„Eine gute Zukunft braucht ehrliches Gedenken“

Auf dem neu gestalteten KZ-Friedhof Birnau bei Überlingen gedachten über 80 Veteranen und Antifaschisten der Opfer von Faschismus und Krieg. Im Spätsommer 2016 hatten Jugendliche aus 14 Staaten den traditions­reichen Friedhof saniert – die alljährliche Gedenkveranstaltung am ersten Samstag nach der Befreiung 1945 aber bleibt weiterhin ein Fanal gegen Populismus und Rechts­extremismus. Das war am letzten Samstag vor allem Richard Detje zu danken.

In der von Lilo Rademacher aus der VVN Friedrichshafen souverän moderierten Veranstaltung war es der aus Hamburg angereiste Hauptredner Richard Detje (Foto), der in seiner bemerkenswerten Rede vor dem neuen „kulturlosen Populismus“ warnte und Parallelen zur Nazi-Ideologie aufzeigte. Sein Appell: Rechtsextremismus muss schon im Alltag bekämpft werden, Widerstand gegen die AfD darf nicht nur in Sonntagsreden stattfinden, jede/r ist aufgerufen, jederzeit Paroli zu bieten. „Und dazu gehört ehrliches Gedenken wie hier und heute in Birnau“.

Beeindruckend auch die Vertreter einer Delegation des Comitato Resistenza Colle de Lys aus Norditalien, mit dem die hiesige VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) seit Jahren enge Beziehungen pflegt: Sie berichteten von einem nur wenigen bekannten Massaker deutscher Soldaten in ihrer Region aus dem April 1945, dem 68 italienische Zivilisten und Partisanen zum Opfer fielen.

Vor der eigentlichen Gedenkveranstaltung fand – auch das ist Tradition – eine Führung durch den Goldbacher Stollen mit dem Lokalhistoriker Oswald Burger statt: In diesem Stollen sollten die in Friedrichshafen ausgebombten Rüstungsfabriken ihre Produktion wieder aufnehmen – er wurde zur Todesfalle für hunderte KZ-Häftlinge, von denen nur ein kleiner Teil auf dem KZ-Friedhof Birnau beigesetzt werden konnte.

hpk