Eine Bank zu viel in Konstanz?

Die Nachricht ist eine Sensation in der Bankenwelt: Die Hypo-Vereinsbank (HVB) will das Privatkundengeschäft der SEB-Bank übernehmen. Was heißt das für Konstanz? Die Filialen der beiden Banken liegen gerade mal 50 Meter auseinander: Schluckt die größere HVB die viel kleinere SEB auch in unserer Stadt?

Es ist wohl kaum zu erwarten, dass die SEB-Filiale in der Wessenbergstraße nach einem Verkauf den Vorzug vor der an Mitarbeitern fünfmal größeren HVB-Zweigstelle am Stephansplatz erhält. „Aber vielleicht werden die fünf  festen SEB-Mitarbeiter ja vom Käufer auch in Konstanz übernommen“, hofft  eine  SEB-Beschäftigte, die ihren Namen nicht genannt haben möchte. „Die Geschäftsräume werden dann aber wohl aufgegeben.“ Also wieder ein  leerer Laden in der Konstanzer Innenstadt.

„Unsere Chancen stehen gut“, weiß Stefan Spier, HVB-Geschäftsführer für Konstanz und Friedrichshafen, „zumal unsere Muttergesellschaft, die italienische Unicredit, dem Deal bereits zugestimmt hat“. Danach gingen 174 deutsche SEB-Filialen nebst einer Million Privatkunden
für 450 Millionen Euro an die Hypo-Vereinbank. Und die deutsche Tochter der schwedischen SEB-Bank, einstmals gewerkschaftseigene Bank für Gemeinwirtschaft (BfG), würde deutschlandweit aufgespalten: Etwa 1500 der 3700 Mitarbeiter blieben für die Restgeschäfte bei der geschrumpften SEB – die übrigen 2200 werden entweder von der HVB übernommen oder müssen um ihren Arbeitsplatz bangen.

Allerdings ist das Geschäft noch nicht in trockenen Tüchern. Denn auch die spanische Großbank Santander bietet für das Privatkundengeschäft der SEB, und, wie man hört, zu einem höheren Preis. So oder so: Die Arbeitsplätze für die Privatkunden-Betreuer der SEB sind gezählt; eine weitere bundesweite Kündigungswelle steht ins Haus – Konstanz nicht ausgenommen.

Thomas Friese, Konstanzer Filialleiter bei der SEB, mag sich zu den Zukunftsaussichten der Konstanzer SEB-Zweigstelle nicht äußern; er verweist auf die Frankfurter Zentrale. Und Kimmo Best, Pressesprecher der SEB in Frankfurt, flüchtet sich ins Ungefähre: „Noch ist nichts entschieden“, verkündet er trocken.

Ironie am Rande: Auch noch heute wirbt die SEB mit dem Slogan: „Italiener können küssen. Schweden können Konten.“ Italiener können aber offensichtlich beides.

AutorIn: hpk