Ein Wolkenschieber namens Marx
Gemeint ist allerdings nicht der gute Karl Marx, sondern Claudius Marx, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee. Sein Unternehmen logiert, wie das Bodenseeforum (BoFo) auch, im gläsernen Pleitebau am Seerhein. IHK-Marx outete sich kürzlich als glühender BoFo-Fan und sucht ab sofort Gleichgesinnte.
Claudius Marx hatte bislang eigentlich ein schönes Leben. In seinem Büro knapp unter dem BoFo-Dach genießt er täglich den wunderbaren Blick über den Seerhein. Er ist finanziell bestens versorgt, denn auch über die Zwangsmitgliedschaften der IHK ist sein üppiges Salär auf lange Zeit gesichert.
Doch die negativen Schlagzeilen, die das BoFo seit Jahren begleiten, treiben Herrn Marx zunehmend Sorgenfalten auf die meist gebräunte Stirn. Claudius, hat er sich wohl gesagt, so geht das nicht weiter, jetzt heißt es Flagge zeigen und dem klammen Mitbewohner beistehen. So wie sich das in einer solidarischen Notgemeinschaft ja auch gehört. Also hieb er in die Tasten und formulierte Anfang März einen flammenden Appell an die „Damen und Herren des Wirtschaftsausschusses der Stadt Konstanz“.
Erstaunliches ist da zu lesen. Marx fordert von den Angeschriebenen „ein klares Bekenntnis der Stadt zu ihrem Veranstaltungshaus“. Und den Kritikern der unverantwortlichen Geldverschwendung gibt er auch gleich eine mit. „Wenn die Stadt dieses Bekenntnis zu einem Veranstaltungshaus leisten will, sollte es im Weiteren nicht mehr in Frage gestellt werden“. Fast schäumend geht es weiter: „Eine redundante öffentliche Diskussion, die von Managementfragen und Details des operativen Betriebes immer wieder auf die Grundsatzfrage des ‚ob‘ zurückspringt, schadet dem Erfolg des Hauses am Markt und untergräbt so seinen Erfolg“. Außerdem, so Marx weiter, leiste die Subventionierung des klammen Hauses einen „Beitrag zum kulturellen Leben“ und sei zudem „Angebot einer Stadt als Teil der Daseinsfürsorge“. Seine Parole für alle: „Nach vorne zu denken“.
Mehr als abenteuerlich auch diese Behauptung, die er fröhlich in die Welt setzt: „Die tatsächliche Nutzung in den vergangenen Jahren hat jedoch gezeigt und bewiesen, dass Großveranstaltungen, Kongresse, Konzerte und Versammlungen verschiedenster Art nicht nur möglich sind, sondern uneingeschränkt erfolgreich angeboten und umgesetzt werden“.
Marx´scher Klartext: Wer die Geldverbrennung am Seerhein so gar nicht sexy findet, gilt als ursprünglicher Verursacher der Misere. Das wird auch der „unabhängige“ Oberbürgermeister Uli Burchardt gern gelesen haben, der ebenfalls alles daran setzt, BoFo-Kritiker in den Senkel zu stellen und die Debatten über den finanziell maroden Zustand der gläsernen Hütte ab sofort unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen. Fragt sich nur, wie lange die zuständigen Gremien und auch die BürgerInnen, die für dieses Projekt seit Jahren zur Kasse gebeten werden, sich dieses autokratische Vorgehen noch gefallen lassen wollen.
H. Reile
Guten Abend Herr Krause und Herr Reile, der es besser wissen müsste oder es zumindest am Smiley hätte erkennen können: auf den expliziten „Ironie“ Hinweis habe ich verzichtet.
Und seien sie beruhigt, meine Rolle und Funktion habe ich auch in diesem Ausschuss wahr genommen. Ich wollte Ihnen und den Lesern hier lediglich einige real-satirischen Höhepunkte der Sitzung zusätzlich zum oben beschriebenen Appell mitteilen.
Viele Grüße
Matthias Schäfer
Sehr geehrter Herr Reile,
Ich habe gedacht, dass der Kommentar von Herrn Schäfer ironisch gemeint ist. Anders kann ich mir die Verwendung des Begriffs „sexy“ bzgl. der Stadt Konstanz nicht vorstellen. Ebensowenig wie den Hinweis auf Meßkirch („aus der weiten Welt“ kommende Besucher).
Aber vielleicht irre ich mich, Sie scheinen sich ja beide besser zu kennen. Ich wäre dankbar, sehr geehrter Herrr Schäfer, für eine Erläuterung.
Mit freundlichen Grüßen
peter krause
@Matthias Schäfer
1. Geht´s noch naiver?
2. Die Rathausspitze wird Ihren Kommentar gerne lesen. Aber Ihre Einstellung wundert mich nicht, trägt doch das angeblich junge Forum so ziemlich alle Vorschläge brav mit, die von der Verwaltung vorgelegt werden. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie als gewählter Vertreter auch eine Kontrollfunktion ausüben sollten? Ansonsten freut es mich wie Bolle, dass Sie sich im Wirtschaftsausschuss, der in der Regel an den Bedürfnissen der Bürgerschaft vorbei palavert, „gut und sexy fühlen“.
Lieber Holger Reile,
leider war von euch niemand im zugehörigen Wirtschaftsausschuss, deswegen hier eine Kurzzusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Im Wirtschaftsausschuss herrschte eine tolle positive Aufbruchstimmung: Die motivierte neue Geschäftsführerin (Wahrheit) will das Schiff mit weniger Kohle zum laufen bringen und die eingeladene Wirtschaft hat positiv berichtet (Vertreter aus Stadtmarketing, Hotels, Medienhaus und Veranstaltung waren da). Die Hotels kooperieren mit dem Bofo und sichern so ihren (Zitat) „unvermeidbaren Umsatz“. Konstanz ist (Zitat) „sexy“ und Besucher aus der weiten Welt kommen begeistert wiederholt nach Konstanz (wurde am Beispiel Meßkirch erzählt). Nächstes mal also bitte auch teilnehmen und sich gut und sexy fühlen 🙂
Viele Grüße
Matthias Schäfer