Endgültiges Aus für 85 Beschäftigte in Volkertshausen?

Die Geschäftsleitung der Spinnerei Arlen in Volkertshausen hat in dieser Woche auf der Betriebsversammlung den Beschäftigten mitgeteilt, dass der Geschäftsbetrieb zum 1.August eingestellt werden soll. Nach Aussage der Gesellschafter handelt es sich um eine „reguläre Betriebsstilllegung“. 85 Beschäftigten droht die Arbeitslosigkeit – der Gemeinde ein Kahlschlag.

Damit geht zum großen Bedauern aller Mitarbeiter die 178-jährige Tradition der Spinnerei in Volkertshausen zu Ende. Die umfangreiche Unternehmensgeschichte war von vielen Höhen und Tiefen geprägt, wobei der ständige Kampf der Beschäftigten am Ende doch nicht für das Überleben gereicht hat. Es zeigt sich einmal mehr, dass der Verzicht der Beschäftigten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld seit mehreren Jahren letztendlich ein Unternehmen nicht retten kann.

Die derzeitige Situation in der deutschen Textilbranche wird nicht erst seit heute bestimmt durch einen harten Verdrängungswettbewerb der zahlreichen Konkurrenz, dem die kleine Spinnerei Arlen nicht mehr standhalten konnte. Hinzu kam nach Aussage von Thorsten Schlicht, der zuständigen Verhandlungsführer der IG Metall Singen eine Geschäftsführung, die unfähig war, tragfähige Sanierungskonzepte zu entwickeln. Das Missmanagement der letzten Jahre dürfen nun die Beschäftigten ausbaden.

Die Spinnerei Arlen mit derzeit 85 Beschäftigten wurde erst zum 01.12.2011 Teil der Nexis Natural Fibers GmbH, zu der u. a. auch die Leinfelder Textilwerke GmbH und die Kuspi GmbH (Kulmbacher Spinnerei) gehören. Mit dem Einstieg des neuen Gesellschafters wurden von den Beschäftigten große Hoffnungen verbunden, die nun jäh enttäuscht wurden. Anstatt zu investieren, hat der neue Gesellschafter nach nicht einmal sieben Monaten entschieden, die Spinnerei Arlen abzuwickeln. Zu vermuten ist, „dass mit der Übernahme nur ein lästiger konkurrent ausgeschaltet werden sollte“, so Gewerkschafter Schlicht. „Hier findet eine Marktbereinigung auf dem Rücken der Beschäftigten statt“.

Am 12.07.2012 treffen sich Vertreter der Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat und der IG Metall, um Verhandlungen über einen Interessensausgleich und Sozialplan aufzunehmen. Entscheidend hierbei wird sein, welche finanziellen Mittel von der Gesellschaft zur Ausgestaltung des Sozialplans und einer Beschäftigungsgesellschaft bereitgestellt werden. Hierzu gab es bisher keine belastbaren Aussagen.

Autor: PM

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