Ein Schulbesuch – mal ganz anders
Das gab es noch nie am Ellenrieder Gymnasium: Transparente, Flugblätter und Demonstranten in der Großen Pause. Die SchülerInnen informierten sich, diskutierten mit und fanden heraus, was hinter der „EADS-Kooperation am Ellenrieder“ – so der Flugblatt-Text – steckt. Vom Rektor war nichts zu sehen und vom Lehrpersonal wagte sich mit zwei Ausnahmen niemand auf den Schulhof. Deren Diskussion, so war zu hören, fand im Lehrerzimmer hinter verschlossenen Türen statt.
Die andere Diskussion gab es auf dem Schulhof: Mitglieder der Friedens-Initiative Konstanz und von der Partei Die Linke, darunter auch LLK-Stadtrat Holger Reile, waren zu Besuch gekommen und diskutierten mit den Schülern, die sich zumeist erstaunlich informiert über die „Bildungspartnerschaft“ ihrer Schule mit dem Rüstungskonzern aus Friedrichshafen zeigten. Ja, es gebe solche Seminare schon beim Rüstungskonzern, wusste Marc, aber er fände nichts Schlimmes dabei, wenn große Firmen die Schulen auf diese Weise unterstützten. Wenn auch, warf der ältere Mirko ein, solcher Unterricht sogar von der Schule angeboten würde; eigentlich sei es unsinnig, zweimal Bewerbungsgespräche zu üben.
Daniel hingegen war deutlich gegen eine solche Zusammenarbeit: „Ich habe Schwierigkeiten, bei einer Rüstungsfirma zu schaffen, und sei es nur für wenige Tage“. Den Einwand der jungen Redakteurin von der Leidzeitung, EADS stelle ja auch zivile Produkte her, parierte er selbstbewusst: „Selbst wenn EADS nur ein Viertel des Umsatzes mit Rüstungsgütern macht, reicht das, um unter die Top Ten der Rüstungskonzerne auf der Welt zu kommen“.
Unterstützung für diese Meinung fand er bei LLK-Gemeinderat Reile, der wiederholte, wofür er schon im Stadtrat regen Applaus erhalten hatte: „Ein Rüstungskonzern, der weltweit als einer der größten Kriegsgewinnler gilt, hat an Schulen nichts zu suchen“. Landtagskandidat Bernhard Hanke von der Linken bekräftigte: „Über die Hintergründe dieser Kooperation mit EADS müssen Lehrer und Eltern, vor allem aber die SchülerInnen zügig und rückhaltlos aufgeklärt werden“. Die Schülermitverwaltung (SMV), berichteten etliche SchülerInnen, werde sich in den nächsten Tagen mit diesem „heißen Thema“, über das seemoz regelmäßig berichtet hatte, befassen und womöglich eigene Aktionen starten.
Nach 15 Minuten war der Kurzbesuch der Kommunalpolitiker bei den Ellenrieder-Gymnasiasten vorüber – und beide, so wurde vielfach bestätigt, hatten etwas dazu gelernt.
Autor: hpk