Eine Schranke gegen den Stau – ob das hilft?

Der Placebo-Politik in Sachen: Verkehrsberuhigung um den Konstanzer Bahnhof wird ein neues Häubchen aufgesetzt. Mit einer Schranke am „Knoten Lago“ will das Baudezernat den Bodan-Straßen-Stau mindern. Es wird etwas komplizierter für die Autofahrer, etwas einfacher für die Stadtverwaltung und etwas teurer für den Steuerzahler: 37 500 Euro soll der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag für diese Idee bewilligen

Das Problem ist seit langem bekannt: Vorwitzige Automobilisten ignorieren, vom Lago-Parkhaus kommend, das Abbiegeverbot in die Bodanstraße und biegen von der Rechtsabbiegerspur in der Hafenstraße (Richtung Bahnhofsplatz) frech in die Bodanstraße ein. Beschäftigte der Ortspolizeibehörde mussten – gerade an verkehrsreichen Samstagen – das Problem vor Ort manuell lösen. Und das bedeutet: Zusätzlicher Personaleinsatz am Wochenende, zusätzliche Planung, zusätzliche Überstunden-Bezahlung. Arg ärgerlich für die Verwaltung.

Jetzt kommt das um provisorische Lösungen nie verlegene Baudezernat auf die Idee, eine Schranke (s. Foto) zu installieren. Für knappe 40 000 Euro. Das löst zwar das Problem nicht, denn die frechen Abbieger aus der Hafenstraße können weiterhin flugs abbiegen. Doch es erhöht das Drohpotential (immer wichtig für Verwaltungen) und vermindert den Personaleinsatz – wirklich hilfreich also ist diese Maßnahme nicht.

Das sahen auch die Mitglieder des gemeinderätlichen Haupt- und Finanzausschusses (HFA) so und lehnten schon im Oktober 2011 die vorgesehenen Hilfsmittel wie eine Schranke plus Überwachungskamera ab. Und auch die TUA-Mitglieder plädierten in ihrer letzten Sitzung dafür, eine Entscheidung über die Schranke zu verschieben. Doch Beamte sind beharrlich und wenig einfallsreich: Statt selber nach neuen Lösungen zu suchen, wurde – das ist längst Mode im Baudezernat – die Beratungsfirma Picture aus Münster mit einer Organisationsuntersuchung beauftragt. Ziel war, man glaubt es kaum, unter anderem einen neuen Schichtplan für die Ortspolizisten zu erarbeiten. Das sicher aufsehenerregende Ergebnis dieser auch nicht billigen Studie soll dem HFA im Januar vorgelegt werden.

Derweil wird die Idee, leicht abgespeckt, erneut eingebracht, denn die Stau-Situation in der Bodanstraße verursacht einen heftigen Rückstau im Parkhaus Lago. Was dazu führt, so die Vorlage für die Diskussion im Gemeinderat am kommenden Donnerstag wörtlich, dass „das Anbringen einer Schrankenanlage auch von Seiten des Lago massiv gefordert wird “. Und welcher Stadt-Bedienstete wollte sich schon den Wünschen von Lago-Manager Herrmann verschließen? Statt womöglich nachzufragen, warum sich das Lago-Management als vornehmlicher Nutzer solcher Ideen nicht auch, wie längst angedacht, an den Kosten solcher Ideen beteiligt.

So könnte der Gemeinderat einer weiteren Placebo-Maßnahme rund um den Bahnhofsvorplatz zustimmen. Statt ein stimmiges Konzept für die Begegnungszone vorzulegen oder endlich einen stadtweiten Mobilitätsplan zu präsentieren, wird einmal mehr ein Heftpflaster weiterer Flickschusterei angeboten. Da verliert auch der wohlmeinende Bürger und Steuerzahler die Hoffnung, diese Stadtplanergilde könnte die Verkehrsprobleme dieser Stadt in den Griff bekommen.

Autor: hpk