Ein Schandfleck wird aufgehübscht

20140331-231940.jpgSeien wir ehrlich: Die Konstanzer Marktstätte ist ein Schandfleck. Das aber soll sich bald ändern: Der neue Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn setzt damit seine ersten Zeichen. Und ganz nebenbei führt er vor, wie Bürgerbeteiligung in Wirklichkeit geht. In zwei Monaten geht es mit einer Info-Veranstaltung los und in zwei Jahren soll der historische Platz dann sein neues Gesicht haben

Bereits im Mai sollen die Anwohner der Marktstätte ausführlich informiert werden, bevor dann im Spätsommer die Bürgerbeteiligung startet. Spätestens 2016 soll die „Marktstätte neu“ realisiert werden. Wenn, ja wenn der Technische und Umweltausschuss (TUA) des Konstanzer Gemeinderates in seiner Sitzung am nächsten Donnerstag das Startsignal gibt. Denn immerhin sollen allein für die Planungsarbeiten 390 000 € ausgegeben werden. Dazu gehört auch ein Workshop-Verfahren, das im Herbst eingeläutet werden soll.

Bindeglied zwischen Altstadt und See

Die Grundidee des Baubürgermeisters: Wenn schon der Konzilvorplatz saniert und der Altstadtring erneuert sowie die Rosgartenstraße umgebaut werden soll, müsste die Marktstätte – derzeit ohnehin in Renovierung – ihrer zentralen Bedeutung wegen auch ein neues Gesicht erhalten. Nur so könnte der historische Platz seiner Aufgabe als Bindeglied zwischen Altstadt und See gerecht werden. Und warum sollte die Flickschusterei mit einem ausgebesserten Bodenbelag fortgesetzt werden, wenn sich gleichzeitig die Chance einer Neugestaltung bietet?

Es wäre nicht das erste Mal, dass die Marktstätte, im 12. Jahrhundert als Markt direkt am Seeufer installiert, eine Aufhübschung erfährt. Mit Errichtung des Kaufhauses (heute Konzilgebäude) werden im 14. Jahrhundert die älteren Hafenanlagen zugeschüttet und der große, freie Platz entsteht, an dessen Rändern schon bald prächtige Geschäftshäuser ihren Platz finden. Obwohl einige dieser Bauten im 18. und 19. Jahrhundert wieder abgerissen werden, erfährt die Marktstätte in der Gründerzeit ihre Bedeutung als repräsentativer Stadteingang, als mit Kaiserbrunnen und Siegesdenkmal patriotische Monumente hinzukommen. An diese Zeit erinnert noch heute die schon damals überdimensionierte Hauptpost (heute Stadtsparkasse).

Hübsch-hässliche Sanierung

Und dieser geschichtsträchtige Platz wurde dann im vorigen Jahrhundert einfallslos (und kostenbewusst) zugepflastert. Schon damals war Fachleuten klar, dass dieses Flickwerk nicht von Dauer sein würde – im letzten Jahr schließlich wurden die losen Pflasterplatten zum gefährlichen Verkehrshindernis, das schleunigst und hübsch-hässlich ausgebessert werden musste.

Diese Instandsetzungsarbeiten auf der Marktstätte und der Unterführung sollen zügig fortgesetzt werden – 390 000 Euronen sind dafür im Nachtragshaushalt angesetzt. Darüber hinaus sollen nun weitere 390 000 für die neuen Planungen veranschlagt werden.

Dafür soll aber die „neue Marktstätte“ nicht nur für ihre bisherigen Funktionen (Weihnachtsmarkt, Fasnacht, Außengastronomie u.ä.) besser als bisher gerüstet werden, sondern soll Stellplätze für Fahrräder und vor allem ausreichendes „Stadtgrün“ erhalten. Das aber, so will es der Baubürgermeister, sollen Bürger und Anwohner ganz wesentlich mitentscheiden.

Sollte der TUA in seiner Donnerstag-Sitzung das Startsignal zur Umgestaltung geben, könnte der Gemeinderat in der letzten Sitzung seiner Amtszeit am 29.April die geradezu historische Entscheidung zur Aufhübschung der Marktstätte fällen. Das wäre dann ein versöhnlicher Abschied.

Autor: hpk

Bild: Die überflutete Marktstätte im Jahr 1817, Nicolaus Hug; Konstanz; Alte Stadt in Alten Bildern, Hofmann

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