Ein Schelm, der Böses dabei denkt
Seit Sonntag hat Emmingen-Liptingen, das liebenswerte Städtchen zwischen Singen und Tuttlingen, einen neuen Mittelpunkt: Peter Lenks „Schelmenbaum“, ein Skulpturen-Sammelsurium von immerhin 9×12 Metern, überragt neuerdings die Engener Straße. Unter dem Motto: „klettern, klauen, imponieren – prügeln, grapschen, spionieren“ nimmt sich der bekannte Bildhauer das Thema: Plagiat vor. Kein Wunder, dass Zuschauer meinen, Ähnlichkeiten mit namhaften Politikern zu erkennen
Weit über 600 Zuschauer aus nah und fern waren zur Eröffnung nach Emmingen gekommen und lauschten der launigen Rede von Ingo Lenßen. Der TV-Anwalt aus Bodman-Ludwigshafen ist nicht nur Lenks Nachbar, sondern auch sein „Bruder im Geiste“. Zu jeder der neun überlebensgroßen Figuren wusste der beredte Anwalt Kritisches und Treffendes beizutragen. Wobei immer offen bleibt, ob die Ähnlichkeiten mit einem abgetretenen CSU-Politiker oder einer Europa-Abgeordneten aus Reihen der FDP wirklich beabsichtigt sind.
Gemeinderat und Bürgermeister jedenfalls gefiel das Spektakel. Das Gemeindeparlament immerhin hatte bei nur einer Gegenstimme dem Lenk-Projekt zugestimmt, der Bürgermeister die Idee nach Kräften gefördert. Mag sein, dass die positiven Erfahrungen aus anderen Gemeinden, in denen die Lenk-Skulpturen längst Publikums-Magneten sind, den Stadträten die Entscheidung erleichterten.
Die häufigste Frage, so berichtet Peter Lenk von der Feier in Emmingen, war die von besorgten Hausfrauen: „Warum sind die Figuren denn immer nackt?“ Lenks schelmische Antwort: „Die Gorillas der Wilhelmina, die für die Figuren Modell standen, mochten sich nichts überziehen.“
Wie bei jedem seiner Kunstwerke gilt auch für den „Schelmenbaum“ eine zweijährige Probeaufstellung. Dazu Peter Lenk: „Wenn es denn dann nicht mehr gefällt, wandert die Arbeit in den Garten des Sponsors“. Aber das ist, wie zu hören war, noch nie passiert.
Autor: hpk
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