Eltern gegen Testpflicht für Kinder in Kitas
Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie haben viele Menschen die Nase gestrichen voll von den pandemiebedingten Einschränkungen, und gesellschaftliche Gruppen beginnen, Druck auf die Politik auszuüben. Jetzt melden sich GesamtelternbeirätInnen aus dem Landkreis Konstanz zu Wort und sprechen sich gegen eine Corona-Testpflicht für Kinder in Kitas aus, die ihrer Meinung nach das Kindeswohl bedroht. Außerdem sprechen sie sich deutlich gegen eine Ungleichbehandlung von Kindern und Erwachsenen aus.
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Hier der Brief der Eltern in vollem Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete Erikli, Wehinger, Storz und Eisenhut, sehr geehrter Herr Landrat Danner,
sehr geehrte Herren Ober-/ Bürgermeister Burchardt, Staab, Häusler, Stolz und Mayer, sehr geehrte Damen und Herrn Sozialdezernenten Seifried, Laule und Dr. Osner,
sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates in Konstanz, Radolfzell, Singen, Stockach und Hilzingen,
nach einem Jahr Pandemie sehnen sich die Menschen einerseits nach Sicherheit, andererseits nach Freiheit. Dieses Bedürfnis besteht in allen Teilen der Gesellschaft.
Nach einem Jahr Pandemie lässt sich aber auch eine gewisse Ratlosigkeit, nicht nur der politischen Entscheidungsträger, erkennen: Maßnahmen sind teilweise nicht mehr nachvollziehbar und die allgemeine Erschöpfung führt zumeist dazu, dass viele Einschränkungen von der Bevölkerung einfach mitgetragen werden.
Nun soll das Infektionsschutzgesetz an die andauernde Situation der Corona-Pandemie angepasst werden. Dies ist sicher ein richtiger und sehr wichtiger Schritt.
Richtig ist es aber nicht, die Ängste und Erschöpfung der Eltern und deren Sorge vor einer weiteren/erneuten Schließung der Kindertagesstätten dahingehend auszunutzen, deren Öffnung oder Teilnahme am Präsenzbetrieb an negative Testergebnisse zu knüpfen. Nach dem kurzen Pressestatement des Städtetags vom 18.04.21 bestätigt sich unsere Befürchtung, dass in den Kindertageseinrichtungen eine Testpflicht analog zu den Schulen eingeführt wird, während es für ArbeitnehmerInnen am Arbeitsplatz weiterhin lediglich eine Testangebotspflicht gibt. Das ist nicht nur unredlich, sondern auch unverhältnismäßig! Kinder werden nun in die Test-Pflicht genommen, damit ihnen ihr bestehendes Recht auf frühkindliche Bildung weiter gewährt wird, während Erwachsene, die ihre Meinung selbst äußern können, weiterhin für sich selbst entscheiden. Die Koppelung eines negativen Testergebnisses als Zugangsvoraussetzung für die Kita ist eine Bürde, die Kindern nicht auferlegt werden darf! Der Erfolg der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie hängt nicht von unseren Kindern ab, und das sollte ihnen auch nicht suggeriert werden.
Als Gesamtelternbeiräte im Landkreis Konstanz engagieren wir uns gerne und auch schon lange für ein gutes und konstruktives Miteinander zwischen den Einrichtungen, kommunalen EntscheidungsträgerInnen und den Eltern. Wir leisten weiterhin unseren Beitrag und sind derzeit aktiv in unseren Kommunen an der Entwicklung einer möglichst kindgerechten Teststrategie beteiligt. Die Testung muss aber freiwillig und für die Kinder so minimal invasiv wie möglich bleiben! Wenn es eine Testpflicht für Kitas geben muss, dann sollten wir Erwachsenen in die Pflicht genommen werden!
Wir möchten daher an Sie appellieren, sich für die ohnehin schon belastete Kindergeneration einzusetzen. Die Maßnahmen gegen die Pandemie dürfen nicht weiter auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden und dafür sollten Sie sich auch vehement einsetzen. Bitte nehmen Sie die Stimmen von Kinder- und JugendärztInnen sowie PsychologInnen ernst, die schon länger vor den langfristigen Folgen für unsere Kinder warnen. Als ElternvertreterInnen stehen wir Ihnen gerne für Gespräche zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Die Vorstände der Gesamtelternbeiräte der Kindertagesstätten in Konstanz, Radolfzell, Singen, Hilzingen und Stockach
MM/red (Symbolbild: O. Pugliese)
@Alina Wolf: Mir ist völlig unklar, worin unser Fehler bestehen soll. Wir haben diesen offenen Brief unverändert wiedergegeben. Worin besteht denn Ihrer Meinung nach unser redaktioneller Fehler? Sollte der gesamte Brief etwa eine Fälschung sein?
