Endlich ein Weg über den Münsterplatz

Am frühen Nachmittag gibt es heute noch einen Ortstermin auf dem Münsterplatz. GemeinderätInnen im Technischen und Umweltausschuss (TUA) sollen Vorschläge begutachten, die endlich eine barrierefreie Querung des Münsterplatzes möglich machen. Vier verschiedene Vorschläge macht das Baudezernat – der Stadtseniorenrat (SSR) spricht sich rechtzeitig für Vorschlag Nummer drei aus. Das Positionspapier des Stadtseniorenrates:

„Der Stadtseniorenrat (SSR) geht in seiner Bewertung der Änderungspläne von folgendem aus: Der Münsterplatz ist von überragender historischer und städtebaulicher Bedeutung für unsere Stadt. Kein anderer Platz in unserer Stadt kann diese Bedeutung aufweisen. Er wird von dem größten Bauwerk, dem Münster, im historischen linksrheinischen Stadtgebiet geprägt. Er ist deshalb Anziehungspunkt für jeden Besucher unserer Stadt und er ist für viele Konstanzer Bürgerinnen und Bürger ein regelmäßiges Ziel.

Der Münsterplatz wird aber auch frequentiert als Durchgangsmöglichkeit (künftig wieder vermehrt nach seiner Begehbarmachung auch von mobilitätseingeschränkten Menschen) von der alten Rheinbrücke, vom Stadtteil Paradies und von der Niederburg in Richtung heutiger Stadtmitte. Wegen seinem altstädtischen Flair und mit seinen gastronomischen Angeboten und Einkaufsmöglichkeiten lädt er auch zum Verweilen ein. Dieser Nutzung stand und steht aber seit Jahren der Kopfsteinpflasterbelag entgegen. Die davon ausgehenden erheblichen Behinderungen müssen baldmöglichst beseitigt werden.

Vorschlag drei der Stadtverwaltung
– Neuer Belag an den Randbereichen von der Wessenbergstraße bis zur Gymnasiumsgasse.
– Zusätzliche Querungsmöglichkeit von der Wessenbergstraße zur Brückengasse, die dem Fugenverlauf auf dem Platz folgt und an den bestehenden Profillinien bricht. (Verkürzung der Weglänge um ca. 30m)
– Evtl. Integration des taktilen Modells (Option 3a).
– Barrierefreie Erreichbarkeit aller Niederburggassen sowie aller am Münsterplatz liegenden Gebäude.

Von den vier Änderungsplänen wird der Variante Nr. 3 vom SSR der Vorrang eingeräumt, allerdings mit folgenden Änderungsvorschlägen:

  1. Die Querung von der Wessenbergstraße bis zur Brückengasse muss gleichzeitig erstellt werden wie die Randbereiche entlang den Gebäuden und Gasseneinmündungen. Der Bau der Querung darf nicht einer späteren Prüfung und Entscheidung vorbehalten werden; bitte keine Verzögerungstaktik!
  2. Die Querung ist notwendigerweise ebenfalls wie die Randbereiche mit Sandsteinplatten herzustellen. Kopfsteine, gleich welcher Art, müssen abgelehnt werden.
  3. Die Querung beseitigt die bisher gewollte Verdrängung der mobilitätseingeschränkten Menschen auf die Randbereiche; sie können dann ebenfalls in der Mitte des Platzes und damit in der Mitte der Menschen sich aufhalten.
  4. Die in den Sitzungsvorlagen geäußerten Bedenken gegen diese Querung (Konzentration des Fußgänger- und Radverkehrs) sind berechtigt, aber nicht entscheidungsrelevant. Diese Erwartung auf den gesteigerten Verkehr indiziert geradezu die Notwendigkeit dieser Querung. Die unkorrekt fahrenden Radfahrer können durch endlich wieder einzuführende engmaschige Kontrollen zur Vernunft gebracht werden.
  5. Ein auffallender Mangel aller vier Planentwürfe ist, dass weder der Bereich zum stark frequentierten Haupteingang zum Münster noch der nördliche Seiteneingang an die begehbaren Streifen angeschlossen werden sollen. Wurde das vergessen oder ist das Absicht?
  6. Nirgendwo auf dem Münsterplatz sind Sitzbänke vorhanden und wohl auch nicht eingeplant; warum nicht? Soll der Platz nicht zum Verweilen und zur Begegnung einladen?

Die in den Sitzungsvorlagen genannte Qualität des Platzes (Anlage 3) gibt es noch nicht; sie wird erst erreicht werden, wenn er den Menschen wieder die Freude am Verweilen auf ihm weckt, nicht vorher. Der Münsterplatz war in vielen Jahrhunderten jeweils zeitgemäß eingerichtet. Er muss jetzt endlich wieder eine zeitgemäße Begegnungszone werden.

Konstanz, im Februar 2013 ; gez. D. Schmidt und V. Lerch“