„Einflüsterungen gibt es immer wieder“
Die morgige Gemeinderatssitzung wird wohl die letzte für Andreas Ellegast werden. Der CDU-Stadtrat bittet nach 23jähriger Tätigkeit um seine Entlassung aus diesem Gremium. Mit seemoz sprach der 65jährige über die Beweggründe für seine Entscheidung, über seine berufliche Zukunft und über alles das, was ihm dann fehlen wird. Als sein Nachfolger wird wohl im November der CDU-Mann Joachim Filleböck nachrücken.
Trifft man Sie in Zukunft nur noch in Cannes statt in Konstanz?
Nee, wie kommen Sie denn darauf?
Nun, in dem Schreiben, mit dem Sie um Ihre Entlassung aus dem Rat bitten, begründen Sie Ihre Austrittsabsicht mit dem Engagement bei einer Versicherung, für die Sie im Mittelmeerraum tätig sein wollen …
… das wird überinterpretiert, davon habe ich auch schon gehört. Tatsache ist, dass ich seit März 2017 im Rentenalter bin, aber noch freiberuflich als Sicherheitsingenieur und als von der Handwerkskammer Konstanz öffentlich vereidigter Sachverständiger für das Schiffs- und Bootsbauerhandwerk arbeite. In dieser Eigenschaft hat mich eine große Versicherung angesprochen, ob ich bereit wäre, für sie als Sachverständiger den Mittelmeerraum zu bearbeiten. Richtig ist also, dass ich in Zukunft häufiger in Südfrankreich sein, aber Konstanz natürlich treu bleiben werde.
Es sind also Zeitgründe, die Sie zu diesem Schritt veranlassen, und kein Abschied von der Konstanzer Kommunalpolitik?
Richtig. Die Arbeit für den Gemeinderat und seine Ausschüsse ist doch sehr zeitaufwendig und auch fremdbestimmt. Und ich würde absehbar oft im Ausland tätig sein und deswegen entsprechend bei den Sitzungen des Gemeinderats fehlen. Das aber möchte ich dem Gremium, in dem ich mit ganzem Herzen mitgearbeitet habe, nicht antun. Dass ich mich nicht gänzlich von der Politik verabschiede, sehen Sie schon daran, dass ich mein Mandat im Kreistag weiterhin ausüben will – da ist der Zeitaufwand überschaubar.
Ihr Schwerpunkt war in den 1990iger Jahren der Technische Ausschuss (TUA). Da konnten Sie Ihre Kompetenz als gelernter Ingenieur einbringen.
Ja, aber auch die Finanzen haben mich immer sehr beschäftigt, Und da kommt in 23 Jahren schon einiges an Erfahrungen und Erlebnissen zusammen. Die Einflüsterungen zum Beispiel.
Einflüsterungen? Erzählen Sie.
Als der TUA vor nunmehr fast 20 Jahren noch für Bebauungspläne zuständig war, kam es doch häufiger vor, dass ich vor der Entscheidung angerufen und gebeten wurde, diesem oder jenem Ansinnen eines Nachbarn nicht zuzustimmen. Ein Dreivierteljahr später rief dann der arglose Bürger erneut an und versuchte mich zu beeinflussen, nun seinem Bauantrag zuzustimmen, nachdem ich seiner ersten Bitte nicht entsprochen hatte. Solche Beeinflussungsversuche gibt es immer wieder – da muss man als Ratsmitglied schon auf der Hut sein, obwohl solche Erfahrungen eher als lustig abzuhaken sind.
Und was hat Sie am meisten geärgert?
Als der damalige Baubürgermeister Werner einmal erklärt hat, es gebe kein Wohnungsproblem in Konstanz.
Auf solche Erfahrungen kann man tatsächlich verzichten. Gerade für Ihre berufliche Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute. Und ein persönliches Wort von mir: Ich freue mich, weiter im Kreistag mit Ihnen zusammen arbeiten zu können.
Der Nachrücker
Auf dem ersten Nachrückerplatz der CDU-Liste steht Joachim Filleböck (51). Wie Ellegast ist auch er gebürtiger Konstanzer; er arbeitet in einer Konstanzer Steuerberatungsfirma und kümmert sich als stellvertretender Vorsitzender der katholischen Gesamtkirchengemeinde um die Finanzen der Kirche.
hpk
Diseses Zitat von Herrn Werner an dieser Stelle versteh ich, danke dass Sie das hier im Interview gesagt haben, ich das stimme ihrer Aussage komplett zu. Viel Glück Herr Ellegast und danke an seenoz dass ihr dieses Gespräch geführt habt.