Elternprotest gegen „Schulreform“

Eltern wollen die Schulentwicklung auf der Höri nicht den Politikern überlassen. Eine Initiative organisiert eine Fragebogen-Aktion und eine Podiumsdiskussion. Es regt sich Widerstand gegen die CDU-Schulpolitik: MdL Andreas Hoffmann (CDU) hat wohl auch deshalb die Teilnahme an der Podiumsdiskussion abgesagt und eine Gegenveranstaltung angekündigt.

Die Gaienhofener Hermann-Hesse-Schule soll zur Werkrealschule neuen Typs werden, wenn es nach den Vorstellungen der drei Höri-Bürgermeister und des Landtagsabgeordne¬ten Andreas Hoffmann geht und wenn – dies ist die entscheidende Bedingung – die Schule bis zum Schuljahr 2012/13 die für eine Zweizügigkeit erforderlichen Schülerzahlen aufweist. Hierbei setzen die Politiker auf das Prinzip Hoffnung, denn derzeit ist die Schule einzügig, und auch auf der Höri sinken die Schülerzahlen.

Die Verantwortung für das Gelingen dieser schulpolitischen Wunschvorstellung liege bei den Eltern, so heißt es jetzt nicht nur in Neujahrsansprachen. Die Eltern sollen ihre Kinder auch dann auf die geplante Werkrealschule schicken, wenn diese am Ende der Grundschulzeit eine Realschulempfehlung erhalten. Was aber passiert mit der Hermann-Hesse-Schule, wenn die Eltern dies nicht tun? Bleibt sie als einzügige Hauptschule erhalten? Was wird aus der angedachten Kooperation mit Öhningen? Was wird überhaupt aus dem Schulstandort Höri?

Diese Fragen stellen sich einige Eltern, die sich nach der Infoveranstaltung zum Thema „Neue Werkrealschule“ unter dem Dach des „Bürgerforum Höri“ zu einer Initiative zusam¬mengeschlossen haben und die finden, dass die Schulentwicklung auf dem Lande eine Sa¬che ist, die auch die Eltern angeht. Die Gruppe hat einen Fragebogen entworfen, mit dem sie zunächst einmal Elternwünsche abklären möchte. Dieser Fragebogen kursiert derzeit unter den Eltern von Grundschul- und Kindergartenkindern auf der Höri – und die Initiatorinnen hoffen auf einen möglichst breiten Rücklauf, weil nur dann aussagekräftige Ergebnisse zu erwarten sind.

Außerdem hat das Bürgerforum eine Podiumsdiskussion organisiert, die am Mittwoch, 27. Januar 2010, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus in Gaienhofen stattfinden wird. Thema ist die „Schulent¬wicklung im ländlichen Raum“ – und dabei dann vor allem die Frage, was eine gute Schule ausmacht und welche Wege dahin führen. Außerdem werden an diesem Abend die Ergeb¬nisse der Umfrage vorgestellt.

An der Diskussion zwischen Schulpraktikern und Schulpolitikern nehmen teil: der Haupt¬schulrektor und Initiator des Vereins „Länger gemeinsam lernen“, Rudolf Bosch (Ravens¬burg, Verfasser des offenen Briefs an Kultusminister Rau zur Situation der Hauptschulen), der Vorsitzende des Schulausschusses des Landtags, Norbert Zeller (SPD), und der Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen). Abgesagt hat MdL Andreas Hoffmann (CDU). Moderiert wird die Diskussion vom Bodensee-Korrespondenten der Stuttgarter Zeitung, Wolfgang Messner.

In aller Eile hat die CDU eine Gegenveranstaltung angekündigt; Andreas Hoffmann hat doch Zeit und will mit dem Konstanzer CDU-Chef Müller-Fehrenbach, einem pensionierten Schulrektor, eine Gegenveranstaltung auf der Höri organisieren.

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Autor: PM/hpk