Eine neue Qualität im Kampf gegen Neonazis
Für den letzten Samstag, 25. Mai, hatten Neonazis eine Demonstration vor dem Karlsruher Hauptbahnhof angemeldet. Die Stadt verbot die Demonstration, Verwaltungsgerichtsurteile aber hoben dieses Verbot auf und ließen die Demonstration mit Auflagen zu. Zu den Gegendemonstranten, die aus der Bodensee-Region nach Karlsruhe fuhren, gehörte auch Hendrik Riemer – ihm verdanken wir diesen Bericht und diese Bilder. Klar war: Karlsruhe zeigte Geschlossenheit
Bereits im Vorfeld der Ankündigung verurteilte der Karlsruher Stadtrat einstimmig die geplante Neo-Nazi Veranstaltung und rief die Bevölkerung zum Widerstand auf. Oberbürgermeister Mentrup lud alle Organisationen, die Widerstand gegen die Ewiggestrigen leisten wollten, zu einem Aktionsbündnis ein.
Fanclubs, VVN und IHK – alle kamen
Über 100 Organisationen schlossen sich solidarisch zusammen. Dabei waren so unterschiedliche Organisationen wie der Stadtrat, die IHK, der islamische Gesprächskreis, die evangelische und katholische Kirche, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Antifa-Komitees, die Junge Union, die LINKE, Fanclubs des KSC und die Marxistisch-Leninistische Partei. Keiner wurde aus dem Bündnis gegen Rechts ausgeschlossen. In der Tat eine neue Qualität! Die klare Position des Oberbürgermeisters schaffte es, über 2.500 Karlsruher Bürger gegen die Neo-Nazis zu mobilisieren.
Etwa 150 Neo-Nazis versammelten sich vor dem Hauptbahnhof und forderten die Freilassung ihrer rechtsradikalen Gesinnungsgenossen aus der Haft. 1 300 Polizisten in Kampfmontur hatten die Neo -Nazis eingekesselt und hinderten sie an einer Demonstration. Der Platz vor dem Hauptbahnhof war durch Gitter abgeriegelt. Innen standen die Polizeikräfte, außen die Antifaschisten.
Ein OB mit eindeutiger Position
In unmittelbarer Nähe zur Kundgebung der Neo-Nazis hatte der Oberbürgermeister zur Kundgebung aufgerufen. Der Platz vor der Rednertribühne war eng mit Gegendemonstranten gefüllt. Der OB bezog in seiner Rede eindeutig Position gegen die Neo-Nazis, der Betriebsrat von Porsche, Uwe Hück, forderte, das Augenmerk auf die Jugend zu richten und diese nicht ohne soziale Perspektive aufwachsen zu lassen, Redner des islamischen Gesprächskreises, der IHK und der Kirchen wiesen auf die Gefahr von rechts hin.
In der Tat, hier wurde Geschlossenheit im Bündnis aller antifaschistischen Kräfte mobilisiert und Solidarität demonstriert. Ein Vorbild für andere Städte.
Autor: Hendrik Riemer
Solidarisieren – mitmarschieren!
Die neue zivile, mutige Entschlossenheit im Kampf gegen Neonazis wie sie jetzt in Karlsruhe sichtbar wurde, zeigt, dass eine breite Mehrheit dazu übergeht, das Extremismus-Klischee einfach beiseite zu lassen und der faschistischen Gewalt eine klare Absage zu erteilen.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN wird allgemein geachtet und ist Teil der neuen Bürgerrechtsbewegung, die die demokratischen Grundrechte verteidigt. Hand in Hand gehen die engagierten, multikulturellen Menschen vor gegen Hass und Mordgelüste.
Die Bereitschaft eines breiten demokratischen Spektrums von unten demonstriert nicht nur in Karlsruhe, auch in Solingen, Leipzig, Dresden, Berlin und Frankfurt eine tatsächlich solidarische Entschlossenheit in Front gegen die Aufmärsche der Neonazis sich die Hand zu reichen und für eine offene, hoffnungsvolle Gesellschaft einzustehen.
Nachbemerkung – Es gibt weiterhin viel zu tun.
Die solidarische Demokratie ohne Gewalt und Armut muss gehegt und gepflegt werden – so wie dies bereits vom Konstanzer Stadtrat 2012 deklariert wurde.
Die Räte verabschiedeten in ihrer Sitzung am 19. Juli 2012 die Konstanzer Erklärung „FÜR eine Kultur der Anerkennung und GEGEN Rassismus“, darin steht:
„Wir sind uns bewusst, dass es auch in Konstanz Rassismus gibt und wollen daran arbeiten, ihm überall entgegen zu treten. Wir setzen uns dafür ein, dass in unseren Institutionen eine Kultur der Anerkennung gepflegt wird.“
Land auf – Land ab schließen sich immer mehr Menschen zusammen in „Wir stehen auf!“ (bundesweit) Laut gegen Nazis e. V.
…und lesen können Sie auch nicht, lieber altbekannter, rechtsradikaler RCDS’ler. Oder ist Ihr Beitrag so zu verstehen, dass zukünftig auch die IHK, die Kirchen, selbst die Junge Union vom Verfassungschutz observiert werden sollen? Oder anders gesagt: Ein wenig mehr Grips sind wir von unseren Kommentatoren schon gewohnt. hpk
Was für eine illustere Gesellschaft: VVN-BDA, ANTIFA, MLPD. Lauter von Bundesverfassungsschutz beobachtete extremistische Organisationen. Extremismus soll mit Extremismus anderer Couleur bekämpft werden. Gehts noch?