Eine Million für Inklusion in Konstanz

Großzügiger Spender: Eine Million Euro erhält die Stadt Konstanz aus der Cerlowa-Stiftung des Carl O. Walser. Das Geld soll über die nächsten zehn Jahre hinweg in Projekte der Inklusion fließen. seemoz sprach mit dem Konstanzer Behindertenbeauftragen Stephan Grumbt, welche Ideen er für die Verwendung der jährlichen Finanzspritze von immerhin fast 100 000 Euro hat.

Über die Annahme der Spende hat der Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung entschieden. Die Mittel, so der Vorschlag der Verwaltung, sollen über die nächsten 10 Jahre zu gleichen Teilen verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung der Inklusion zugute kommen. Über den Einsatz der Mittel soll der Behindertenbeauftrage Stephan Grumbt (Foto) in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gremien beraten.

„Haben Sie schon einmal beobachtet, wie viele Obdachlose mit Behinderungen es auf den Konstanzer Straßen gibt?“ Grumbt beginnt das kleine Gespräch mit einer Gegenfrage und setzt nach: „Hier könnte man mit kleinen Unterstützungen helfen.“ Und Pflegeheim-Bewohner mit Behinderungen hat er als Zielgruppe auch schon ausgemacht – „das ist ganz im Sinne des Stifters Walser, der sich schon zu Lebzeiten für soziale Belange stark gemacht hat“. Als Richtschnur für die anstehenden Beratungen sieht Stephan Grumbt den Konstanzer Aktionsplan „Unser Weg in eine inklusive Gesellschaft“ (http://www.konstanz.de/soziales) an: „Da sind zahlreiche Ideen bereits formuliert. Aber ich will den Beratungen mit den jeweiligen Gremien nicht vorgreifen, doch wir werden rechtzeitig informieren.“

1970 hatte Carl O. Walser verfügt, dass 40 Jahre nach seinem Tod die Städte Konstanz und Bad Saulgau zu je 50 Prozent mit Vermögenswerten seiner Stiftung begünstigt werden. 1969 hatte er in Liechtenstein die Cerlowa Stiftung gegründet, die 1974 mit seinem Tode gemeinnützig wurde. Die Vermögenswerte der Stiftung bestehen in einem Bankkonto, das einen Betrag von etwa zwei Millionen Euro aufweist.

Der verstorbene Stifter wurde am 19. August 1888 in Bad Saulgau geboren, wuchs dort auf. In Bad Saulgau betrieben Walsers Eltern eine Weinstube. Carl Walser machte eine Lehre zum Hotelkaufmann und war viele Jahre in den ersten Hotels der europäischen Metropolen beschäftigt, Von 1931 bis 1943 war er in Konstanz als selbständiger Kaufmann tätig. Da die Geschäfte nicht sehr gut liefen, stellte er das Unternehmen 1943 aus Warenmangel ein und arbeite fortan beim Wirtschaftsamt des Landkreises Konstanz. Politisch aktiv war Walser weder vor noch nach 1933. Am 21. Oktober 1974 starb Carl Walser in Konstanz.

Neben seiner Geburtsstadt Bad Saulgau freut sich auch Konstanz über die Begünstigung aus Walsers Stiftung. „Wenn ehemalige Bürger die Stadt in ihrem Testament bedenken, ist das ein Zeichen dafür, dass Konstanz wirklich Heimat sein konnte“, so Oberbürgermeister Uli Burchardt.

MM/hpk