uns bei der Realisierung finanziell unterstützt.“
Oberbürgermeister Uli Burchardt beschreibt die Vorteile des Angebots: „‚Wohnen für Hilfe‘ ist ein fairer Tausch, der beiden Seiten nützt. Zudem fördert das Projekt den Austausch der Generationen und Lebenswelten in unserer Stadt. Gerade für Konstanz ist das Projekt ideal: Wir haben viele älteres Bürgerinnen und Bürger, wir haben viele Studierende und wir haben wenig Wohnraum. Wir würden uns freuen, wenn sich viele Vermieter aufgeschlossen zeigen für eine Wohnpartnerschaft mit Studierenden.“
Ein Quadratmeter pro Stunde
Eine Stunde Hilfe pro Monat für einen Quadratmeter Wohnfläche – das ist die Faustregel bei „Wohnen für Hilfe“. Die Aufgaben der studentischen Mieter können fast alles umfassen, angefangen bei klassischen Hausarbeiten wie Fensterputzen oder Einkaufen bis zur Kinderbetreuung oder dem Gassigehen mit dem Vierbeiner. Nicht vorgesehen sind pflegerische Dienste. Die genauen Konditionen halten Vermieter und Mieter in einem Vertrag fest. Julia Eppler und Andrea Hinze von Seezeit helfen dabei, passende Wohnpartner zu finden und den Vertrag zu vereinbaren.
Interessierte Vermieter können sich zunächst bei Seezeit beraten lassen oder Informationsmaterial einholen, um danach ein Vermieterprofil zu erstellen. Es ist auch möglich, sofort einen Termin in der eigenen Wohnung zu vereinbaren. „Wir sehen uns auf jeden Fall alle Unterkunftsmöglichkeiten im Vorfeld an und klären genau ab, welche Hilfen der jeweilige Vermieter benötigt“, erklärt Julia Eppler. Die Vermieterprofile werden anschließend anonymisiert und interessierten Studierenden vorgelegt. Diese melden sich ebenfalls einfach bei Seezeit, um nach einem persönlichen Gespräch einen Bewerberbogen auszufüllen.
Interessiert sich der Studierende für ein bestimmtes Angebot, geben die Seezeit-Mitarbeiterinnen dem Vermieter Bescheid und leiten die Bewerbung des Studierenden weiter. Anschließend vereinbaren beide Parteien ein gemeinsames Kennenlern-Gespräch. Andrea Hinze betont: „Wir achten darauf, dass die Bedürfnisse und Wünsche von beiden Seiten klar ausgesprochen werden. Vermieter und Mieter entscheiden selbst, ob sie das Mietverhältnis eingehen möchten.“ Seezeit gibt schließlich noch Empfehlungen zum Mietvertrag, der unter anderem die genauen Hilfeleistungen und die Vergünstigung enthalten sollte. Auch während der Wohnpartnerschaft wird der Kontakt zu den Teilnehmern gepflegt, um Konflikten vorzubeugen und bei Fragen oder Unsicherheiten da zu sein.
„Wohnen für Hilfe“ deutschlandweit und international
„Wohnen für Hilfe“ wird deutschlandweit bereits in 20 Hochschulstädten erfolgreich umgesetzt. Das erste Projekt startete bereits 1992 in Darmstadt. Aber auch in anderen Ländern ist das Konzept unter dem Stichwort „Homeshare International“ geläufig.
Ansprechpartner-/innen und weitere Informationen: Interessenten können sich auf der Website www.wfh-konstanz.com informieren oder sich persönlich an die Beraterinnen Julia Eppler und Andrea Hinze wenden, telefonisch unter +49 7531 – 88 7405 oder per E-Mail an wfh@seezeit.com. Sprechstunden finden montags von 13.00 bis 15.30 Uhr und mittwochs von 9.00 bis 11.30 Uhr sowie nach Vereinbarung im Seezeit Service Center an der Universität Konstanz statt.
Autor: PM
Jawohl – endlich ein Schritt in die richtige Richtung. Schade, dass es erst Helmut Baumgartl brauchte, um dieses Projekt anzustoßen. Den Verantwortlichen, allen voran OB Burchardt, müssten die Problembereiche Demographie und Wohnraummangel schon längst bekannt gewesen sein.
Gruß
Simon Pschorr