Dies gilt gleichermaßen für die Schulen. Dort ist die Testpflicht ja bereits eingeführt, was für mich ebenfalls suggeriert, dass auf einmal die Kinder die treibende Kraft in der Pandemie sind, was ja nicht stimmt. Es ist, wie vom Elternbeirat geschrieben, eben einfacher, den Kindern etwas „aufzudrücken“, diese können sich ja selbst nicht wehren.
Bitte den Artikel nochmal genau lesen. Es geht um die Verhältnismäßigkeit.
Wie kann es sein, dass Erwachsene sich freiwillig testen lassen können und in den Urlaub fliegen dürfen, wobei sie auf dem Weg dahin beengt im Flugzeug sitzen, aber Kinder in die Pflicht genommen werden?
Und entschuldigen @Ralph R. Braun, aber die Art der Tests ist für kleine Kinder nicht zweitrangig. Es gibt Kinder, die es nicht ver-/ertragen ein Stäbchen in die Nase gesteckt zu bekommen.
Und by the way: Wäre wir Erwachsenen fähig genug uns an die Richtlinien zu halten, also unsere Kontakte einzuschränken, uns regelmäßig zu testen und vor allem Impftermine wahrzunehmen! dann müsste dieses Theater jetzt nicht sein. Ich kann es verstehen. Es kann einfach nicht sein, dass die Kinder unsere Unfähigkeit die Pandemie einzudämmen ausbaden müssen.
Dieser Artikel ist nicht gegen das Testen, sondern prangert die Unverhältnismäßigkeit an!
Achtung, Falschmeldung der Redaktion. Peinlich ist das! Ich erwarte eine Klarstellung und Entschuldigung beim Gesamtelternbeirat!
Ich verstehe die Argumentation des Gesamtelternbeirats nicht. In den Kindertagesstätten kommen Kinder untereinander und mit den Erziehenden in engen Körperkontakt (anders als in Schulen oder an den meisten anderen Arbeitsplätzen). Um die Übertragung des Virus zu verhindern, müssen Infizierte, ob Kind oder erwachsen, aus der Einrichtung ferngehalten werden.
Freiwillige Tests bzw. „Testangebote“ für zu Hause reichen dazu nicht aus, denn es mag Eltern geben, die warum auch immer ihre Kinder nicht testen oder gar ein infiziertes Kind („Hat halt ein bisschen Husten“) in die Kita schicken, weil sie selbst arbeiten müssen und daheim keine Betreuungsmöglichkeit haben. Wer wollte es ihnen verdenken! Ergo helfen nur verpflichtende Test in den Einrichtungen selbst, das Infektionsrisiko weitestmöglich zu senken. Ob das nun per Nasenbohren geschehen muss oder nicht mit Spucken bzw. Lutschen kinderfreundlichere Varianten praktikabel sind, scheint mir zweitrangig.
Dem Gezeter „Testpflicht oder gar Kitaschließung gefährden frühkindliche Bildung“ halte ich entgegen: In Kitas verbreiten sich Viren so leicht wie kaum irgendwo sonst – um so strenger müssen dort Tests und Schließungen gehandhabt werden.
Es ist eine große Frechheit, hier im Namen aller Eltern zu sprechen. Wir wurden nicht befragt, weder als Eltern, noch als Elternbeirat in der KiTa.
Hier werden persönliche Bedürfnisse und Ängste vorgeschoben um seinen Willen durchzusetzen. Es muss gerade in KiTas und Schulen getestet werden um verborgene (symptomlose) Infektionen aufzudecken.
Was hier nämlich nicht bedacht wird ist die 14 Tage andauernde Quarantäne für alle Kinder, wenn dann eine Infektion nachgewiesen wird.
Bei einer Erörterung würde ich sagen Note 5, Thema verfehlt!
Die Überschrift ist irreführend. Der Gesamtelternbeirat ist gegen verpflichtende Tests., nicht die Eltern. Wir als Eltern wurden gar nicht gefragt und befürworten zumindest persönlich dringend verpflichtende Tests. Wir hoffen, die Stadt Konstanz fällt auf die Scheinargumente des Beirates nicht herein.
@Herrn Ries: ganz offensichtlich geht es in dem angedruckten Brief darum WIE, WO und von WEM, nicht WER getestet werden soll.
Welchen Sinn soll eine Testpflicht ausschließlich für Eltern haben, wenn ein Massenausbruch unter den Kindern und dem Personal in einer Kita verhindert werden soll?